Noch einmal spielt das Leben in der Vergangenheit. Als eine Art Nachhut der Mauerfall-Poesie, die nachgewachsene Generationen im Herbst vergangenen Jahres verzückt hatten, erinnern die historischen Blätter Focus heute an den "Sturm auf die Stasi-Zentrale" in Berlin vor 20 Jahren. Beeindruckend ist die darin aufgemachte „Abschlussbilanz“ der Stasi: 91.000 hauptamtliche Mitarbeiter hatte "Schwert und Schild der Partei", darunter waren allerdings auch Putzfrauen, Kraftfahrer, Pförtner und Gärtner. In den Waffenkammern lagerten 76.592 Maschinenpistolen und Gewehre, eine Anzahl, die für jeden hauptamtlichen Mitarbeiter gereicht hätte. Dafür gab es 124.593 Pistolen, 3735"Panzerbüchsen" Marke RPG und mehr als 10.000 Ferngläser.
109.000 zuletzt aktive Inoffizielle Mitarbeiter sammelten innerhalb von 36 Jahren Informationen über mehr als eine Million Nachbarn, Kollegen und Verwandte. Unter den Opfern waren aber natürlich auch die 109.000 Inoffiziellen Mitarbeiter, die vor ihrer Verpflichtung von bereits verpflichteten Mitarbeitern bespitzelt worden waren. Bei der Hochzeit eines Staatsfeindes in Schkeuditz gelang es der Bezirksbehörde des MfS in Leipzig, sämtliche Autokennzeichen aller Hochzeitsgäste, auch der aus dem Ausland herbeigeeilten, zu erfassen. Später gelang es jedoch nicht, mit Hilfe der Kennzeichendaten die Halter zu ermitteln.
Gut passend zum Thema und eine interessante Sicht auf die Stasi bietet auch die Sendung von MDR Figaro: „Figaro trifft … Michael Beleites“, 23.09.2009, als 35 Minuten mp3 herunterladbar:
AntwortenLöschenhttp://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/6711053.html
"mehr als eine Million Nachbarn"?
AntwortenLöschenIm weitesten Sinne.
Denn nur einen Million wäre ja erschreckend wenig bei 109.000 haupt- und 300.000 nebenberuchlichen Stasie-Leuten.
Ich habe mal gelesen (leider keine Quelle bei der Hand), dass über 6.000.000 Menschen eine Stasie-Akte vorlag.
Wissen ist eben Macht. Das weiß hier nur keiner.
AntwortenLöschen"mehr als eine Million" sagt der "Focus", der es sicherlich gezählt hat. ich fand auch, dass das erschreckend wenig ist für 36 jahre, das wären ja gerade mal 30.000 bespitzelte im jahr.
AntwortenLöschenwenn die zahl 109.000 spitzel stimmen sollte (nicht 300.000, woher stammt diese zahl?), was ich auch nicht annehme, obwohl es der "focus" berichtet, dann wäre von den 30.000 auch noch ein anteil von durchschnittlich 3000 abzuziehen, weil diese opfer später täter, also spitzel wurden. wurde ja keiner IM, der nicht vorher gecheckt war.
alles sehr zweifelhaft
Nun, das Aufschreiben von Autokennzeichen vor der Tür funktionierte gestern in der alten BRD und geschieht heute in ganz Deutschland auch noch. Übrigens, der kürzliche Fall, als ein eher Linker mit dem rechten Arm in eine Radarfalle geriet, ist ein Beispiel für diese idiotische Überwachungsmanie.
AntwortenLöschenSelber schuld, wer seine rechte Hand nicht im Griff hat.
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