Das Jahr ist um und wer seinen Kalender vergessen hat, bekommt es vom Chef des Bundeskriminalamts persönlich mitgeteilt. Wie jeden Dezember seit Menschengedenken hat Jörg Ziercke jetzt erschreckende Zahlen zu rechtsextremen Straftaten verkünden können. Die Polizei habe "im vergangenen Jahr", rundet die staatliche Presseagentur dpa schonmal vorab auf, "rund 20.000 rechtsextreme Straftaten" gezählt.
Das sei "der bislang höchste Wert", heißt es wie immer weiter, wobei "der bislang höchste Wert" hier bedeutet, er ist etwa so hoch wie im letzten Jahr. Kein Rekord also, nur einen Einstellung des angeblichen alten Rekordes,
Immerhin, ein schönes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das renommierte Rechtswatchblog "Die Zeit" bis Ende September nur etwas mehr als 13.000 rechte Straftaten hatte auftreiben können.
Zwischen Anfang Oktober und Mitte Dezember hat Deutschlands Rechte offenbar eine Sonderschicht eingeschoben und in kürzester Zeit relativ unbemerkt von Medien und Politik 7.000 Taten draufgepackt. Und das, obwohl n-tv ohne Rechenschieber deliriert, dass das Bundeskriminalamt "zwei bis drei rechte Taten täglich" registriere. Was übers Jahr gesehen höchstens 1095 ergäbe.
Aber wo die Zahlen nicht steigen, so der Unterhaltungssender, bei dem Adolf Hitler traditionell die Nachmittagsschiene moderiert, "sinkt die Hemmschwelle". Fans der Verkündigungszeremonien des BKA stutzen da schon: Wo bleiben die zweistelligen Prozentzahlen, mit denen üblicherweise der Zuwachs beschworen wird? Wo der für jeden Anhänger der alldezemberlichen BKA-Warnungen vor der unmittelbar bevorstehenden Einführung des 4. Reiches unverzichtbare Vergleich zum Vorjahr, das aufgrund einer "neuen Zählweise" noch einmal sagenhafte Zugewinne bei der Schaffung sogenannter "Propagandadelikte" gebracht hatte? Die gelten seitdem auch als Straftat, wenn unklar bleibt, ob es sich beim flüchtigen Maler eines Hakenkreuzes an einer Bushaltestelle oder beim Benutzer eines in Passauer Reihenhausgärten herumliegender Lebkuchenmesser um einen kameradschaftlich organisierten und ideologisch gefestigten NPD-Mann, einen von Todessehnsucht getriebenen Islamisten, einen bildungsferne Legastheniker oder nur um ein nachahmungseifriges Kleinkind handelt.
Bushaltestellen sind aber laut Ziercke gar nicht das Problem. Vor allem über das Internet werde rechte Propaganda verbreitet, haben die Mannen des Bundeskriminalamts herausgefunden. Häufig würden Webseiten über ausländische Server ins Netz gestellt, was ganz besonders perfide anmutet, da Propagandadelikte nach Ansicht ausländischer Regierungen dort angeblich gar nicht strafbar sind.
Doch Sorge bereitet Ziercke nicht diese Handlangerschaft des amerikanischen Präsidenten und Heilsbringers Barack Obama mit den deutschen Rechtsradikalen, Sorge bereiten ihm nicht die Autos, die nachtnächtlich etwa in Berlin von Linksradikalen angezündet werden, Sorge bereiten ihm nicht Stasispitzel mit linkem Parlamentssitz oder höchstrichterlich abgeurteilte Menschenrechtsverletzungen der Bundesregierung. Sondern "die hohe Gewaltbereitschaft der Rechtsextremen". Die sich nach einer Definition der traditionell investigativ von der PDS-Politikerin Petra Pau mit erschreckenden rechten Zahlen gefütterten "Zeit" in den zurückliegenden Monaten am deutlichsten zeigte, als ein Russe in Dresden eine Ägypterin erstach. Zugereistenhass bei Zugereisten - der bayrische Innenminister Joachim Hermann würde da, dürfte er sich denn noch zu diesem Themenkomplex äußern können, ohne dass alles ringsum in Lachen ausbricht, von einer "neuen Dimension rechtsextremer Gewalt" sprechen.
Dufte analysiert, aber in der Wirtschaftskrise wird man auch mit Wachstumseinbrüchen bei rechten Delikten rechnen müssen. Die Nazis müssen sich jetzt mehr um ihr HartzIV-Geld bemühen, als tagein, tagaus Hakenkreuze zu schmieren. Die kommen doch wegen der jährlich steigenden Planerfüllungsforderungen schon garnicht mehr mit dem Schmieren hinterher und müssen sich Aushilfskräfte aus Algerien holen (siehe Dresdner Synagoge).
AntwortenLöschenDa tut Entspannung Not: netzwerkrecherche greift heute das brisante Thema des Nazi-Yoga auf (gliggschtu link!)
stellt sich wie immer die frage: wem nützt es?...und wie?
