Freitag, 26. März 2010

Wo winterbleiche Pimmel bammeln

Mit dem ersten Sonnenstrahl sind sie wieder da. Die Frösche. Die Angler. Und die Abenteurer auf der Suche nach Liebe. Am Kanal, einer einst vom heutigen n-tv-Moderator Adolf Hitler in Auftrag gegebenen, von der Arbeiter- und Bauernmacht aber später aus Protest gegen die Vorgängerdiktatur nie zu Ende gebauten Wasserstraße im Weichbild der Stadt Halle, wirft sich der alleinlebende Herr mit seiner mitgebrachten Decke auf den noch feuchten Boden, sobald der letzte Schnee getaut ist. Und sobald sich ein Spaziergänger nähert, hält er sein Gemächt dann stolz wie Bolle in Richtung Gehweg. Hier, wo die winterbleichen Pimmel schon im März zwanglos bammeln, als könne es der Mensch vor Hitze nicht mehr in seinen Unterhosen aushalten, geht es schließlich ums Sehen und erkannt werden. Zufällig jetzt gerade muss er sich strecken, der Herr mit dem Bierbauch, jetzt muss er sein glattrasiertes Genital der Sonne entgegenrecken und sich ein bisschen die Beine vertreten.

Mann darf und muss zeigen, was Mann hat, hier im größten Jagdgebiet der Gleichgeschlechtlichkeit, einem Kontakthof im Grünen, auf dem sich die Bedürftigen wie beiläufig begegnen. Der Kanal, im Staatssozialismus als "Anal-Kanal" in aller Munde, war schon zu DDR-Zeiten das Revier nicht nur von Anglern, sondern auch von Menschenfischern, die fingen und gefangen wurden, dass die Büsche keuchten und die kleinen Baumgruppen ringsum wackelten. Dabei ist es auch geblieben, nachdem Begriffe wie "Cruising" endlich beschreiben, was hier schon immer zu sehen war. Heute stehen am Rande Autos aus der ganzen Region. Und ungerührt, aber ökumenisch sauber getrennt, sitzen Petrijünger zwischen den Kurzzeitpärchen am Ufer der brackigen Wasser, in die niemals jemand steigt. Nicht im März, nicht im August und nicht mal hinterher.

10 Kommentare:

  1. Na nur gut, dass zu unserer Haupt-Kanalzeit das Cruisen noch nicht so angesagt war. Sonst hätte der eine oder andere Kanal-Bader-und-am-Lagerfeuer-Sitzer wohl jetzt vielleicht nicht Frau und zwei Kinder sondern Freund und Adoptivtochter...

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  3. das ist der nachbarkanal,eigentlich die kiesgrube, vor der bahnstrecke. und jede wette: die meisten haben frau und 2 kinder

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  4. aber eben auch tagesfreizeit

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  5. wie hübsch, wenn mann muße hat und zeit

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  6. oh, oh da ist ein schreibfehler freudscher verschreiber, ich kenne mich da nich so aus, aber wirklich ein unbeabsichtigter tippfehler, unglaublich, zu erkennen, oder

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  7. Zustände sind das im mittleren Osten. Igittigitt.

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  8. Tja, Gleichheit allerorten, sollte man da gleich geschlechtlich auch noch werden? Wie ist das dann mit dem Gleichmut? Gleich übermütig? Sexualgleichenfeier? Vor Gott sollen alle gleich sein, andere meinen, ihm sei alles gleich, eine radikale Mindermeinung interpretiert dies als „gleich zuwider“, hat was, diese Interpretation, öh - worum ging‘s?

    Stuff

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  9. soll, es "selbstgeschlechtlich" heißen? ich weiß nicht. das klingt so nach blumen und käfern.

    ich fand lustig, dass da gestern wirklich ein liebevoll handgemaltes hinweisschild mit der aufschrift "anal-verkehr" lag. war aber schon umgefallen. die party war wohl vorüber

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