Samstag, 23. Januar 2010
Knapp vorbei ist auch daneben
Der Demokrat Bill Clinton hatte vor zehn Jahren gute Argumente, als er den seit der großen Depression der 30er Jahre geltenden Glass-Steagall-Act aufhob. Der verbot es Investmentbanken, gleichzeitig als Geschäftsbanken zu agieren, andersherum war es Geschäftsbanken und Sparkassen untersagt, Investmentbanking zu betreiben.
Ein Wettbewerbsnachteil für die US-Banken, fand Clinton. Schweizer Konkurrenten und deutsche Institute etwa durften beides sein: Sparkasse mit Filialen und Privatkundengeschäft, das einen steten Strom von Einnahmen generiert. Und Investmenthaus, das bei Unternehmensfusionen und im Börsenhandel das schnelle Geld machen kann. Mehr Sicherheit vor Pleiten versprach sich Clinton, wenn das extrem konjunkturabhängige Investmentgeschäft nicht mehr alleinige Umsatzquelle der Großbanken wäre. Das stetige Privatkundengeschäft würde die Geschäftsverläufe der Institute beruhigen, so hatten Ökonomen herausgefunden, außerdem würden Wettbewerbsnachteile ausgeglichen und damit Pleiten verhindert.
Der Demokrat Barack Obama sieht das zehn Jahre später
genau anders. Obwohl ausgerechnet das Beispiel der deutschen landesbanken, die mangels Privatkundengeschäft zu den größten Zockern an den Finanzmärkten wurden, anderes sagt, will Obama zurück in die 30er. Ökonomen hätten inzwischen herausgefunden, so heißt es, dass eine Trennung des Kredit- und Wertpapiergeschäfts der Banken Pleiten verhindern wird. Obama will nun das, was sein Vorvorgänger aufgehoben hat, wieder einführen. Nie wieder solle ein Geldinstitut den Staat erpressen können, verkündet er - und tut so, als hätte seine Rückkehr zum Glass-Steagall-Act die Pleite von Lehman Bros. verhindern können.
Eine Behauptung, die seit ihrer Verkündigung durch den geschrumpften Messias allenthalben und hocherfreut von deutschen Medien nachgeplappert wird. Die aber davon natürlich nicht wahrer wird. Lehman, die Bank, mit deren Zusammenbruch alles begann, hatte von den Möglichkeiten, Investmentbank und Geschäftsbank gleichermaßen zu sein, nie Gebrauch gemacht. Obamas Ankündigung, die US-Großbanken zurechtstutzen zu wollen, gilt also gar nicht dem nächsten Fall Lehman. Sondern nur dem nächsten Wahltermin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.