AntwortenLöschenHallo PPQ,
AntwortenLöschenich musste in Lachen ausbrechen, danke dafür. :-)
Guten Tag ulysses,
ohne Ironie gemeint, bin ich der Meinung... Ich finde die folgenden Schubladenbegriffe wider..bäh..naja
Da linke Gewalt braucht einen Gegenpol, denn sonst würde sie sich im Sande verlaufen, nicht nur die Gewalt, sondern der Sinn des daseins der selbsternannten "linken". Der Sinn gegen das Böse zu kämpfen, gegen "Rechts", gegen was auch sonst. Auf keinen Fall gegen die Politiker, die Erfinder des "Rechten" heutzutage, welche sich ergötzen an dem Twist der Gruppierungen, da sie im Hintergrund sich ins Fäustchen lachen. Sollten sich die Linken und die Rechten mal weniger Streiten, droht das alles zu Platzen, dann muss mal schnell jemand vom BND (?) daher und "unterstützt", "stachelt an", wie auch immer man es nennen mag, mal die Rechten, mal die Linken.
Zur Frage, wem es nützt. Dem Staat. Unseren multifähigen Oberintelektuellen, welche wenn sie Kacke bauen oder sich zu blöde anstellen (van de Leyen, Schäuble), anstatt gefeuert zu werden, einfach ein neues Amt bekommen. Sie haben nichts zu befürchten, sie bekommen ihre Macht, ihren Ruhm, ihr Geld. Und sie wollen das alles behalten! Also das Volk dummhalten, imaginäre (real werdende), Feinde erschaffen und Feiern.
Und dies wird auch praktiziert zwischen "für menschengemachter (lol) Klimawandel" und "gegen menschengemachter Klimawandel".
Weiterhin zwischen Vereinen, Männer und Frauen... etc...
Das Ziel? Die Ablenkung wirklich an der Demokratie teilzuhaben/nehmen. Wer genug um die Ohren hat mit Kleinkram, der denkt nicht an größere Dinge, den das erledigen ja schon unsere ultrakompetenten Puppenspieler.
Sodann kann ich Schlußfolgern, und den anderen sei es selbst überlassen, daß jegliche extreme Gruppierungen welche sich mit allen Mitteln für ihren "richtigen" Weg entschieden haben, diesen mit Herzblut, Gewalt und Unbelehrbarkeit verfolgen...,
einfach nur mitlaufende Idioten sind.
Das Schlimme ist ja nicht, daß im Sinne von "den Rechtsextremismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf" möglichst (Achtung, Wortspiel !) hochgerechnete Zahlen verwendet werden.
AntwortenLöschenSchlimm ist, daß es keinen Widerspruch mehr gibt. Ein Wessi, der 1989 eingefroren und nunmehr aufgetaut/wiederbelebt würde, wäre erstaunt, was nunmehr alles zivilgesellschaftlich schweigt und journalistisch akzeptabel ist.
Die 0-er Jahre werden eingehen als das Jahrzehnt, als der Journalismus verschwand.
... aber das ist ja wohl nicht nur in D. so.
Vielleicht liegt´s einfach daran, dass unsereiner mit zunehmendem Alter die gleichgeschalteten Systemmedien immer weniger konsumiert. Aber ich vermisse ihn schon, den alljährlichen Hype um die Zunahme der rechten Gewalt.
AntwortenLöschenDie Heimatzeitung jedenfalls tut ihr bestes. Neulich wurde eine ordinäre Männertagsprügelei gleich mal unter „rechts“ gelabelt. Im besagten Fall stand zwar unstrittig um eine Bierbüchse, aber das heißt ja nicht, dass mit dem corpus delicti nicht die Hitlerdiktatur wiedererrichtet werden sollte. Schließlich konnte ebendieses Schreckensszenario vor einem Jahr vom hohen münchner Gericht gerade so durch das Verbot des „von Lebkuchen aller Art“ verhindert werden.
In einem seiner (letzten) hellen Momente hat DR was gescheites über den Lumpenjournalismus gebracht:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/913051/
„Der größte Unterschied zwischen damals und heute dürfte darin bestehen, dass die Presse seinerzeit nur im Wege der Einschüchterung davon abgebracht werden konnte, der Wahrheit nachzuspüren, während sie sich heute mit Abgeschriebenem zufrieden gibt und sich couragiert vorkommt, wenn sie nachspricht, was ihr die Regierung vorgesprochen hat.“
ein bisschen war ich auch enttäuscht, dass das traditionelle as diesmal gar nicht stechen wollte. dabei war "neuer höchststand" sonst immer ein mantra, mit dem sich alle zwei wochen lang richtig schön vor vor der wirklichen wirklichkeit drücken konnten. aber ich bin optimistisch. das wird wieder. zur not muss eben die zählung nochmal umgestellt werden - vielleicht kann man taten, die u.u. rechtsradikal sind oder sen könnten, auch mitzählen, wenn sie in ehemaligen deutschen ostgebieten stattfinden. dann wäre der klau des auschwitzschildes schonmal statistisch abgesichert.
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