Seit Jahren hält sich leider hartnäckig das Gerücht, dass die bis zuletzt für den Frieden in der Welt kämpfende Freie Deutsche Jugend im vereinigten Deutschland verboten sei. Das Bürgerfrageportal Abgeordnetenwatch, nach dunklen Jahren krawallartiger Kritikattacken auf schwerarbeitende Volksvertreter inzwischen direkt dem Bundestag unterstellt, hat jetzt aber dankenswerterweise klar gemacht, dass dem keineswegs so ist.
Dabei nutzte die bei Experten als dünnste Nahtstelle zwischen Volk und seinen herausragendsten Vertretern wie Dieter "Trallafitti" Wiefelspütz geltende Seite geschickt eine recht unbotmäßige Frage an die sozialdemokratische Parlamentarierin Daniela Kolbe, einem schmucken Fratz mit erziehungsberechtigtem Lehrerinnenlächeln.
"Sehr geehrte Frau Kolbe", hatte ein angeblicher Bürger der Leipziger Abgeordneten in klar provokativer Absicht geschrieben, wie schon die Anrede verdeutlicht. "Sie demonstrierten kürzlich beim Leipziger Ostermarsch auf dem Nikolaikirchhof mit, neben ihnen nahmen an der Demo auch sechs Demonstranten in FDJ-Hemden teil." Er wolle nun einfach nur wissen, ob der am Todestag der DDR gerade zehn Jahre alten Kämpferin für mehr soziale Rechte "die Bedeutung der "FDJ" während der DDR bewußt" sei oder ob Daniela Kolbe "diese Organisation nicht kenne", bei der es sich seines erlebten Wissens nach um eine Vereinigung gehandelt habe, für die "de fakto eine Zwangsmitgliedschaft für alle DDR-Jugendlichen ab der 8. Klasse" galt.
Der zornige Zeitzeuge klärt Kolbe dann vorsichtshalber auf: "Die FDJ wurde für die vormilitärische Ausbildung genutzt", schwört er, auch habe es "Fahnenappelle und Zivilverteidigungslager" gegeben. "Nicht zuletzt wurde in den 80er Jahren in FDJ-Versammlungen der Afghanistan-Einmarsch der Sowjets unterstützt."
Der Fragesteller staunt nun: "Heute demonstrieren Sie mit Ewiggestrigen derselben Organisation für das Ende des Afghanistaneinsatzes? Ist es Ihnen denn völlig egal, mit wem Sie zusammen auf die Straße gehen?" Heilige der Zweck hier gar die Mittel?
Daniela Kolbe hätte nun sicherlich gern aus ihrer Zeit bei den Jungpionieren erzählt, ihre Erinnerungen an Fahnenapelle im tiefsten Thüringen und Halstuchknoten zu Besten gegeben. Allein, es kommt nicht dazu. Denn Abgeordnetenwatch schreitet umgehend scharf ein: "Vielen Dank für Ihre Nachricht an Frau Daniela Kolbe", heißt es, "aber wir müssen Ihnen mitteilen, dass wir Ihre Nachricht in der vorliegenden Version nicht freischalten können". Der Fragesteller sei "auf unserer Plattform unter verschiedenen Namen aufgetreten", habe eine sicherlich intensive Prüfung der IP-Adressen und Email-Einträge der Nutzer ergeben. Das gehe ja nun gar nicht, der wenn nicht fragt, bleibt dumm und wer seinen richtigen Namen nicht sagt erst recht. Damit wolle man den Dialog zwischen Fragestellern und Abgeordneten "auf gleicher Augenhöhe gewährleisten und einer möglichen, durch das Medium Internet bedingten, Anonymität vorbeugen".
Im konkreten Falle könne diese beseitigt werden, so heißt es weiter, durch "Belegung Ihrer Identität" durch "Übersendung einer Ausweiskopie per Fax oder eMail".
Sei das erfolgt, benötigten nur noch einige Behauptungen zur FDJ eine ausführliche Belegung "durch Quellen in Form von Zeitungsarktikeln" (abgeordnetenwatch.de). Der Freien Deutschen Jugend einfach nachzusagen, sie habe den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan begrüßt und unterstützt, gehe so nämlich gar nicht. Womöglich komme dann demnächst jemand und behaupte dreist, Kohl, Schäuble und Möllemann sei in Parteispendenaffären verwickelt gewesen, bei Honecker, Mielke und Sindermann handele es sich um mutmaßliche Mitglieder der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Stalin, Hitler und Mao hätten den Mord an Millionen veranlasst.
Nein, da sei ein historisch hochgebildeter Moderator vor, der hier auf Post wartet. Aber "bitte verändern Sie dabei NICHT den Betreff und Ursprungstext der eMail, damit eine zeitnahe Bearbeitung Ihrer Anfrage stattfinden kann".
Ich habe leider meine Brille gerade verlegt und kann die fitzelige Schrift nicht genau dekodieren.
