So groß, wie der Großhandel heute ist, war er damals natürlich nicht. Die DDR war ein kleines Land mit kleinem Warenangebot, in den Regalen der Läden war nur eines immer da - nichts. Die Verteilung konnte so auf wenig Raum organisiert werden: Ein Komplex aus Pappbaracken, gruppiert um einen luftigen Hof mit Standard-Gehwegplatten, reichte völlig aus, den Beschäftigten des VEB Großhandel ein angemessenes Refugium zu bieten. Zentral geplant und straff in Listen erfasst beschickten die Kolleginnen und Kollegen von hier aus virtuell HO-Gaststätten und Konsumverkaufsstellen. Waren mussten dazu, das ist wie heute in der Amazon-Zentrale, nie bewegt werden.
Dennoch war das virtuelle Verwaltungsvermögen für unsichtbare Bestände nicht genug, das Barackenimperium über die Zeiten zu retten. Als die westlichen Ladenketten einfielen, die volkseigenen Lieferanten sich reihenweise abmeldeten und Konfitüre aus Oebisfelde so gefragt war wie die Pest, schlossen sich die Pforten des volkseigenen Betriebes, an dem nicht mehr nur das Volk kein Eigentum mehr haben wollte, sondern auch kein westlicher Investor.
Zwanzig Jahre später sind von der Schaltstelle für Bückwaren und Überflüssiges, Begehrtes und nie Gesehenes nur ein paar halbzerschlagene Häuslein geblieben, in denen sich verrottetes Papier zu mit dem Wechsel der Jahreszeiten zu dicken Packen von steinartiger Konsistenz zusammengebacken hat. Ein Großhandel für den Geruch der Geschichte ist das, für die Zwergenhaftigkeit des Landes, in dem er einst eine wichtige Rolle spielte. An den Wänden, über den letzten naturbelassenen Bahnen originaler DDR-Bürotapete, die üblichen Legastheniker-Schriftzüge, in den Ecken Kippen, Notdurft und verrostete Büchsen. Die Konkurrenz, die den Platz hierfür bereitet hat, zieht nach: Der Metro-Konzern schließt seinen Großmarkt Ende kommenden Monats, 141 Arbeitsplätze werden gestrichen. sobald die neue Ruine etwas Patina angesetzt hat mehr hier im Rahmen der PPQ-Serie Abriss-Exkursionen.
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