Es gibt kaum jemanden, der härter arbeitet als er. Dabei ist Andreas Kallenberg, ausgebildeter Maurer, Klempner und Schweißer, der am schlechtesten bezahlte Arbeitnehmer Deutschlands: Auf seinem Arbeitsvertrag stehen 140 Stunden Arbeit im Monat, in der Spalte Bezahlung findet sich die sagenhafte Summe von 280 Euro.
Kallenbach, 42 Jahre alt und Familienvater mit vier Kindern, hat damit kein Problem. Bei der Agentur für Arbeit, sagt er, hätten sie ihn zwar mal gefragt, warum er das mache, für so wenig Geld zu arbeiten. Aber er hat ihnen gesagt, dass er ja immerhin zwei Euro die Stunde bekomme - doppelt soviel wie die 1-Euro-Jobber, die das Arbeitsamt selbst vermittle. Daraufhin, sagt er, "waren die da stille".
Wie es wirklich läuft, darf ja nicht rauskommen. Denn Kallenbach, in der DDR am Aufbau des Atomkrafterkes in Lubmin als Schweißer beteiligt und nach dem Mauerfall jahrelang in verschiedenen Baufirmen beschäftigt, arbeitet nur offiziell 140 Stunden für sein Minigehalt. In Wirklichkeit ist er nur höchstens 70 an seinem Arbeitsplatz. Dadurch, sagt er, bin ich versichert und angemeldet. Wenn er seinem richtigen Vollzeitjob als Schwarzarbeiter nachgeht, steuerfrei und ohne Abgaben. Der Maxi-Job zum Minipreis ist die Tarnung, die ihn vor allen Nachstellungen der Agentur für Arbeit schützt. "Seit ich den habe, lassen die mich mit Qualifizierungsmaßnahmen und Ein-Euro-Job-Angeboten in Frieden."
Kallenbachs Kunden sind Ärzte, Grünen-Politiker, Lehrer und andere Vertreter der Wohlstandsmitte der Gesellschaft, die das Parkett günstig verlegt oder ihr neues 400.000 Euro-Haus am Stadtrand komplett für 2000 Euro tapeziert haben wollen. Moral, so hat der Schwarzarbeiter bemerkt, gibt es hier nicht: "Die wollen alles immer noch billiger und am besten umsonst". Verlange eine richtige Firma zehntausend Euro für einen Auftrag, etwa eine aufwendige Verlegung von Korkparkett in einem fair lebenden Lehrerhaushalt, reiche es nicht, ein Angebot zum halben Preis zu machen. "Die gucken noch pikiert, wenn man sagt, 4000ist die Untergrenze".
An Aufträgen zu solchen Konditionen aber mangelt es nicht. Kallenberg ist täglich sechs, sieben Stunden auf diversen Privatbaustellen unterwegs, im Lieferwagen ohne Firmenaufdruck, mit einer unauffälligen Tüte für die Arbeitsklamotten in der Hand. "Wer im Blaumann draußen rumläuft, ruft ja förmlich "schnappt mich", sagt er. Er lebe nicht schlecht, sagt Andreas Kallenbach, aber er arbeite auch hart dafür. Morgens um sieben geht er aus dem Haus, vor abends 21 Uhr ist er selten zurück. Die vier Euro pro Stunde aus dem offiziellen Job seien eine Art Grundsicherung, aufgestockt wird mit Hartz4, dazu kommt obendrauf ein bisschen Capuccinoschaum aus den diversen Nebenjobs.
"Hätte ich die nicht, könnten wir einpacken." Sein Gewerbe offiziell zu machen, sei kein Ausweg aus dem Leben als Geheimagent im Schwarzarbeitsuntergrund: "Es würde sich dann einfach nicht mehr rechnen", hat Kallenbach festgestellt.
Mit der Gesellschaft hat er so längst abgeschlossen, auch auf die Politik setzt er keine Hoffnungen. Es ist ein Geben und Nehmen zwischen dem Staat und seinen Bürgern: Mit den Hartz-4-Reformen habe die Regierung ihren Wählern, so sieht es Andreas Kallenbach, die Verträge gekündigt, seitdem begegnet der Staat allen mit Misstrauen. Und das mit Recht: Auch Bürger wie er, keine Revolutionäre, keine Staatsfeinde, keine Sozialschmarotzer, versuchen nach Kräften, herauszuholen, was herauszuholen ist. Ein Wechselspiel mit gleichen Interessen. Letztlich versucht der Staat die Menschen zu betrügen, die Menschen nehmen sich darauf das Recht heraus, den Staat zu hintergehen, der wiederum verschärft die Regeln, um die Leute besser betrügen zu können.
