Es war ein Riesenschock für alle Fliesenfans, als ein bekanntes Kunstmagazin vor einigen Wochen auszog, dem Kachelmann von Halle die Maske vom Gesicht zu reißen. Über Jahre hinweg hatte der kunstsinnige Fassadendesperado Halles bröcklige Außenmauern fast im Alleingang saniert, indem er ihnen detailverliebt gestaltete Fliesenkunstwerke aufklebte - immer das große Ziel im Blick, das das heißt, Halle als erster komplett neuverfliester Stadt weltweit den lange verdienten Platz in der Unesco-Weltkulturerbeliste zu verschaffen.
Statt großer Ehre aber kam großer Ärger auf den talentierten Star der Altstadtgestaltung in Ostfliesland zu. Im grellen Licht der Öffentlichkeit blieb dem liebevoll Kachel Gott genannten Lieferanten aller Einzelstücke der von PPQ über lange Jahre gemeinsam mit dem Webriesen Google eingerichteten Online-Galerie nur noch, sich eine Kachel vor den Kopf zu halten. Und dann in ein ausgedehntes künstlerisches Schweigen zu verfallen.
Das aber scheint nun beendet, wie ein Team aus Feldforscher-Volunteers entdeckte. Am Steintor, einem historisch auch kacheleologisch hochinteressanten Platz, in dessen Mitte sich bis heute imposante Fragmente einer frühzeitlichen Doppelklebung finden (Bild links), hat der Kachelmann, der ja eigentlich ein Kollektiv ist wie Jogis Team, wieder zugeklebt. Die neue Sehenswürdigkeit entstammt allem Anschein nach der erst im Frühjahr neueingeführten Halbrund-Kantenserie, die mit wilder Farbigkeit und strukturierten Linien erstmals abweicht vom klassizistischen Kachel-Quadrat. Die weltweite Fangemeinde der enigmatischen Künstlergruppe sieht es aus nah und fern gleich fasziniert, das große Kulturmagazin, das die Kachel erstmals auch in kunstfernen Schichten popularisiert hat, sollte ein Follow-Up in Angriff nehmen: Fliesen statt Fussball, Kleben statt Kicken und wenn Sie Gott heißen, nenen Sie Ihren Sohn Kachel!
Eigene Funde können wie stets direkt an politplatschquatsch@gmail.com geleitet werden, jeder Fund wird von uns auf Wunsch mit einem mundnachgemalten Kunstdruck der inzwischen von Kachel-Gegnern vernichteten Ur-Fliese prämiert.
die is ja schön!
AntwortenLöschenähm, ein kunstwerk eben!
AntwortenLöschenEs gibt Werke, die warten und lange unverstanden bleiben, weil sie die Antwort auf Fragen bringen, die noch nicht gestellt wurden.
AntwortenLöschenOscar Wilde