Höher, größer, teurer - sieben Jahre lang ließ Dubais Herrscher Scheich Muhhammed bin Raschid Al Maktoum keinen Zweifel daran, dass er entschlossen ist, aus seinem kleinen Scheichtum eine Weltmacht zu machen. Maktoum, unter dessen Feudalregierung die einheimischen Dubaier leben wie im siebten Himmel, weiß, dass Dubai keine nennenswerte Öl-Förderung hat und der Freihafen allein nicht ausreicht, den hohen Lebensstandard der gerade mal 200 000 Staatsbürger, von denen mehr als 50 000 Dollar-Millionäre sind, auf Dauer zu halten. Der Staat, der hier der Scheich und seine Familie ist, gibt Posten und Lehen, er beschenkt jeden, der volljährig wird, mit Grund für ein Haus, und jeden Einheimischen, der eine Einheimische heiratet, mit Geld für ein Haus.
Das will bezahlt werden. Und das kann es auch, glaubt Maktoum. Schließlich liegt sein Land auf halber Strecke zwischen Europa und Asien / Australien, so die Spekulation. Wenn es nun gelänge, einen Teil der Menschen, die das seit Jahren explosiv wachsende Luft-Drehkreuz benutzen, mit Hilfe attraktiver Erlebnisangebote für drei, vier Tage im Land zu halten, würde auch viel Geld im Land bleiben.
Diese durchaus rationale Überlegung war es, die den Bauboom am Golf anstieß. Höher, größer und teurer garantierte jahrelang Schlagzeilen vom Westen bis in den asiatischen Osten, Schlagzeilen aber brauchte Dubai, um seine Hotels zu füllen und Reisende an die kurzen und keineswegs atemberaubend schönen Strände zu locken. Das höchste Haus, das teuerste Hotel, die am schnellsten gebaute U-Bahn, das größte Disneyland weltweit und all die Inseln in Palmen- und Erdballform - sie waren vor allem immer dazu gedacht, Aufmerksamkeit auf das kleine Land zu lenken.
Das ist gelungen, doch die Hotels sind immer noch nicht voller. Nun muss Muhammed Al Maktoum, Vater von sieben Söhnen und neun Töchtern, Pferdezüchter und Hobby-Querfeldeinreiter, die Notbremse ziehen und er erschüttert damit die Weltfinanzmärkte. Nachdem seine Regierung die Gläubiger der staatseigenen Investmentgesellschaft für Immobilien um einen Zahlungsaufschub bis Mai 2010 gebeten hat, geht es an den Weltbörsen abwärts. Dubai World, eine Art Westentaschen-Privatbesitz von Maktoum wie das ganze Scheichtum, soll Verbindlichkeiten in Höhe von fast 60 Milliarden Dollar haben, drei Viertel der Staatsschulden Dubais.
Die will Dubai bis zum 30. Mai 2010 nicht mehr bedienen. Vorerst. was danach wird, weiß wohl auch Maktoum noch nicht genau. Beim Warten auf ihr Geld können die Investoren aber jedenfalls schon mal über die großartigen Gedichte des Herrschers nachdenken: "Nicht jeder, der ein Pferd reitet, ist auch ein Jockey", hat der größte lebende dubaiische Dichter einst geschrieben. Und den Vers aus lauter Begeisterung über sich selbst als bewohnbare Inselkette vor die Küste seines Emirats aufschütten lassen. Sein kleiner Wunsch dabei: Sie müsse groß genug sein, dass künftige arabischsprechende Astronauten das Poem auch aus dem Weltraum lesen können.
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