Moral kennt niemand mehr. Entbürokratisierung? Steuererleichterungen? Existenzgründerhilfen? Kallenbach denkt an das alternative Lehrerehepaar mit dem Korkparkett und an den Hauskäufer, der 400.000 für eine fürstliche Immobilie hinlegt, um dann in 20-Euro-Schritten über den Preis für das Tapezieren der 200 Quadratmeter zu feilschen. "Keine Chance", sagt er, "sobald ich offiziell wäre, bekäme ich die Aufträge nicht mehr, von denen ich jetzt lebe."
Kallenbach, 42 Jahre alt und Familienvater mit vier Kindern, hat damit kein Problem. Bei der Agentur für Arbeit, sagt er, hätten sie ihn zwar mal gefragt, warum er das mache, für so wenig Geld zu arbeiten. Aber er hat ihnen gesagt, dass er ja immerhin zwei Euro die Stunde bekomme - doppelt soviel wie die 1-Euro-Jobber, die das Arbeitsamt selbst vermittle. Daraufhin, sagt er, "waren die da stille".
Wie es wirklich läuft, darf ja nicht rauskommen. Denn Kallenbach, in der DDR am Aufbau des Atomkrafterkes in Lubmin als Schweißer beteiligt und nach dem Mauerfall jahrelang in verschiedenen Baufirmen beschäftigt, arbeitet nur offiziell 140 Stunden für sein Minigehalt. In Wirklichkeit ist er nur höchstens 70 an seinem Arbeitsplatz. Dadurch, sagt er, bin ich versichert und angemeldet. Wenn er seinem richtigen Vollzeitjob als Schwarzarbeiter nachgeht, steuerfrei und ohne Abgaben. Der Maxi-Job zum Minipreis ist die Tarnung, die ihn vor allen Nachstellungen der Agentur für Arbeit schützt. "Seit ich den habe, lassen die mich mit Qualifizierungsmaßnahmen und Ein-Euro-Job-Angeboten in Frieden."
Kallenbachs Kunden sind Ärzte, Grünen-Politiker, Lehrer und andere Vertreter der Wohlstandsmitte der Gesellschaft, die das Parkett günstig verlegt oder ihr neues 400.000 Euro-Haus am Stadtrand komplett für 2000 Euro tapeziert haben wollen. Moral, so hat der Schwarzarbeiter bemerkt, gibt es hier nicht: "Die wollen alles immer noch billiger und am besten umsonst". Verlange eine richtige Firma zehntausend Euro für einen Auftrag, etwa eine aufwendige Verlegung von Korkparkett in einem fair lebenden Lehrerhaushalt, reiche es nicht, ein Angebot zum halben Preis zu machen. "Die gucken noch pikiert, wenn man sagt, 4000ist die Untergrenze".
An Aufträgen zu solchen Konditionen aber mangelt es nicht. Kallenberg ist täglich sechs, sieben Stunden auf diversen Privatbaustellen unterwegs, im Lieferwagen ohne Firmenaufdruck, mit einer unauffälligen Tüte für die Arbeitsklamotten in der Hand. "Wer im Blaumann draußen rumläuft, ruft ja förmlich "schnappt mich", sagt er. Er lebe nicht schlecht, sagt Andreas Kallenbach, aber er arbeite auch hart dafür. Morgens um sieben geht er aus dem Haus, vor abends 21 Uhr ist er selten zurück. Die vier Euro pro Stunde aus dem offiziellen Job seien eine Art Grundsicherung, aufgestockt wird mit Hartz4, dazu kommt obendrauf ein bisschen Capuccinoschaum aus den diversen Nebenjobs.
"Hätte ich die nicht, könnten wir einpacken." Sein Gewerbe offiziell zu machen, sei kein Ausweg aus dem Leben als Geheimagent im Schwarzarbeitsuntergrund: "Es würde sich dann einfach nicht mehr rechnen", hat Kallenbach festgestellt.
Mit der Gesellschaft hat er so längst abgeschlossen, auch auf die Politik setzt er keine Hoffnungen. Es ist ein Geben und Nehmen zwischen dem Staat und seinen Bürgern: Mit den Hartz-4-Reformen habe die Regierung ihren Wählern, so sieht es Andreas Kallenbach, die Verträge gekündigt, seitdem begegnet der Staat allen mit Misstrauen. Und das mit Recht: Auch Bürger wie er, keine Revolutionäre, keine Staatsfeinde, keine Sozialschmarotzer, versuchen nach Kräften, herauszuholen, was herauszuholen ist. Ein Wechselspiel mit gleichen Interessen. Letztlich versucht der Staat die Menschen zu betrügen, die Menschen nehmen sich darauf das Recht heraus, den Staat zu hintergehen, der wiederum verschärft die Regeln, um die Leute besser betrügen zu können.
