Samstag, 24. Juli 2010

Wichtigtuerin aus Weltfremdenhausen

Da sitzt sie nun, ein Alptraum an bräsiger Selbstgerechtigkeit, das Haar offen, der Blick verkniffen. Hanna Poddig hat es mal wieder ins Fernsehen geschafft, diesmal zu Maybritt Illner, die das absurde Thema "Ist die Hitze schon der Weltuntergang" mit der hauptberuflichen Aussteigerin diskutieren will. Poddig, nach eigener Auskunft "Vollzeitaktivistin" im Kampf für eine bessere Welt, ist die erste Adresse für schlechtes Gewissen in Deutschland. In unbekümmerter Verlogenheit fletzt die junge Frau aus Schweinfurt im Gebührensessel, das Haar offen, die blitzende Zahnleiste dokumentiert jahrelange intensive Zuwendung eines Arztes, dem alles an Technik zur Verfügung stand, was die moderne Zahnmedizin hergibt. Hanna Poddig lächelt weißglänzend, als sie fordert, die Menschen müssten verzichten lernen, weil sonst die Erde untergehe. Wer ein Handy in Deutschland kaufe, so hat sie herausgefunden, sei für die Vernichtung der Natur durch den Abbau seltener Erden verantwortlich.

Hanna Poddig nicht. An den Füßen trägt die 25-jährige Apokalyptikerin, die von den weggeworfenen Resten der zusehends verarmenden Mehrheitsgesellschaft zu leben vorgibt, heute ein paar grasgrüne Chucks. US-Schuhe, hergestellt aus Gummi aus südamerikanischem Tiefseeöl und türkischer Baumwolle, die in Bangladesh vernäht wurde, ehe eine Fabrik in Indonesien alles zusammenklebte. Daran ist Hanna Poddig nicht schuld. Sie hat die Schuhe sicher irgendwo aus dem Müll geklaubt wie der große Original-Schenker ÖffÖff. Denn sie hält "einen Ausstieg aus dem momentanen business as usual für notwendig", wie sie später im ZDF-Chat verkünden wird. Wenn doch nur alle Menschen ihre Schuhe aus dem Müllkübel ihres Nachbarn sammeln würde! Wie schön könnte doch die Welt sein!

Jetzt ist aber erstmal Märchenstunde mit der antiautoritären Grinsebacke, die schon mal ein Buch mit dem Titel "Radikal mutig: Meine Anleitung zum Anderssein" geschrieben hat und seitdem als Koryphäe für wirre Weltverweigerung gilt. Die Medienarbeiterin mit der guten Botschaft, für die Polizisten generell Angehörige einer "kriminellen Vereinigung" (Poddig) sind, verbreitet durch ihre schiere Anwesenheit schlechtes Gewissen um sich: Sie muss doch ran, wenn Castoren zu blockieren sind, sie muss sich radikal gentechnikfrei ernähren, sie quittiert Hinweise darauf, dass guter Wille allein keine Welt ändere, mit kopfschüttelndem Zweifel.

Eine Glaubenskriegerin im deutschen Fernsehen, ausgewiesen mit Abitur und abgebrochenem Studium, unterwegs als Marketingagentur für ein Leben im Märchenwald aus Öko und Bio, genfrei und glutenarm. Mit ihrer Maite-Kelly-Gedächtnisfrisur, einer recht mutwilligen Wiederaufführung der Wildwest-Perücke der Laura Ingall aus "Unsere kleine Farm", demonstriert Hanna Poddig zeitlose Engstirnigkeit. Da sie keinen Bock hat, die Welt zu nehmen, wie sie ist, wird diese Welt sich ändern müssen, soll sie Gnade finden vor den Augen der Medienarbeiterin, die in einer "12er-Veganer-WG" (taz) lebt und "viele Bedürfnisse einfach nicht hat", die andere meinen haben zu müssen.

