Verheerendes Zeugnis für das nach rechts gerückte Deutschland, das eben noch bundesweite schröckliche Schlagzeilen machte. Ganz hinten, im beinahe schon Kleingedruckten der Rechtsrutsch-Studie, die Leipziger Forscher im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammenfragten, finden sich empörende Einblicke in die wahre Geisteswelt der Deutschen im 20. Jahr nach dem "Anschluss" (Matthias Platzeck) der wirtschaftlich und ideologisch gescheiterten planwirtschaftlichen DDR.
Seite 126 zeigt, dass die DDR in den Köpfen und Herzen der Menschen in Ost wie West weiterlebt. Mit 28.9 Prozent ist fast jeder dritte Deutsche inzwischen der Meinung, dass die "wichtigsten Wirtschaftsunternehmen müssen verstaatlicht werden" müssen. Offenbar eine Lehre aus der führenden Rolle, die die staatlichen Landesbanken bei der Durchführung der letzten Wirtschaftskrise einnehmen konnten. Wobei ein wenig Sehnsucht auch eine Rolle spielen könnte: Vor allem viele ältere Menschen denken mit Wehmut an die schöne Zeit zurück, als die Deutsche Telekom noch ein hundertprozentiges Staatsunternehmen war, ein Ortsgespräch 20 Pfennig kostete und ein Ferngespräch auch nur ein paar Mark.
Klar scheint den Betroffenen, dass ihre Stimme wie in der vor allem auch in Radegast, Greifswald und Oldenburg vieldiskutierten Angelegenheit "Stuttgart 21" auch in in diesem Falle vermutlich nicht gehört werden wird. "Wirkliche Demokratie ist erst möglich, wenn es keinen Kapitalismus mehr gibt", sagen unzitiert von allen großen deutschen Qualitätszitierern 30.9 Prozent der Mitbürger, die von den Leipziger Rechtsforschern vernommen wurden. Das klingt apathisch, klingt, als würden alle alles unwidersprochen hinnehmen wollen.
Doch ein Fünkchen Hoffnung auf ein besseres Leben in einer besseren Welt macht die Friedrich-Ebert-Stiftung allen, die nicht den schnellen Rechtsextremismus auf den vorderen Seiten suchen, sondern sich Zeit lassen, bis sie die Linksromantik jenseits der Seite 100 finden: "Der Sozialismus ist im Grunde eine gute Idee, die nur schlecht ausgeführt wurde" - das war wahr, als Egon Krenz seinen Abschied einreichte, und es bleibt wahr bis heute. Zumindest für 46 Prozent aller Deutschen, die gern dabei wären, wenn wir es alle einfach noch mal zu versuchen, aber diesmal richtig.
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