AntwortenLöschenDeswegen eine Frage zur Klärung eines Sachverhaltes. Ist abgeordentenwatch die dümmste oder die dünnste Nahtstelle zwischen dem Volk und den Trallafittis?
dünn, dünn wie ein pergament. und wieso fitzlige schrift? welche bildschirmauflösung? bei mir sind das indestens 12 punkt
AntwortenLöschenmindestens
AntwortenLöschenja, jetzt verstehe ich. bei dir ist sie bold und hier normal. wenn ich mich auskennte, würde ich. die fähigkeit geht mir aber ab
AntwortenLöschenOhne Brille verschwimmen die Buchstaben zu einem Bilderrätsel und bei mir kommt als Lösung immer "dümmste" raus.
AntwortenLöschenKeine Ahnung woran das liegt. Ich geh mal meine Brille suchen und dann schauen wir weiter.
Der Redakteur bei abgeorgendenwatch ist vermutlich nebenberuflich Zensor beim Kommentarbereich des Berliner "Tagesspiegel", der seinen Lesern auch schon mal mitteilt, dass es im Kommentarbereich nicht erlaubt ist zu erwähnen, dass die KZs Buchenwald und Sachsenhausen nach 1945 als Lager noch ein paar Jahre weiterbetrieben wurden und dabei zehntausende von missliebigen Personen wie z. B. solche schlimmen Finger wie Pächter von Äckern zu Tode malträtiert wurden. Die Tagesspiegel-ZensurBerhörde (oder wie ZEIT-Zensor Kuhn es mal wolkig umschrieb: man wolle dem Leser bei der Meinungsbildung behilflich sein) schreibt, man könne die Existenz dieser Lager ja "nicht beweisen". Vermutlich darf man über die Berliner Mauer bald auch nur noch schreiben, wenn man deren Existenz "beweisen" kann. Ein Foto wird allerdings nicht genügen, denn das könnte ja auch eine Mauer in Patagonien oder der Mongolei zeigen. Und wer kann schon sagen, ob die Mauer nicht auch später gebaut wurde. Nebenbei: Ich frage mich langsam, ob abgeordnetenwatch und der Tagesspiegel überhaupt existieren. Also ich meine: wirklich BEWIESEN ist es nicht. Wahrscheinlich ein paar Freaks, die das aus dem Kinderzimmer heraus betreiben und sich jedesmal scheckig lachen, wenn sie ihre Antworten an besorgte Bürger veschicken.
AntwortenLöschenWoran erkennst Du, dass es der Zensor vom Tagesspiegel ist, und nicht der vom SPIEGEL, FOCUS, FR, SZ, taz ...?
AntwortenLöschen.
Habe auch mal versucht, in der ZEIT zu posten. Klar, gelöscht wegen Verallgemeinerung, unstatthaften Nazi-Vergleichen (das Privileg dazu hat nämlich Kramer-Eichmann), Beleidigung.
Hab mich zusammengerissen, trotzdem gelöscht. Begründung:
"Wir wollen das nicht"
hausrecht! eine wunderbare erfindung. das ist wie "gefahr im verzug". plötzlich geht alle, selbst das, was nicht geht
AntwortenLöschen"Vermutlich darf man über die Berliner Mauer bald auch nur noch schreiben, wenn man deren Existenz "beweisen" kann."
AntwortenLöschenWelche Mauer ?
Außerdem könnte man solche Mißverständnisse leicht beenden, wenn demnächst eine Internet-Frage-Unbedenklichkeitsbescheinigung verwendet werden kann, wie sie ein Antifaschismusamt Halle-Nord ausstellen könnte.
Stimmt, Hausrecht. Ist immer so.
AntwortenLöschenDas Lügen wird begründet mit GG Art. 5, die Zensur mit Hausrecht.
Die größte Frechheit:
Die GEZ-Sender begründen die Zensur auch mit Hausrecht.
@ herold: diese aufgabe wird die bundespasswortvergabestelle schon demnächst übernehmen! meldet euch gleich heute an! BPVS
AntwortenLöschenIch jedenfalls kann mich an keine FDJ-Versammlung erinnern, in denen der Afghanistaneinsatz der Sowjetarmee verurteilt worden wäre und auch an Schweigeversammlungen kann ich mich nicht ... aber vielleicht hatten wir damals die FDJ nur falsch verstanden, wie überhaupt damals alles anders praktiziert wurde, als es gemeint war? Zum Beispiel, der proletarische Internationalismus, der hiess womöglich gar nicht, den um ihre Befreiung vom feudalistischen und religiösen Joch kämpfenden Bartträgern zu Hilfe zu eilen und sie zu alphabetisieren und schmucke Kliniken und Bibliotheken zu stiften, sondern dagegen zu protestieren?
AntwortenLöschenJa, KarlEduard, ich kann mich auch an keine Volkskammersitzung erinnern, wo die Abgeordneten der SED/PDS/LINKE Schilder mit den Namen der in Afghanistan getöteten Afghanistanesen gezeigt hätten.