Da müssen die sich eben mal ändern, sagt Hanna Poddig, der die Grundrechte anderer sowenig bedeuten wie Grundgesetz und Meinungsfreiheit. Umerziehung ist ihre Aufgabe, die Drohung mit der Klimapeitsche ihre Methode. Als der Kommunismus unter der Last der eigenen Verbrechen zusammenbrach, war die Wichtigtuerin aus Weltfremdenhausen vier Jahre alt, seitdem, so fühlt sie es, ist die Situation auf der Welt immer nur schlimmer geworden. Poddig erinnert keinen Eisernen Vorhang und keinen Quecksilbersee von Bitterfeld, sie weiß nichts von Buna und Leuna, von Giftgasfrabiken in der Sowjetunion, von Schüssen an der Mauer, von Gefängnisstrafen für Straßenmusikanten und Studienverbot wegen Schallplattenschmuggel. Aus ihrer Sicht, der Sicht eines verzogenen Wohlstandbauchkindes aus dem tiefen Westen, dessen einziges Leid stets darin bestand, die Geige selbst zur Klavierstunde tragen zu müssen, wird alles immer nur schlimmer. Alle fortlaufend
immer ärmer, die Umwelt immer kaputter. Der Planet, von Medienarbeitern schon Mitte der 50er Jahre für immer totgesagt, immer töter. Das Klima außer Rand und Band. Und selbst Gerechtigkeit noch ungerecht bis dort hinaus.

Sie hat keine Argumente, keine Fakten, sie weiß von nichts und das nicht mal genau. Aber sie ist, wie die wundervollen Aeronauten seinerzeit so zutreffend sangen, zuverlässig "Gegen alles", emanzipiert von Inhalt und Sinn, losgelöst von Fakt und Wirklichkeit. Ein Indentifizierungsangebot auf amöbischer Ebene, wer Bauchgrummeln hat wegen irgednetwas irgendwo, ist hier herzlich eingeladen, die Patschhände aneinanderzuhauen: Wir müssen das Klima retten, wir müssen das Wachstum anders definieren, Wohlstand muss wieder heißen, dass man sich manchmal eine warme Suppe leisten kann und als Fortschritt reicht es völlig, wenn alles so bleibt.

Solche finsteren Figuren mit solchen fürchterlichen Frisuren füllen im Gebührenfernsehen die Hauptsendezeit, wenn Adolf Hitler Sommerpause macht. Nach Sendeschluß bekommt das Kampagnen-Girlie der außerparlamentarischen Anmaßung sogar noch Sendezeit im GEZ-Internet. Dort stellt die "engagierte Antimilitaristin" (Selbstbeschreibung) die Grundzüge ihrer Gesellschaftsutopie vor - ein Land, indem "Menschen gleichberechtigt auf Augenhöhe miteinander koopetrieren können" (O-Ton), schreibt sie an einem Computer, der ganz ohne seltene Erden erbaut wurde; in einem Chat, der völlig ohne Atomstrom um die Erde geht. Gemeint ist "also eine Welt ohne Zwangskollektive, Staaten, Nationen oder Grenzen". Wer dort das Sagen hat? Naheliegend: "Ich bin kein Fan von Demokratie", gesteht die künftige Königin von Deutschland, "weil ich das Prinzip Herrschaft ablehne".

11 Kommentare:

  1. VolkerStrammJuli 24, 2010

    Offenbar hast Du stärkere Nerven als unsereiner. Ich tu mir Illner & Co. schon lange nicht mehr an, weil ich das einfach nicht verkrafte.
    Und wenn ich beim zappen zufällig mal über so eine Verdummungssendung stolpere - höchsten 3 Minuten, länger geht nicht.

    Das wirklich wichtige wird gar nicht erst gesendet - oder zur Primetime 00:15Uhr.

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  2. Stimme aus dem KissenJuli 24, 2010

    "Radikal mutig" heißt ihr Buch, was allerdings offenbar wie Blei in den Regalen liegt, denn trotz ihrer penetranten TV-Talk-Auftritte interessiert sich offenbar keine Sau für die Weltverbesserungsmaßnahmen aus dem Hause Poddig.

    Es ist ja auch nicht "radikal mutig". Es ist ungefähr so radikal mutig wie zu sagen "Ich habe Hundebabies" gern. Nämlich überhaupt nicht mutig, sondern da nickt jeder. Für Umweltschutz sein kommt immer gut. Viel mutiger wäre es, sich hinzustellen und zu sagen, man wäre für Atomkraft oder für grüne Gentechnik oder für die Klimaerwärmung. DAS wäre radikal mutig.

    Poddig hat mal gesagt, sie möchte auf eine "nicht Gewinne machenden" Bauernhof leben. So wie fast alle Beamtenkinder und Kinder von Leuten, die vom Staat leben, denkt sie, dass das Geld aus dem Bankomaten kommt und dass jemand, der einen Gewerbeschein hat und keine Verluste machen will, eine Unternehmersau ist, der für Tod und Teufel verantwortlich ist (Regenwaldrodung, hungernde Kinder, soziale Ungerechtigkeit, Fußpilz, Krätze und fade Suppe).

