Mittwoch, 17. November 2010

Gesänge fremder Völkerschaften: Born to be child

Das hätte der Thüringer Steppenwolf Joachim Krauledat nie gedacht, dass seine große Hymne eines Tages von Finninnen gespielt zurückkehrt in die verlorene Region, die er kurz vor dem Mauerbau verließ, um als John Kay in Amerika Rockstar zu werden. Doch die Welt ist ein Dorf und seit dem bayrischen Volksentscheid über Rauchverbote gilt überall "I like smoke and lightning / Heavy metal thunder / Racin' with the wind / And the feelin' that I'm under", wie Krauledat es einst zu schrummigem Gitarrengetöse niederschrieb. Peter Fondas Outlaw-Opus „Easy Rider" hat das "Born to be wild" aus Thüringen in den USA zur Hymne gemacht, mit der beginnenden Globalisierung kam das Lied zurück nach Europa, irgendwie geriet es auch der finnischen Musikerin Katri Kussimäki ins Gehör, die freiwillig in Berlin lebt und dort eine Art kleiner Band betreibt, die sie der Einfachheit halber auch "Kuusimäki" nennt

Im mitteldeutschen Krisengebiet kommt es prima an, wenn Blondinen vom spärlichen Publikum fordern "Yeah Darlin' go make it happen / Take the world in a love embrace / Fire all of your guns at once / And explode into space". Der sprichwörtliche Sud von der Saale, ein Menschengemisch aus früh vergreisten Punks, junggebliebenen Flaschenkindern und Stimmungspassanten, die ihren Glühwein intravenös genommen haben, tanzt erfreut über eine der vielen Freiflächen, die nach sechs Jahrzehnten ungebremster Abwanderung überall rechts wie links der "Straße der Gewalt" klaffen wie schlecht geklammerte offene Brüche. "Born to be child", singt der Mann im Hirtenmantel immer wieder, derweil er sich um sich selbst dreht wie die deutsche Politik, "born to be child". Kinderweinen macht Frauen singen, glaubte Oma noch zu wissen. Finnensingen aber macht Männer zu Kindern, lehrt Krauledat in der Saalestadt.

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5 Kommentare:

  1. "Bporn to be wild"

    kein schlechter Vertipper

    ja, ppq geht dahin wo´s wehtut, immer wieder, dahin wo die ersten gerichtsmediziner schon umfallen

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  2. Über die Musik leg ich mal meinen Tinitus. Die künstlerische Volksschaffe war jedoch eine Augenweide. Schön, sowas wieder mal gesehen zu haben. Schön, zu wissen, es gibt ihn ja doch, diesen Rand der Gesellschafft, diese ihr könnt mich mal usw., von dem die Zeitungen immer ihre langweiligen Artikel beziehen.

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  3. Sensationell auch der reibungslose Übergang zu Nothing Else Matters oder "muuten se laskee", wie die Finnen das singen (könnten).

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  4. ja, unsere menschen (erich honecker) machen auch mich stets aufs neue stolz

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