Freitag, 30. Juli 2010

Wir saufen schneller aus

In Fußballfankreisen und bei den Darstellern der traditionellen Castor-Blockaden in jedem herbst sind sie schon lange Legende, jetzt aber hat Sachsen-Anhalts Bereitschaftspolizei ihre Visitenkarte auch in Hamburg abgegeben - und nicht irgendwo, sondern im piekfeinen Steigenberger-Hotel. Hier musste eine Polizeihundertschaft des beliebten
Innenministers Holger Hövelmann untergebracht werden, nachdem sie den Kollegen aus der Hansestadt beim Niederschlagen von Aufständen im berüchtigten Schanzenviertel zur Hand gegangen war. Nach Dienstschluß ließen die Beamten das Erlebte dann erstmal bei ein paar gepflegten Bieren sacken, so oft kommen Landesbedienstete aus dem Armenhaus Deutschland schließlich nicht in Luxusabsteigen mit Zimmerpreisen von 120 Euro unter.

Nach einem Bericht des "Abendblattes" machten die Einsatzkräfte, die zu Vorzugsraten von 99 Euro die Nacht untergebracht waren, dort weiter, wo der beliebte Rapper Snoop Dogg vor Jahren in Halle nach der vollständigen Vernichtung eines örtlichen Hotelzimmers aufgehört hatte: Nachdem die rund 100 Beamten gegen 23 Uhr aus dem Einsatz entlassen worden waren, fuhren sie zur Unterkunft und ließen dort die Sau raus. "Bis in den frühen Morgen störten stark angetrunkene Polizeibeamte die Gäste durch Lärmbelästigung", empört sich eine Augenzeugin im Abendblatt. Die Beamten seien grölend und Bier trinkend durch die Flure getorkelt, hätten eine Hochzeitsgesellschaft gestört und Hotelangestellte verbal attackiert. Augenzeugen berichteten laut NDR auch, dass es "richtig zur Sache ging". Ein volltrunkener Beamter in Uniform erbrach sich auf dem Hotelflur.

Getreu dem von Landesheraldikern aus dem Landesmotto "Wir stehen früher auf" entwickelten Truppenmotto "Wir saufen schneller aus" sei eine Situation entstanden, in der die Hotelleitung beinahe den Notruf 110 gewählt hätte, um die Polizei zu Hilfe zu rufen, gestand eine Hamburger Polizeisprecherin. "Dass sich Polizisten, die bei uns zu Gast sind, so undiszipliniert verhalten, habe ich noch nie erlebt", entrüstet sich auch Hoteldiektor Rolf Haug.

"Es handelt sich um einen bedauerlichen Vorfall, der mittlerweile mit dem Hotel geklärt worden ist", beruhigt Polizeisprecher Mirko Streiber, während Hövelmanns Sprecher sich freut, dass "der Magdeburger Polizeidirektor sich bereits in einem Brief für das peinliche Verhalten der Beamten entschuldigt" hat. Erst kürzlich war der Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt, der ebenfalls dem ehemaligen NVA-Politoffiziert Holger Hövelmann untersteht, verfassungsfeindlicher Bestrebungen überführt worden.

Nach der freihändigen Herstellung von Verbrechenszahlen durch den Minister selbst seien die Beamten deshalb wohl zu verunsichert gewesen, "sich dem Ambiente entsprechend zu verhalten. Bislang wissen wir aber nicht, ob Alkoholkonsum bei den Vorfällen eine Rolle gespielt hat", sagte ein Sprecher. Hamburg hat unterdessen erklärt, künftig keine Polizeieinheiten aus Sachsen-Anhalt mehr zur Verstärkung heranziehen zu wollen, weil sich die Sicherheit durch deren Einsatz nicht erhöhe, sondern sinke.

5 Kommentare:

  1. Gustav FröhlichJuli 30, 2010

    zumindest stehen ursache und verantwortung sofort fest und es gibt keinen tanz ums goldene kalb. peinliches verhalten als folge von menschlichem versagen .. oder neutraler formuliert: menschlicher schwäche!!

    aber vor sowas sind wild zuckende raver ja gott sei dank gefeit..

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  2. Wenn sie immer wie Arschlöcher behandelt werden, können sie sich auch so benehmen. Ich habe damit kein Problem.

    Die Polizisten werden es auch überleben, nicht mehr nach Hamburg gerufen werden, um die Hamburger vor den Folgen ihrer eigenen Politik zu schützen.
    Niedersachsen schiebt sie beim Castortransport schon länger in Randregionen ab, wo kaum Gefahr von Kontakt mit "engagierten Bürgern" besteht.

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  3. Noch was zum Thema:

    Hamburgs Polizei soll bis zu 400 Stellen streichen
    Einsparungen von rund 22 Millionen Euro geplant …

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  4. zum "landes-motto": da unser schnuckeliges sachsen-anhalt die niedrigste suizidrate hat: "wir halten länger durch!"

    beste grüße!

    tobsen

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  5. hier sterben sie ja auch früher, also quasi ehe sie sich umbringen können

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