"Er ist vernünftig", wusste schon Bert Brecht, "jeder versteht ihn". Kein Wunder, denn "er ist leicht. Er ist gut für dich", Nur "die Dummköpfe nennen ihn dumm, und die Schmutzigen nennen ihn schmutzig". Dabei ahnt jeder, der kein Ausbeuter ist: "Er ist gegen den Schmutz und gegen die Dummheit." Der gute alte Kommunismus, ein freundlicher Geselle, der nur Gutes im Sinn führt. Jaja, "die Ausbeuter nennen ihn ein Verbrechen"!
Wir aber wissen seit Gesine Lötzsch: "Er ist das Ende der Verbrechen. Er ist keine Tollheit, sondern das Ende der Tollheit. Er ist nicht das Rätsel, sondern die Lösung. Er ist das Einfache, das schwer zu machen ist, wie auch die aktuellen Bilder zeigen, die Die Anmerkung am Rande der großen Luxemburg-Demo in Berlin sichern konnte. "Was unterscheidet eigentlich die Veranstaltung von den Zeiten, als noch Erich und Willy in der ersten Reihe marschierten statt Gregor und Oskar?", fragt der Bloggerkollege, der eigentlich mit wachem Blick durch die Welt geht. Die Antwort ist noch einfacher als der Kommunismus selbst: "Hinter den ersten drei Reihen folge kein Volk mehr auf dem Fuße".
Die Demo aber, sie ist nicht nur neuerstanden als Massenkundgebung ohne Massen, sie zeigt im Detail auch, woran das heute krankt. Marschierten die führenden Genossen früher voller Trauer, aber mit leeren Händen (Bild links) an der Ehrengedenkstätte auf, weil der europäische Winter die volkseigene Blumenzucht nachhaltig behinderte, steht die neue Führungsgeneration der Linken mit Armen voll farbenprächtiger Importpflanzen vor den Gräbern von Karl und Rosa. Der Kapitalismus, nach einer aktuellen Analyse von Gesine Lötzsch nicht in der Lage, "die grundlegenden Probleme der Menschheit" zu lösen, hat offenbar den noch in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft grassierenden Frischblumenmangel behoben.
Mehr erschütternde Wiedergeburten: hier
Und gesungen haben sie wieder, die Genoss_innen Omas und Opas aus der zweiten und dritten Reihe der DDR-Elite und West-68er, die ML-Akademiker, Porschefahrer und Palazzo-Prozzo-Bewohner: "Wir sind die junge Garde des Proletariats".
AntwortenLöschen@nwr
AntwortenLöschenNein, gesungen wurde von der Konserve. "Unsterbliche Opfer". Vom Veteranenchor der Linken oder einem Chor, der sich dieses Timbre übergeholfen hat. Friedhofsmusik eben.
@ppq
Soweit ich weiß, wurden die führenden Genossen dazumal aus Altersgründen von der Kranzschlepppflicht entbunden. Das haben kräftige junge Kerle vom Wachbataillon sowieso erledigt. Oder die Kampfgruppengenossen. Keine Ahnung. Zum Bücken und Kranzschleife ordentlich in Szene setzen hat es auch damals noch gereicht.
Was ich bizarr fand, war was anderes. Aufgerufen wurde zu 9 Uhr und zum stillen Gedenken, seitens der Linken jedenfalls. War ich also 3/4 9 da. Los gings halb zehn und das Seit und Seit und Reih hinter Reih. Bizarr war die demonstrative Demonstration von Einigkeit, wo gar keine Einigkeit da war, wenn ich das herzliche Verhältnis von Gysi und Lafontaine mal ausklammere. Ja, die beiden können miteinander.
Was hindert die Linken eigentlich daran, ihren eigenen Aufruf zum Gedenken ernst zu nehmen. Will heißen, hinfahren, wann es einem beliebt und schweigend eine Nelke oder von mir aus auch einen Kranz darniederzulegen?
Bizarr ist, daß exakt dem gleichen Ritual gehuldigt wird wie damals auch schon, mit den gleichen formalen Anforderungen bzw. Verpflichtungen. Selbst Frau Wagenknecht, sonst Anführerin der Demo, war ja um halb zehn in Reihe drei vor Ort.
Seit an Seit
AntwortenLöschenSoviel zeit für Korrektur muß sein.
Das Bizarre habe ich vielleicht nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht.
AntwortenLöschenEin Parteivorstand ruft das Volk auf, die Gräber still zu bedenken, setzt allerdings für sich selbst vollkommen andere Maßstäbe an, nämlich im Rudel über die Grabstellen herzufallen und sich in bestes Blitzlichtgewitter gerückt zu wissen, um mit zwei unwichtigen Sätzen des Abends im Fernsehen zu erscheinen.
(Kleine Bemerkung am Rande, da ich da durchaus ein wenig Ahnung habe. Es war einer der am schlechtesten besuchten öffentlichen Fototermine, den die Linke je hatte. Sehr bescheidener Besuch seitens der Medien.)
Ach ja, alles was man zu Friedrichsfelde wissen muß, steht auf dem Stein. "Die Toten mahnen uns". Da steht nicht drauf "Diese Toten mahnen uns".
@anmerkung
AntwortenLöschenDas war auch nur eine süffisante Anmerkung, überspitzt und etwas zynisch, aber mit gewissem Wahrheitsgehalt. Denn daß es sich um die junge Garde des Proletariats handelt, ist offensichtlich. Die Metapher mit der "jungen Garde" habe ich übrigens auch nur geklaut aus dem empfehlenswerten Streifen:
http://de.wikipedia.org/wiki/An_die_Grenze
Ja gut, heute mit Blumen. Dafür ohne Kopfbedeckung. Irgendwo hakts immer.
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