Samstag, 3. April 2010

Keiner will es nicht gewesen sein

Der Mann saß neben ihr, während sie sturzbetrunken ihr Auto über eine rote Ampel lenkte. Die Polizei kam, die Bischöfin musste pusten, ein Polizist verkaufte das Blasergebnis an die Bildzeitung - und noch Wochen vor der großen Mißbrauchsdebatte hatte Deutschland seinen ersten großen Kirchenskandal: "Komasaufen in der Kirche", hieß es bei PPQ mit großer Sympathie, denn "Ein bisschen Glas muss sein".

Komischerweise verschwand der Beifahrer der bedröhnten Kirchenfürstin spurlos. Kein Name, kein Hinweis, nur Gerüchte. Die aber waren so heiß, dass keine große Qualitätszeitung auch nur andeutungsweise versuchte, ihnen nachzugehen: Hannover, Protestanten, Klüngel, Niedersachsen. Kein Thema.

Es zu einem zu machen, musste erst der mutmaßliche Beifahrer selbst. Gerhard Schröder, der Käßmann bei ihrer Amtseinführung gleich zweimal mit "Sehr geehrter lieber Herr Landesbischof" angesprochen hatte, holte seine größte Trommel aus dem Schrank holen: Wie damals, als Gerhard Schröder gerichtlich durchsetzte, dass niemand behaupten dürfe, er färbe sein Haar, weil er es tatsächlich nur getönt hatte, versucht er jetzt dem bloggenden Anwalt Joachim Steinhöfel untersagen zu lassen, ihn als den Beifahrer der betrunkenen Bischöfin zu nennen, die nach Ansicht der Grünen-Politikerin Antje Vollmer "etwas schönes Flirrendes und Verführerisches" hat. Steinhöfel solle einen entsprechenden Blogeintrag löschen, fordert Schröder, der weiß, dass er damit seine Chancen verbessert, überall als mutmaßlicher Beifahrer genannt zu werden, der nicht genannt werden will.

"Too late", singen die Schweden von den Shout Out Louds in unserem, ganz und gar Gerd Schröder gewidmeten Video (oben), "the word is already in your mouth. I can hear it comin out towards me". Und der Ex-Kanzler scheint zu antworten: "Shut up. I don't want to hear a single word." Wobei die Wahrheit wohl wie immer in der Mitte liegt, medial gesehen: Medial gesehen kommt die Schröder-Geschichte sechs Wochen nach dem Saufgeständnis "Too late. Too slow", wie die angenehm brummige Shout-Out-Louds-Nummer heißt.

6 Kommentare:

  1. Ich wollte ja schon vor zwei Tagen was zu dem Clip schreiben, als er kurzzeitig unter anderer Thematik kurzzeitig online war.

    Dieser Text hier ist natürlich weitaus treffsicherer formuliert. Köstlich.

    Anfragen wollte ich vor 2 Tagen nächstens eigentlich: Was ist das für ein billiger HD-Filmapparat, der die Bauchtänzerin vor der Bühne nur ab und zu und in weiter Ferne erwischt? Dafür benötigt man doch kein HD.

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  2. die mühle hat ne macke. aber nicht mehr lange

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  3. Ich sollte zukünftig präziser fragen. Ich meinte, die nette Bauchtänzerin zu der Musik hätte auch den ganzen Clip ausfüllen können. Der Kameramann hat die ganze Zeit mal das, mal jenes, mal was anderes usw. im Okular gehabt und seine Gedanken ganz woanders, statt sich auf das wesentliche der Performance, den Bauchtanz, zu konzentrieren.

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  4. der bauchtänzer war trunken

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  5. wenn schröder der beifahrer gewesen sein sollte, wird die von autorinnenkollektiv dr. hilde benjamin vermutete zionistische verschwörung gegen unliebsame kritiker der us-kriegspolitik noch einmal unterstrichen.

    mittlerweile haben wir auch herausgefunden, dass der krater zwischen bernburg und peißen folge eines us-gesteuerten anschlags christlicher fundamentalisten auf den lovemobil-park am ortseingang war. sie haben offenbar nur die karte falsch rum gehalten.

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  6. das sieht den amis ähnlich. wollten wohl gazprom einen reinwürgen. aber nicht mit uns, genossen!

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