Er ist der Helene Hegemann des internationalen Islamismus, ein Gotteskrieger mit ausgeprägter Kommaschwäche, gut am Maschinengewehr, aber ganz schwach bei der Frage, wann er "dass" und wann er doch besser "das" schreiben sollte.
Eric Breiniger zog aus, die Welt von "Kuffar" genannten Ungläubigen zu befreien, er nannte sich "Abdul Ghaffar El Almani" und starb, ehe er sein Lebensbekenntnis "Mein Weg nach Jannah" beenden konnte. Die Glaubensbrüder des gottesfürchtigen Saarländers stellten die in Stunden lähmender Langeweile in den islamistischen Terrorlagers Waziristans entstandene Kampfschrift des treuen Gefolgsmannes des Propheten nach dessen blutiger Himmelfahrt zum kostenlosen Download bereit. Die deutsche Qualitätspresse entdeckte daraufhin sofort "ein Dokument aus dem Inneren des Dschihadismus" (Der Spiegel), geschrieben von einem "Blitzradikalisierten voller Hass auf die Ungläubigen" (Die Zeit). Vorsichtshalber aber verlinkte niemand auf "die bizarren Memoiren des in Pakistan erschossenen Deutschen" (Die Zeit), denn die Angst geht um: Wie schnell könnten andere durch die laterale Lyrik des wirren Abschreibtischtäters blitzradikalisiert werden? Die Feder ist mächtiger als das Schwert, selbst wenn sie einem Teil-Legastheniker gehört!
Dabei erzählen die 106 Seiten aus dem Hause "Elif Media" die tragikkomische Geschichte eines kleinen Jungen, der gern Großes erreichen möchte, dabei aber immer wieder an seiner eigenen Unfähigkeit scheitert. Breininger, nach eigener Aussage aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen, treibt ziellos durchs Leben, bis er rein zufällig einen gläubigen Moslem trifft. Der erst macht ihn mit dem Glauben bekannt - und aus ihm auch gleich einen islamistischen Rechtsgelehrten.
Er selbst hat Hinweise wie "Und wir entsandten vor dir keinen Rasu, ohne ihm einzugeben, dass Iaa iLaaha außer mir, also macht Ibadah für Mich" und "Sie werden morgens und abends dem Feuer ausgesetzt sein und an dem Tag, wenn die Stunde anbricht wird gesagt: Lasst Pharaos Leute zur qualvollsten Strafe antreten" verinnerlicht. Eben noch trinkt er Bier und hat eine Freundin, schon hat er die überredet, "den Islam anzunehmen", ein Kopftuch zu tragen und mit ihm zusammen zu beten. Nach nicht einmal vier Monaten hält sich der Flaumbart dann für einen Mann auf direktem Weg zur Heiligkeit: Er trennt sich von seiner - ihm inzwischen auf gut arabisch angetrauten - Frau, weil die immer noch zur Disko geht, er bespricht mit "Brüdern" die Frage des Monotheismus und fühlt in sich den Drang, die unterdrückte islamische Welt zu befreien.
Seine vermeintliche Biografie muss Mullah Maulheld Breininger nach dem Kurzstudium einer deutschen Notfassung des Koran nicht mal mehr selbst schreiben - über weite Teile pinselt er einfach wortwörtlich Suren und Mohammed-Zitate, Rechtsgutachten hierzulande unbekannter Scheichs und Reden rätselhafter Imane ab. So füllt sich Seite um Seite mit absurdesten Erörterungen, nur gelegentlich unterbrochen von tatsächlich amüsanten eigenen Erlebnissen des selbsternannten Dschihadisten. Dessen Weg in den Kampf etwa führt über zahlreiche Umwege: Sein erster Plan, nach Algerien zu gehen, um Arabisch zu lernen, scheitert am Morgen der Abfahrt, weil ihm ein algerischer Bekannter verrät, dass er in Algerien gar keine Sprachschule finden werde. Breininger entscheidet sich nun kurzfristig für Ägypten als Startrampe in die Dschihadistenkarriere. Doch er landet in Hurghada, obwohl er nach Kairo wollte. Als er nach einer langen Busfahrt endlich dort ankommt, machen gerade alle Sprachschulen zu, weil Ramadan beginnt.
So geht es immer weiter mit Pleiten, Pech und Pannen. Kaum gesellt sich ein deutscher Kampfgenosse zu ihm, beschließen beide, nach Afghanistan zu gehen, um die "Kreuzritter" anzugreifen. Es wird ein Flug in den Iran gebucht, allerdings stellt Breiniger beim Blick auf das Ticket fest, dass die Maschine im saudi-arabischen Riad landen wird und nicht in Teheran. Also neue Tickets gekauft, diesmal aber dürfen die beiden Gotteskrieger nicht mit, weil ihnen das Visum fehlt.
