Er verbot jeden Vergleich verschiedener Diktaturen in seinem Bundesland, wusste von nichts, als ein bestechlicher Spitzenbeamter im Innenministerium befördert werden sollte, trieb über Monate unbeirrt die Endlösung der Battke-Frage voran und als ihm der Wind in der Landespolitik immer schärfer ins Gesicht wahrte, beschloß Rüdiger Erben, sein Glück zwischendurch mal wieder auf einem Bürgermeisterstuhl ganz tief unten in der Provinz zu parken, um wiederzukommen, wenn das Volk ihn ruft.
Ein Plan, der nun schon an der ersten Hürde ins Stolpern kam. Bei der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters des Örtchens Teuchern, einer 10.000-Seelen-Gemeinde an der berühmten Straße der Gewalt, unterlag der SPD-Hoffnungsträger einem parteilosen Sekundarschullehrer. Erben, kleingewachsenes Schwergewicht der Sozialdemokratie im westlichsten der östlichen Bundesländer, erhielt nur knapp 47 Prozent der Stimmen, sein Konkurrent mehr als 53 Prozent.
Beim ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte Erben (im Bild zweite Reihe Mitte) noch mit 37,94 zu 21,93 Prozent vor Puschendorf gelegen, dann allerdings erschütterte die Affäre Püschel die ortsansässige Parteigruppe, deren Chef der Multifunktionär ist: Ein SPD-Ortbürgermeister hatte gewagt, auf der Besucherbühne am NPD-Parteitag im nahegelegenen Hohenmölsen teilzunehmen, satt wie Erbven angenommen hatte gemeinsam mit CDU-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer und anderen Landespolitikern gegen die Austragung der Veranstaltung zu protestieren.
Als Püschel nach seiner Hospitation beim Feind auch noch reportierte, es seien dort keine Hitlergüße gezeigt und keine kleinen Demokraten gefressen, dafür aber allerlei Sachen gesagt worden, "die ich auch unterschreiben hätte können", ließ der noch amtierende Vize-Chef des Landes-SPD den "Tagesspiegel" in Berlin wissen: „Ich bin entsetzt“.
Von Entsetzten aber möchten die meisten Menschen im Burgenlandkreis offenbar nicht regiert werden. Erben will sein Amt als Staatssekretär nun doch bis zum Ende der Wahlperiode behalten, parallel dazu werde er um ein Landtagsmandat kämpfen. Klappt es damit nicht, bringt der studierte Verwaltungswissenschaftler aber schon aufgrund seines Parteibuches alles mit, um mit dem immer noch vakanten Posten des Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen versorgt zu werden.
Ein Stasi-Experte in seinem Element
Unvergleichlich: Diktaturen hier und dort
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