Donnerstag, 14. Januar 2010
Fremde Federn
Der erste Befehl, den Barack Obama gab, nachdem er hinter seinem Schreibtisch im Oval Office Platz genommen hatte, war bekanntlich: Das berüchtigte Gefangenenlager in Guantánamo Bay sei so schnell wie möglich zu schließen. Ein Reporter des "Weekly Standard" hat sich nun dort umgetan. Was Thomas Joscelyn bei seinem Besuch nicht vorfand, waren orangefarbene Häftlingskleider und Gefangene, die zusammengekauert mit Augenbinden auf der Erde knien mussten. Das Lager, in dem jene unwürdige Szene sich abspielte, war nur vier Monate lang geöffnet; mittlerweile wächst buchstäblich Gras darüber. Heute tragen die meisten der etwa 210 verbliebenen Guantánamo-Häftlinge weiße Trainingsanzüge. Sie werden fünf Mal am Tag von ihrem eigenen Muezzin zum Gebet gerufen. Sie können Fußball spielen und 20 Stunden am Tag mit ihren Mithäftlingen plaudern. In der Bibliothek haben sie die Auswahl unter 14 000 Büchern, Magazinen und DVDs. Joscelyn entdeckte dort Gedichte von Rumi, einem sufistischen Mystiker aus dem 13. Jahrhundert, der nach einer universalen Gottheit suchte, die in uns allen wohnt - ganz gleich, welcher Religion wir angehören. Der sanfte Rumi, so erfuhr er, erfreut sich unter den gefangenen Al-Qaida-Kämpfern keiner übergroßen Popularität. Stattdessen bevorzugen sie - und das ist die erste Überraschung - Harry Potter. Die Häftlinge seien geradezu verrückt nach den Abenteuern dieses britischen Zauberlehrlings (ob sie dabei wohl die Partei von Lord Voldemort ergreifen?). Zweite Überraschung (aber eigentlich ist es keine): Die Verlegung der Gefangenen in gewöhnliche Gefängnisse wird eine Verschärfung der Haftbedingungen bedeuten. Zwei Häftlinge, die aus Italien stammen und nun dort den Rest ihrer Strafe absitzen, haben schon geklagt, ihr italienisches Gefängnis sei die "reine Hölle", wenn man es mit Guantánamo Bay vergleiche.
Eisenschwein
Über die Haftbedingungen in Guantanamo
AntwortenLöschenBericht 1.
Diese Zellen seien sehr klein, ohne Licht und ohne Möblierung, mit nichts als einem kleinen Loch in der Mitte für das Urinieren und den Stuhlgang. Sie sind oft mit Ratten, Mäusen und Kakerlaken verseucht. Die Gefangenen dürfen in der Regel keinerlei Kleidung tragen und haben keine Liegegelegenheit.
Bericht 2.
Am 22. März dieses Jahres schrie ein 31jähriger Gefangener ... nach ärztlicher Hilfe, weil er seit einer Woche schwere Bauchschmerzen hatte. Statt ihm ärztlich zu helfen, wurde der Gefangene in eine Strafzelle verbracht. Ein für das "Umerziehungsprogramm" [verantwortlicher Offizier] befahl, daß zwei der dafür ausgebildeten Hunde des Gefangenenlagers in die Zelle gejagt wurden, um den Gefangenen zu attackieren.
Bericht 3.
Am 30. März wurde ... [ein] ... Gefangener ... Opfer brutalen Schlagens durch [einen Offizier], der dem Gefangenen mit einer Eisenstange auf beide Beine schlug, bis er in bewußtslos in einer Blutlache lag. Dies geschah in einer Strafzelle in Teil TO-500. ... Die [Zeugen sagten aus]: "Wir konnten aus der Entfernung bei jedem Schlag seine Knochen knirschen hören. Dann wurde er in diesem See von Blut wie eine Puppe aus Lumpen liegengelassen".
Weitere Berichte
was haben wir gelacht.
AntwortenLöschenNicht zu vergessen, jene erschütternden Phantasien des Türken Murat Kurnaz, der nun irgendein öffentliches Amt in irgendeiner deutschen Großstadt bekleiden soll, seiner Verdienste wegen, jede Nacht habe man Häftlingen die Glieder amputiert, die wundersam Tags darauf wieder nachwuchsen, worauf in der folgenden Nacht die Marter weiterging. Mit den amputierten Gliedmassen solen dann reiche Amerikaner, Juden oder Beides ausgestattet worden sein. Schrecklich, daß so etwas hier nun leben muß.
AntwortenLöschen>>Volker: Auch mal weiterlesen auf der angegebenen Seite:
AntwortenLöschen»Diese Berichte stammen von Häftlingen des Gefangenenlagers Guantánamo. Es wird von der cubanischen Regierung betrieben und beherbergt Kriminelle und politische Gefangene. Die politischen Gefangenen sitzen dort wegen Delikten wie versuchter Flucht aus Cuba und oppositionellen Äußerungen. Keiner von ihnen hat an einem bewaffneten Kampf teilgenommen.
…
Ich habe das nicht am Anfang offengelegt, weil ich vermute, daß manche Leser dachten, es ginge um das US- Gefangenenlager in Guantánamo Bay. Das wollte ich auch. Deshalb auch die Auslassungen der Namen usw.
Mir erscheint dieser kleine Trick gerechtfertigt. Denn ich empfinde es als einen Skandal, daß die Menschenrechtsverletzungen der USA weltweit verurteilt, die ungleich schlimmeren der Kommunisten, nur ein paar Kilometer entfernt seit Jahrzehnten stattfindend, aber ignoriert werden.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschen„>>Volker: Auch mal weiterlesen auf der angegebenen Seite:“
AntwortenLöschenMal ehrlich Geier, sehe ich wirklich so trottelig aus, dass diese Belehrung nötig erscheint?
OK, in Zukunft also nur in Maske.
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Ich habe doch nur Zettels rhetorische Figur fortgeführt.
Die Amis sind weiß Gott (oder Allah?) nicht die Inkarnation des Guten. Aber für den vernünftigen Leser ist eigentlich schon beim ersten Bericht klar, dass da ein (wenn es nicht so traurig wäre) Spaßvogel am Werke ist.
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Leider scheint gegen die Heuchelei kein Kraut gewachsen. Gegen das US-Guantanamo protestiert der couragierte Mob inbrünstig, wohingegen man sich mit einem Verweis auf das kubanische sofort einen Schlag mit der Nazi-Keule einfängt.
Es sind die selben Heuchler, die mit den Wohlversorgten ach so solidarisch sind, jedoch Not und Elend couragiert ignorieren, meistens sogar leugnen.
Mag der Kongo-Krieg so 5.000.000 Todesopfer gefordert haben – das lässt sie kalt, die furchtbaren Humanisten. Aber wenn ein Palästinenser sich fürs Falschparken (die Juden lassen ihn nicht mal sein Auto abstellen – im Land seiner Ahnen!) einen Strafzettel einfängt, dann steht er wie ein Mann, der couragierte Mob.
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Aber mal ´ne ganz andre Fräge …
Auf einen Link zu Zettel schreibt Geier
„Ich habe das nicht am Anfang offengelegt,“
Sollte uns das zu denken geben?