Es war das Wochenende direkt nach der Aschemonster-Katastrophe, das Wochenende also direkt vor dem Griechenland-Desaster, das Wochenende somit, an dem die Welt im Golf von Mexiko unterging. Der Ölteppich dort breite sich "schneller aus als befürchtet", tickerte die Qualitätsnachrichtensendung Tagesschau begeistert, wenig später hieß es sogar, die Ölpest am Golf von Mexiko breite sich "rasant" aus: "Fast 10.000 Quadratkilometer misst der Ölteppich vor der Südküste der USA inzwischen - das ist nahezu die Hälfte der Fläche Hessens", fand sich auch gleich ein passender Vergleichmaßstab, um das Ausmaß an Verseuchung plastisch zu machen. Noch deutlicher macht es dieser Vergleich: Der ganze Golf von Mexiko ist nur 75 mal größer als ganz Hessen, also nur 150 Mal größer als der Ölteppich - dieser bedeckt als tatsächlich 0,66 Prozent der Gesamtfläche des Gewässers.
Passenderweise erreichte er am 2. Mai um 21.55 Uhr dann auch noch "die Küste Lousianas und das Mississippi-Delta": "US-Naturschützer fürchten schlimmste Umweltkatstrophe seit Jahrzehnten", meldete die Aktuelle Kamera prompt und zeigte einen ölverschmierten Vogel, über den ein engagiert schauendes Umweltschutzmädchen sagte, man werde ihn "mit klarem Wasser abwaschen", um das Öl zu beseitigen. Dabei müsse aber versucht werden, vorsichtig vorzugehen, um die Schutzschicht im Federkleid nicht zu beschädigen.
So wie klares Wasser seit Menschengedenken als probates Mittel gegen Schmierölflecke gilt, so gilt das Streben der Tagesschau der Wahrheit. Wie der Vogel sich ölig machen konnte, obwohl doch noch vier Tage später nirgendwo Öl an der Küste angespült wurde, bleibt unaufgeklärt. Ist er verölt aus der halbhessengroßen Lache herausgeflogen? Oder hat ihn die leutlesig lächelnde Umweltschutzfrau mit Schmiere von der Tankstelle auf Opfer geschminkt? Die Süddeutsche Zeitung jedenfalls meldet erst drei Tage später wird melden können Erste Opfer unter Vögeln - auch das ein Rätsel, denn nach Angaben der "Zeit" hält auch vier Tage später noch "Günstiger Wind hält das Öl von der Küste fern", die es nach "Tagesschau"-Angaben ja schon längst erreicht hatte.
Das aber ist nach der Hauptausgabe vom 4.5. nur eine "Atempause" - "noch gebe es "keine Hinweise darauf, dass Ölklumpen die Küste erreicht" hätten, heißt es da, jetzt auch wieder ohne Vogelbild. Das Tier wird wohl genug gebadet haben.
Tagesschau und Wirklichkeit stimmen nicht überein? Um so schlimmer für die Wirklichkeit!
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschennaja, die tagesschau versucht dann eben später quasi durch wegschweigen davon abzulenken, dass sie mit den nachrichten schon weiter war als die wirklichkeit. ist ja aber auch so, die meldung, mutter, das öl ist da, transportiert sich schneller um die welt als das öl selbst an die küste schwappen kann.
AntwortenLöschenwas hessen betrifft, verstehe ich nicht, warum sie hessen genommen haben. als größenvergleich hätte sich doch bremen noch viel mehr angeboten - da wäre der ölteppich im vergleich glatt 180 mal größer gewesen
ganz lustig: auf Deutschlandfunk diskutieren grade ein paar meeresbiologen darüber, daß man den ölteppich auch mit spüli auflösen kann..notfalls bringt henkel einen ölteppichreiniger auf den markt..
AntwortenLöschenachso: vor arizona wurde eine tote wasserschildkröte gefunden..man könne aber nicht beantworten, ob sie am alter oder am öl gestorben sei
reicht es nicht, wenn man das meer mit klarem wasser durchspült?
AntwortenLöschen