Montag, 20. September 2010
Jagd auf einen Unsichtbaren
Fast wäre sie wirklich vergessen worden, die Suche nach dem geheimnisvollen Schlangenmenschen, der den Passauer Polizeichef Alois Mannichl von nicht einmal ganz zwei Jahren in einer Nacht- und Nebenaktion mit dessen eigenen Lebkuchenmesser hatte ermorden wollen. Damals war das eine Staatsaffäre, die von einer "neuen Qualität rechtsradikaler Gewalt" kündete und die Ermittlungsbehörden für wenigstens vier Wochen beschäftigte wie kein anderer Fall seit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer durch die RAF. Später war gelegentlich noch von Umgruppierungen innerhalb der Ermittlungsgruppen, wechselnden Zuständigkeiten, Krankenhausbesuchen und gesicherten DNA-Spuren die Rede. Dann aber verschwand der Mannichl-Fall aus der Berichterstattung.
Bis jetzt endlich die "Bild"-Zeitung" , ein Fachmagazin für vergessene Geschichte, sich an den geheimnisvollsten Angriff eines einzelnen Rechtsextremen auf einen hohen Repräsentanten des Staates erinnert. "Die Ermittlungen gehen weiter", tröstet das Blatt alle Krimifans, die bisher vergeblich auf eine Aufklärung gehofft hatten. Nach wie vor gebe es zwar "keine heiße Spur von dem gesuchten Täter" mit der auffälligen grünen Gesichtstätowierung. "Dennoch geben die Ermittler nicht auf." Die Sonderkommission untersuche immer noch einzelne Details, habe Passaus Leitender Oberstaatsanwalt Helmut Walch gesagt, ohne darauf einzugehen, ob die Wochen nach der Tat auf einer Ausfallstraße gesicherten Zigarettenkippen und Dreiradtrümmer eine Hilfe bei der Tätersuche gewesen sind. „Es taucht hier und da immer wieder einmal ein neuer Hinweis auf, dem man dann nachgeht.”
Bei der noch laufenden Arbeit gehen die Ermittler offenbar inzwischen davon aus, dass ein Rechtsradikaler mit Migrationshintergrund der Täter sein könnte. Es würden auch Personen aus anderen europäischen Staaten überprüft, ließ Walch wissen. Das Feierabendfahndungsboard PPQ hatte schon früh auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es sich bei dem Mörder auch um das wütende Opfer eines irren Tätowierers oder einen im Alltag unsichtbaren Maori-Häuptling gehandelt haben kann.
Zitat: "Bei der noch laufenden Arbeit würden auch Personen aus anderen europäischen Staaten überprüft."
AntwortenLöschenWurden eigentlich mal alle Ampelmännchen dahingehend überprüft, ob sie ein stichfestes Alibi haben?
Früher hätte man gesagt:
AntwortenLöschenBILD - was soll man da erwarten.
Heute findet sich die gleiche Qualität in SPIEGEL, ZEIT, SZ, FR, ...
Was mich immer noch interessiert, wie in Deutschland die Gleichschaltung durchgesetzt wird.
Ich meine, es kann ja nicht sein, dass 99% der Reporter so dämlich sind und den Fake nicht erkennen.
Es muss da irgendeinen Mechanismus im Hintergrund geben, den ich nicht durchschauhe.
Nicht durchschaue?
AntwortenLöschenDas Prinzip ist doch denkbar einfach: Wer ausschert, der fliegt, wer sich nicht anpaßt, wird ausgestoßen. Wes Brot ich eß', des Lied ich sing. Des Kaisers neue Kleider usw. usw.
"Ich meine, es kann ja nicht sein, dass 99% der Reporter so dämlich sind und den Fake nicht erkennen."
AntwortenLöschenAuferstanden aus Ruinen ...
Irgendein Journalist hat(te) über seinen Beruf und diesen und jenen Vorgang ein Buch geschrieben. Ganz am Rande ... vielleicht eine Seite .. kommt er auf *Sebnitz* zu sprechen und trägt vor, daß bereits nach drei Sätzen von Mutter K-A die versammelte Pressemeute wußte, daß es sich um eine Ente handelt.
Ja, Journalisten sind keine Intelligenzbestien - aber sie sind auch nicht gans doff. Es ist wahrscheinlich eine Mischung: Anpassung, Geltungstrieb, Korrumpierbarkeit, Schere im Kopf.
"daß bereits nach drei Sätzen von Mutter K-A die versammelte Pressemeute wußte, daß es sich um eine Ente handelt."
AntwortenLöschenEben.
Wie geht das, dass trotzdem alle lügen.
OK, Druck von oben.
Aber wer ist oben? Wer orchestriert das alles?
"Wer orchestriert das alles?"
AntwortenLöschenDas Orchester selbst. Der Ablauf ist doch immer der gleiche:
Einer wagt gewagte Thesen, ein Empörungsmedium nimmt das Thema empört auf, alle Skribenten der Einheitspresse empören sich mit. Schert einer aus, würde er ebenso fertig gemacht, zumindest aber als "nicht ernstnehmbar" negiert. Wo soll denn da eine Verschwörung sein? Das ist archaisches Rudelverhalten - wer sich nicht anpaßt, wird werggebissen.
Das ist genau der Menschenschlag, der bis 1945 den Endsieg predigte und in der DDR gegen Fluchtverbrecher hetzte. Und das nicht nur aus Zwang, weil ihnen jemand eine Pistole an die Schläfe hielt.
Journalisten sind Nutten, mal mit diesem, mal mit jenem, je nachdem, wer zahlt (und Karriere verspricht). Sie sind eigentlich ganz arme Schweine.
beeindruckend zutreffende analyse. gratulation
AntwortenLöschen"Das ist archaisches Rudelverhalten"
AntwortenLöschen"Journalisten sind Nutten"
Sicher, sicher.
Aber war das wirklich schon immer so schlimm?
Ich meine jetzt nicht die Zeit, wo tatsächlich von Reichspropagandaministerium oder Politbüro von oben nach unten durchgestellt wurde. Da wäre ich auch Nutte (wenn ich je als Reporter gearbeitet hätte) gewesen. Man will ja nicht im Knast verfaulen.
Ich meine die angeblich freie Gesellschaft.
Der SPIEGEL war doch nicht schon immer so versyhpt wie heute, da gab es doch auch mal Gescheites, ja, nach heutigen Maßstäben nachgerade rechtsradikales.
Beides heute unvorstellbar.
Irgendwas schlimmes ist passiert.