Er ist ein Mann, hält sich aber für eine Frau, er ist Chef einer Kirche, glaubt aber nicht an Gott. Chris Korda, Sohn des Schriftstellers Michael Korda, war früher mal Musiker, oder zumindest glaubte er das. Als Konsequenz aus dem beständig näherrückenden Ende der Welt durch Menschen gemachte Umweltverschmutzung aber entsagte er dieser zumeist übelklingenden Passion und ging unter die Glaubensstifter: Als Chef der Church of Euthanasia wirbt der Hardcore-Dadaist für den kollektiven Selbstmord der Menschen.
Die "Church" ist in den USA als Glaubensgemeinschaft anerkannt, löst im Rest der Welt jedoch Kopfschütteln aus. Denn Reverend Korda, wie sich der Religionsstifter mit der Vorliebe für Frauenkleider bescheiden nennen lässt, predigt nicht etwa Nächstenliebe oder Wiedergeburt. Sondern die Errettung der Erde vor dem verheerenden Wirken des Menschen durch freiwilliges Aussterben der gesamten Weltbevölkerung. Korda behauptet ganz in der Tradition früherer Propheten, im Traum sei ihm einst eine fremde Intelligenz namens "Das Wesen" erschienen und habe ihm mitgeteilt, dass das Ökosystem zerstört und er auserwählt sei, die Menschheit an ihre Verantwortung dafür zu erinnern.
Mit „Save the planet - kill yourself“ bringt der 46-jährige House-Produzent seine Lehre auf einen Nenner. Und das schon seit 1992, als noch nicht einmal Angela Merkel niemand von Erderwärmung und Klimakatastrophe sprach. „Mensch oder Natur“ laute die Frage, meint er, einer könne nur überleben. "In Religionen geht es nie um Fakten", sagt er, "sondern um Glauben und Gefühle." Seine, so Korda, sagten ihm, "dass die Geschichte der modernen Industriegesellschaft tief im Innersten abscheulich ist".
Diese Ansicht propagiert die Mini-Gemeinschaft aus angeblich einigen hundert Gläubigen. „Esst Menschen, nicht Tiere!", "Wahre Männer tragen Röcke" oder "Sterilisierung von Männern verhütet Abtreibung“ sind drei der zehn Gebote der Selbstmordkirche. Mahnend rattert auf der Internetseite ein Weltbevölkerungszähler nach oben – und verlängert den Weg, den Chris Korda gehen muss bis zum Ziel: Der Mensch tritt freiwillig von der Bühne der Welt ab, und die Erde kann endlich ungestört wiederaufblühen.
ein bisschen inkonsequent, der reverend. er könnte doch mit gutem beispiel voran gehen.
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