Montag, 27. Dezember 2010

Eliten-Theorie vom Edel-Linken

Das hätte Jakob Augstein nicht für möglich gehalten. Wo doch selbst "der Biologenverband sich entsetzt über Sarrazin und seine Rassenthesen äußerte". Trotzdem hat die FAZ es getan. Den Weihnachtsfrieden gestört, der in Form eines großen Schweigens über die "kruden Thesen" des emeritierten Bundesbankers und immer noch aktiven Sozialdemokraten ausgebrochen worden war, nachdem sich gezeigt hatte, dass sich große Teile der Bevölkerung trotz eines einmalig einstimmigen Mediendonnerwetters nicht hatten einschwören lassen wollen auf die Sichtweise, bei Thilo Sarrazin handele es sich um einen "Hetzer", "Ketzer" und "Rassisten" (Sigmar Gabriel u.a.).

"Spiegel"-Erbe Jakob Augstein, dessen größter publizistischer Erfolg die Bekanntgabe war, in Wirklichkeit der leibliche Sohn des Dichters Martin Walser zu sein, würde die Uhr aber nur zu gern zurückdrehen, wie er in einem zähnefletschenden Wutbürgerstück namens "Die FAZ, Sarrazin und Lügen zu Weihnachten" über Sarrazin und die FAZ ausführt. Was waren das für Tage, als Leute wie er einfach so bestimmen konnten, was wie genau diskutiert werden darf in der Gesellschaft!

Wäre es noch so wie damals, der "furchtbare Erfolg" (Augstein) des "bösen Menschen" und "Rassisten" (Augstein) Sarrazin wäre nie eingetreten. So aber ist er da und Augstein, das sprüht ihm aus jeder gehässigen Zeile, ist darob tief verletzt und hochgradig neidisch. Um zu retten, was nicht mehr zu retten ist, flüchtet sich der Edel-Linke mit den geerbten Millionen in eine nach Nazi-Rassismus schmeckende Eliten-Theorie. Der Erfolg des Vielgescholtenen, so analysiert er, ist gar keiner. Denn Sarrazin habe zwar "die Anerkennung des Volkes", nicht aber die der "Menschen, die man die Eliten nennt".

Wer "man" ist, sagt Jakob Augstein nicht, wahrscheinlich aber meint er sich selbst. Denn jetzt, wo klar ist, wo die Eliten stehen, ist Jakob Augstein wieder zufrieden. Die Guten versagen dem "bösen Mann" (Augstein) ihre Liebe und Zuneigung, es folgen ihm nur das dumme Volk, der Plebs, der Pöbel, die Leute, die nicht den "Freitag" lesen, den sich Jakob Augstein als private Kanzler zugelegt hat, um der Welt seine Wahrheit zu predigen.

Die ist einfach zu verstehen: Sarrazin bedient sich, ganz anders als Jakob Augstein, der "Argumentationstechnik des Demagogen", er "bedient sich der Argumentationstechniken, die man von Rechtsradikalen kennt oder von Scientologen", er lügt und leugnet, ihm muss "das Wort entzogen werden" (alle Zitate Augstein). Sonst, das steht da nicht, ist aber zweifellos gemeint, kommen die Falschen ans Ruder, die Rattenfänger, die Volksverderber, die Leute, die reden, wenn sie gar nicht gefragt sind, und womöglich sagen, was gar nicht abgesprochen war.

Hier gilt es einzugreifen, hier muss die Bundesschriftkammer gnadenlos abmahnen und ausmerzen, was nicht mit dem Meinungsgeschmack der Augstein-Elite übereinstimmt. Und das möglichst schnell, denn noch hält er, lobt Jakob Augstein, der "zivilisatorische Konsens in diesem Land", weil "die Eliten einem Rassisten und Kulturchauvinisten die Anerkennung versagen". Noch.

Mehr dazu bei Broder
und Zettel und bei Die Anmerkung

9 Kommentare:

  1. AUGSTEIN VS. AUGSTEIN:

    Der Autor des Blogs „Zettels Raum“ zeigt sehr schön die logischen Widersprüche der „…kruden Thesen…“ von JA auf. Ein sehr lesenswerter Artikel:

    „Zitat des Tages: Augstein über Sarrazin. Ein indiskutabler Artikel, der aber doch einen Kommentar verdient“
    http://zettelsraum.blogspot.com/2010/12/zitat-des-tages-augstein-uber-sarrazin.html

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  2. @uniquolol:

    Danke für den Hinweis! Zettels Raum bringt's einfach auf den Punkt!

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Ganz unten im Blogpost findet man eine Synopse der Sinneswandlungen von Jacob Augstein der Freitag, die ihm in der Zeit zwischen weihnachtlicher Nächstenliebe und weihnachtlichem Streß unter Schreibern ins Gehirn rieselten.

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  5. VolkerStrammDezember 28, 2010

    Habe ich was falsch gemacht?

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  6. VolkerStrammDezember 28, 2010

    Mein Senf von gestern ist nicht mehr da. Nicht dass er literarisch wertvoll war, ich wundere nur

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  7. icheim spamordner nachgeschaut, da ist aber auch nichts von dir. ggl schmeißt ja den ganzen potenzkram und das gespamme für irgendwelche pornseiten automatisch raus, manchmal aber eben auch andere einträge. von dir ist aber wirklich nichts "ausgemerzt" worden, wie der franz müntefering sagen würde

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  8. "ich habe" sollte das heißen

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