Moral kennt niemand mehr. Entbürokratisierung? Steuererleichterungen? Existenzgründerhilfen? Kallenbach denkt an das alternative Lehrerehepaar mit dem Korkparkett und an den Hauskäufer, der 400.000 für eine fürstliche Immobilie hinlegt, um dann in 20-Euro-Schritten über den Preis für das Tapezieren der 200 Quadratmeter zu feilschen. "Keine Chance", sagt er, "sobald ich offiziell wäre, bekäme ich die Aufträge nicht mehr, von denen ich jetzt lebe."
Nett. Gibts da eine Quelle?
AntwortenLöschenJawohl, so macht man das heute. Sind kein Lehrerehepaar - aber unser Haus wurde auch von Freizeithandwerkern im Feierabend fertig gestellt. Das spart neben der Umsatzsteuer auf die Waren und Dienstleistungen auch noch Grunderwerbssteuer auf den Kaufpreis der Immobilie. Die "bürgerliche Mitte", welche Guido so tapfer verteidigt, nimmt sich selbst schon lange was sie kriegen kann.
AntwortenLöschenquelle? hast du was zu bauen? gebe ich gern weiter
AntwortenLöschenNicht nur die bürgerliche Mitte ... auch im liberalen, "alternativ" wählenden digitalen Milieu ist man nur ungern bereit, für "internet" zu bezahlen.
AntwortenLöschenNach meinem Kenntnisstand hat JEDER sächsischer Hauseigentümer "im grenznahen Raum" seinen Jan oder Pavel, der mal schnell "behilflich" ist. Als Steuerhinterziehung würde man das niiiiie bezeichnen. ;-)
Schrecklich das es so weit kommen musste. Aber das sind eben die Auswüchse einer Gesellschaft die an Ihre Löhn und Einkommen erfolgreich nach unten schraubt.
AntwortenLöschenHier siht man wie Harz IV eben den Weg für eine "moderne Sklaverei" geöffnet hat.
@Bernd
AntwortenLöschenSklaverei zu verhamlosen, ist verdamt uncool. ;-)
Einem Herz-Jesu-Sozialisten sehe ich das gerne nach.
Im dargelegten Fall sind Steuern und Abgaben das Problem, die die Löhne unnötig verteuern.
@derherold
Nicht nur die bürgerliche Mitte ... auch im liberalen, "alternativ" wählenden digitalen Milieu ist man nur ungern bereit, für "internet" zu bezahlen.
Nach meinem Kenntnisstand hat JEDER sächsischer Hauseigentümer "im grenznahen Raum" seinen Jan oder Pavel, der mal schnell "behilflich" ist. Als Steuerhinterziehung würde man das niiiiie bezeichnen. ;-)
Nicht bei den Liberalen, sondern bei den "liberals." Was für Isider. ;-)
Ein Lob auf die sächsischen Hauseigentümer, die wissen, dass Steuern Raub sind. Naja, vielleicht trauern die auch einfach nur der DDR mit ihrem grauen und schwarzen Markt nach.
Bernd? Bernd aus dem Halleforum; bist Du es?
AntwortenLöschen*bernd: Schrecklich das es so weit kommen musste. Aber das sind eben die Auswüchse einer Gesellschaft die an Ihre Löhn und Einkommen erfolgreich nach unten schraubt.
AntwortenLöschenHier siht man wie Harz IV eben den Weg für eine "moderne Sklaverei" geöffnet hat.<<<444
um gottes willen, um gottes willen. nicht , nicht, nie, nie, die überhöhten lohnnebenkosten, die der sozialistische umverteilungsstaat braucht um erfolgreich sozialistisch umzuverteilen, ins spiel bringen.gott bewahre !
nie ! venceremos !
Genau. Die, die nach besserer Bezahlung rufen, also nach höheren Löhnen, von den Guten, denen braucht man nur die Frage stellen, welche Maßstäbe für sie ausschlaggebend sind, um sich für den Kauf eines Produkt, Auto, Kleidung, Eigenheim zu entscheiden. Die höheren Löhne der Handwerker, Autobauer oder Textilarbeiterinnen sind es gewiss nicht.
AntwortenLöschen"Das sind eben die Auswüchse einer Gesellschaft die an Ihre Löhne und Einkommen erfolgreich nach unten schraubt."
AntwortenLöschenWie gerade wieder um 1,2 Prozent im öffentlichen Dienst. Wo soll den mehr Binnennachfrage herkommen, wenn da nicht mal zehn, zwölf Prozent drin sind? dann erst fangen doch die Lehrerhaushalte und die Angestellten der Bäderämter an, über einen Drittwagen und ein Zweit-iPhone nachzudenken.
Mehr wollen wir alle, aber sie geben es uns nicht. Warum wohl?
AntwortenLöschenWir sitzen alle im falschen Sessel. Wie man mehr bekommt, wenn man mehr will, ist einfach und verständlich erklärt.
AntwortenLöschenSekretariatszulage heißt neuerdings der goldene Schnitt.