    Also denn mal Hanna Poddig: viel Glück auf dem nicht-Gewinne-machenden Bauenhof. Aber nicht, dass da mal das Dach kaputt geht oder der Tierarzt kommen muss, weil ein Kälbchen in der Kuh quer liegt oder mal ein Traktor repariert werden muss. Ach nee, ich Dummerchen, die pflügen natürlich mit dem Pferdepflug.

    Der einzige Grund, wieso diese unsagbar dumme Nuss immerzu im TV auftritt ist, dass die Alt-68er in den Rundfunkräten genau auf solche naiven, blondhaarigen, idealistischen dummen Trinen abfahren.

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  3. exakt so sieht es aus. ich staune nur immer, mit welcher selbstverständlichkeit solche klopsblöden gestalten ihre unbildung gassi führen, halbhine, halbgebildet, aber selbstgewiss bis zur arroganz. die könnte keine erdbeerpflückerbrigade leiten, tut aber so, als habe sie den marschallstab zur erlösung der gesamten erde im jackwolfskin-tornister

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  4. Stimme aus dem KissenJuli 24, 2010

    Ich habe vor jeder Klippschülerin, die sich entschließt, eine gewinnbringende Pommesbude zu wuppen mehr Respekt als vor dieser sich selbst zur Heiligen Johanna hochstilisierenden Poddig, der es im Grunde nur darum geht, sich mit jedem Satz auf irgendeinen Sockel zu stellen, gleichzeitig natürlich mit Entwertung aller anderen Menschen: "ICH bin ja nicht materiell veranlagt", "ICH kümmere mich um die Umwelt", "MIR ist es ja nicht egal, ob andere an Hunger sterben". Usw. usw.

    Womit sie ja sagen will, dass alle anderen Menschen materielle, gefühlskalte, verrohte, ellenbogenmäßig Arschgeigen sind. Nur sie nicht. Klar.

    Die Frau ist einfach nur bis über die Ohren versnobt. Obendrein ist ihr parasitärer Lebensstil lächerlich, denn sie kann ihn nur praktizieren, solange andere genau den Lebensstil praktizieren, den sie kritisiert, also in Supermärkten einkaufen, Klamotten kaufen bei Firmen die - ogottogott - Gewinne machen und global handeln usw. usw.

    Jeder Bauer, der sich das Mutter-Teresa-Gesülze von dieser Frau anhört, fällt doch vom Stuhl vor Lachen. Die würde doch nicht mal das erste Jahr in ihrem Nicht-Gewinne-Bauernhof überleben. Die ist doch zu doof, ein Huhn hochzuheben. Der wünscht man eine Woche Regen, eine saftige Kartoffelfäule, eine Mäuseplage im Wurzelgemüse und eine Armada von Kohlweißlingen im Kohl, und sie wird nach ihren beamteten Eltern heulen.

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  5. Da sieht sich jemand Ill-Britt Mayner an.
    Herzliches Beileid!

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  6. Da ist mir wer zuvor gekommen. Ich kann das nur dahingehend verstehen, daß man aus beruflichen Gründen, also Groschen verdienen, die Sendung anschauen mußte und einem dabei der gutbürgerliche Puls dermaßen in die Höhe schnellte, daß dies mittels einer Kurzgeshcichte wieder reguliert wurde.

    Also wenn diese Puddingbirne, der Jaenicke und der Latif zusammen in einer Sendung sitzen... Sich diesen Film in die Birne zu ziehen, das ist schon eine gehörige Portion Masochismus.

    Respekt jenen, die das abkönnen.

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  7. Stimme aus dem KissenJuli 24, 2010

    @ Die Anmerkung

    Ich habe mir genau aus dem Grund das auch gar nicht angeguckt, eben wegen der Besetzung.

    Die Heilige Johanna der Müllcontainer habe ich aber schon zweimal woanders gesehen.

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  8. diese kleine Politnutte ist gefährlich .

    Im Namen der "Verteilungsgerechtigkeit" und des gender-Multikulturalismus wird noch viel Unrecht geschehen .

    katerhamburg@googlemail.com

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  9. @ppq:
    klopsblöden gestalten mit selbstgewissheit bis zur arroganz - siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Dunning%E2%80%93Kruger_effect

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  10. sher schön. eine überzeugende erklärg hier der direkte link

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