Freitag, 9. Oktober 2009

Singen mit Sarrazin

"Sarrazin" ist ein Name, der auf seine Herkunft aus dem Jemen verweist, von dort aus wanderten die Angehörigen des Volkes der Königin von Sanaa Richtung Nordafrika, später eroberten sie Frankreich, wo ihnen der Name "Sarrazenen" gegeben wurde.

Viele Sarrazenen, auch "Mauren" genannt, wurden später von den wiedererstarkten Christen vertrieben, andere schlossen sich den Hugenotten an, auch, als diese Frankreich verlassen mussten. Im deutschen Exil aber erhielt sich der Name, im deutschen Exil aber stieg mancher Sarrazene wieder in die Eliteschichten auf, wurde Sozialdemokrat, Finanzsenator und Bundesbanker.

Der große kanadische Literat und Brummelchansonnier Leonard Cohen war schon als junger Mann von dieser Geschichte bewegt. Bei einem längeren Dichteraufenthalt auf der griechischen Insel Hydra begann er, eine Geschichte zu skizzieren, die später als "First we take Manhattan, then we take Berlin" für Wirbel in den politischen Feuilletons sorgen sollte: Mit scharfen Strichen entwarf Cohen das Selbstporträt eines Gotteskriegers, der versucht, "to change the system from within" und dafür verurteilt wird zu "twenty years of boredom".

Umerzogen ist er nicht, als er entlassen wird, der Mann, der sich fühlt wie "guided by a signal in the heavens" und der es wie Bundesbank-Vize Thilo Sarrazin nicht fortradieren kann, das "birthmark on my skin": Sarrazin bleibt Maure, Türke bleibt Türke, so will es das Staatsbürgerschaftsrecht in Deutschland, nach dem noch Menschen, die mit Katharina der Großen nach Rußland auswanderten, bis heute "deutsch" sind, selbst wenn sie sechs Generationen lang sowjetische, ukrainische oder russische Pässe hatten. Auch die Literaturnobelpreisträgerin aus Rumänien, unzweifelhaft ein halbes Leben lang rumänische Staatsbürgerin, ist am Ende doch wieder Deutsche.

Cohen aber singt den Sarrazin und er warnt: "First we take Manhattan, then we take Berlin", ein dunkler Unkenruf, den der Schotte Ray Wilson für PPQ in Musik übersetzt hat. Denn worum geht es am Ende? Um die Frau, nicht um das Kopftuch, wie Leonard Cohen, kanadischer Jude und buddhistischer Mönch zugleich, ahnt. Es auf das Untendrunter an, wie immer, sagt der Sänger: "I love your body and your spirit and your clothes".

Berlin muss sich so warm anziehen, denn der Winter wird kalt, trotz Klimaerwärmung. Was Cohen dereinst noch im Radio prophezeien durfte, ist nunmehr Anlass für aufgeregte Fernsehrunden. Der technische Fortschritt macht nicht halt und der Fortgang der Geschichte lässt sich von niemandem stoppen, auch nicht von der Geliebten, dem charmanten Kopftuchmädchen: "You know the way to stop me, but you don't have the discipline. How many nights I prayed for this, to let my work begin: First we take Manhattan, then we take Berlin".

Als Termin hat Leonard Cohen den anstehenden Vatertag vorhergesagt: "Well it's Father's Day and everybody's wounded" - inzwischen hat das Bundeskriminalamt nach dieser erneuten Drohung Ermittlungen aufgenommen.

1 Kommentar:

  1. über die historischen unschärfen am anfang des posts müssen wir noch einmal reden :-) interessanter ist vielleicht, dass mr. stiltskin seit 15 jahren dieselbe frisur trägt. und das seine cohen-version gar nicht übel ist.

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