Breininger erzählt all das in Schulaufsatzform, versetzt mit zahllosen Spezialbegriffen aus der Gedankenwelt des Heiligen Krieges und immer wieder unterbrochen von seitenlangen wirren Suren, in denen der "Erhabene sagt: Dann werdet ihr gewiss am tage der Auferstehung erweckt werden", ohne zu erwähnen, was mit "dann" gemeint ist.
Eric Breininger glaubte es noch zu wissen. Versteckt unter einer eigens angefrtigten Burka gelangt er endlich nach Afghanistan, der anfangs mitreisende Terrorkumpel ist da schon umgekehrt. Mit zusammengebissenen Zähnen übersteht der Saarländer nun seine Terror-Ausbildung, umgeben von Kollegen mit selbstgebastelten Namen wie "Said Al-Kurdi" und "Abu Muslim". "Fajr-Gebet, für das Frühstück eine Minute Zeit zum Essen, nach dem Essen Waffenkunde", beschreibt Breininger seinen Tagesablauf. Nachmittags, nach dem "Asr-gebet und wieder eine Minute Zeit zum essen" ist Waffenkunde mit "Abfragung - nicht gewusst = Strafe", schreibt der einsame deutsche Dschihadist zufrieden.
Erreichen die Missbrauchsskandale jetzt etwa auch die Moslems? Muss Osama Bin Laden wegen ein paar Watschn zurücktreten? Nein, Eric Breininger hält die andere Wange hin: Seine Brüder seien "wie Perlen" gewesen, lobt er mit homoerotischem Unterton, das ist dann schon kurz vor der ersten "Amelia", wie die "Bombardierungen gegen die Kreuzzügler" nach Breiningers Ansicht genannt werden sollen. Mit Hurra geht es in den Kampf, dann schießen die Kuffar zurück, "also blieb uns nichts anderes übrig als in die entgegengesetzte Richtung zu gehen". Später dann stellt sich "auf dem Nachhauseweg heraus, dass keiner so recht wusste, wo wir waren", schreibt Breininger, "wir liefen Stunden durch die Berge, bis die Nacht anbrach." Aber Eigenlos stinkt ja nicht: "Das war eine von vielen gersegneten Operationen, an denen ich teilnehmen durfte", schwärmt der Heilige Krieger.
Dem die Unterstützung des Kampfes aus Deutschland gar nicht gefällt. "Zur Zeit erhalten wir fast gar keine Spenden aus Deutschland, obwohl das ein sehr wohlhabendes Land ist", klagt er. Wenn die Geschwister nur einen Döner weniger in der Woche kaufen würden, könne man mit dem Geld "beinahe 20 Sniper-Kugeln kaufen, "um damit die Kuffar zu bekämpfen". Die andere große Sehnsucht ist die nach einer Frau, der Breininger den Himmel auf Erden verspricht: Die Schwestern lernten hier den Umgang mit Schusswaffen, die Kinder wüchsen fernab vom Kuffr der westlichen gesellschaft auf. "Hier gibt es keinben Schulzwang, wo Kinder gezwungen werden Evolutionslüge zu lernen", lockt er Interessentinnen. Besonders schön sei, dass die Kinder der Mujaheddin mehrsprachig aufwüchsen, mit Waffen umgehen könnten und so zu einer "ganz besonderen Generation von Terroristen" (Breininger) würden, die "in keiner Datenbank der feinde Allahs erfasst ist". So könnten sie sich "hervorragend tarnen, die Länder der Kuffar unauffällig infiltrieren und "so Angst und Terror in ihren Herzen sähen" (Rechtschreibung Breininger).
Wie sie wegen fehlender Personaldokumente an der Grenze angehalten werden, muss Eric Breininger zu Glück nicht mehr erleben: Er hat bei einem Gefecht in der Nähe der pakistanischen Stadt Mir Ali gefunden, was er suchte: Eine Kugel für seinen Kopf. Die Terrorkollegen waren begistert: "Die Deutschlandvertretung der Taifatul Mansura gratuliert den gefallenen Brüdern aus Deutschland zu ihrem Märtyrertod".
wunderbarer text. ganz groß.
AntwortenLöschenvielen dank, obwohl ich das naturgemäß anders sehe. bei der vorlage bleibt dem autoren ja nicht viel zu tun
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