AntwortenLöschenDer Afghanistankrieg wurde in der DDR medial kleingehalten. Aber in der SU ging das ja nicht so einfach (die Leuten wollten schon wissen, warum die Landeskinder von der verkrüppelt oder tot zurückkamen). Jedenfalls wurde im Sputnik schon Anfang der 80er erklärt, dass man die Menschen dort vor den Bärtigen (nein, nicht vor Fidel!) beschützen muss.
Manchmal ärgert man sich über das Altpapierrecycling; würde nämlich der LINKEN gern politischen Nachhilfeunterricht geben.
amüsant geschrieben, abgesehen von der politischen ausrichtung.
AntwortenLöschen"politischen ausrichtung"?
AntwortenLöschen...abgeordnetenwatch.de kann man inzwischen vergessen.
AntwortenLöschenSinnvolle Fragestellungen sind dort kaum noch möglich.
Ich habe es inzwischen aufgegeben, da man das Gefühl bekommt, dass am anderen Ende der Leitung schon Wiefelspützens Vorzimmerdame sitzt...
"abgesehen von der politischen ausrichtung" soll was heißen?
AntwortenLöschen"politische Ausrichtung" klingt nach Notengebung. Textlicher Gehalt eigentlich Note 1, aber wegen Politlastigkeit auf Note 3 herabgesetzt.
AntwortenLöschenDie ppq-Agentur hätte den Text demokratisch gestalten müssen, dann wäre es eine glatte 0,8 geworden.
Da ihr lernfähig seid, hege ich die Hoffnung, alsbald demokratische Geschichten in diesem Blog lesen zu können. Allerdings nur die erste, dann steig ich aus.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschendemokratie lebt doch vom mitmachen, oder? so habe ich das mal auswendig gelernt und daran halten wir uns sklavisch.
AntwortenLöschenauf dreimal nazibashen kommt hierdeshalb immer zweimal fdj-kritik, dann folgt ein mahnender text richtung etablierte parteien, nicht die bodenhaftung zu verlieren, anschließend dann etwas kultur, der sport und das wetter.
aber sollen wir das vielleicht künftig farblich markieren? die antinazitexte vielleicht braun, die zurückhaltend-nachdenklichen vorsicht-vor-links-sachen rot usw.? was haltet ihr davon? lupe, wäre das was?
dann bräuchte man nicht mehr lesen, nicht mehr denken, und könnte durch bloßes abzählen die politische ausrichtung gut finden oder nicht.
Die Blogampel einzuführen halte ich für eine sehr gute Idee. Dann weiß man viel schneller, analog zum Straßenverkehr und den geplanten ampelhaltigen Lebensmitteln, wie und wo man sich durchs leben hangeln darf. Das würde wirklich eine Menge Lesestoff ersparen.
AntwortenLöschenlass es uns patentieren. "blogampel" halte ich für ein system, an dem die aigner nicht vorbeikann. ich sehe schon eine blogampelkommission vor mir, die aus dem blogampelamt heraus die blogabnahme durchführt und bloggerlizenzen nach dem motto der füheren ddr-musikerpappe vergibt. soviel arbeit und brot für so viele familien
AntwortenLöschenah, BLOGAMPELAMT! ich hau' mich weg! stark, stark -wird meinen wortschatz ab sofort vervollständigen.
AntwortenLöschenBlog'n'Roll liebe PPQ-Gemeinde!
Blogampel ist gut. Dann muß man auch nicht mehr Lesen. Vielleicht der FSK nachempfunden? Aber die Ampelfarben erscheinen am sinnvollsten. Nur am PC ist das so eine Sache. Draußen hischt ja mancher auch schnell bei Rot über die Ampel oder besoffen, wenn keiner hinguckt.
AntwortenLöschenwenns euch recht (oder links) ist, werden wir das vollständige konzept unseres kleinen blogampel-brainstorming demnächst weltweit vorstellen.
AntwortenLöschender fsk-hinweis ist gold wert, da können wir uns dann selbst überwachen, ein blogampelamt als ausgründung des mysteriums für kinderschutz. und wer nicht spurt, kriegt ein braun draufgedrückt
Es wäre gut, wenn bei jedem Artikel dann bei der Blog-Ampel auch der Fett-, Eiweiß- und Zuckergehalt jedes Textes Berücksichtigung fände. Man kann im Sinne des Verbraucherschutzes gar nicht gründlich genug sein. Selbstverständlich ist es dann erforderlich, eine eigene BehördIn zu installieren, die den ordnungsgemäßen Vollzug überprüft. Klingt umständlich, aber wenn es Arbeit schafft und die Leute vom Fernseher wegholt....
AntwortenLöschenbloß nicht vom fernseher wegholen! da tun die miesten den wenigsten schaden.
AntwortenLöschenaber behördIn ist gut. obwohl ich fast meine, es müsste korrekt behördInnen heißen