Die Welt macht Pause, abgesehen von ein paar dschihadistischen Befreiungskämpfern und tibetischen Unabhängigkeitsmönchen kuschelt die ganze Welt unterm Weihnachtsbaum. Die ganze Welt? Beileibe nicht. Hier und da wird auch in die Saiten gegriffen, um das große Fest mit ergreifenden Geräuschen zu schmücken: Die Formation In Memorial intoniert im Kerzenschimmer die ewig junge Frage des Helden an seine Frau, die vielleicht auch seine Ex ist, auf jeden Fall aber die Ex ihres Ex: "Where do you sleep last night?"
Der anno 1888 als Hudson "Huddie" William Ledbetter in Louisiana geborene Leadbelly, eine Art Bob Dylan der Jahre, als es Bob Dylan noch nicht mal als Entwurf der Plattenindustrie gab, hatte sich den schönen Ritt auf E-Moll, A, G und B einst ausgedacht, wenig später wurde der gerade eine 30-jährige Haftstrafe wegen Mordes absitzende Künstler begnadigt und von der Intellektuellenszene New Yorks adoptiert.
Der große Erfolg kam allerdings erst postum: Als Kurt Cobains Band Nirvana ihr MTV-unplugged-Konzert mit einer beseelt gekrähten Version von "Where do you sleep last night" krönten, war der Mann, der das Lied aus Resten der Volksweise "In the pines" geschneidert hatte, schon 44 Jahre tot. Bis zur Wiederaufführung des gecoverten Covers als Cover dauerte es dann nur 15 Jahre - die Antwort bleibt weiterhin aus, der Grusel aber frisch:
Her husband, was a hard working man
Just about a mile from here
His head was found in a driving wheel
But his body never was found
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