Die SPD verzichtet zum Beginn ihrer Plakatkampagne zur Bundestagswahl anders als die CDU, die sofort die weltbekannte Vera Lengsfeld in die Schlacht geworfen hatte, auf Politprominenz. Stattdessen wollen die Sozialdemokraten in der ersten Wahlkampf-Phase mit Großflächenplakaten zu den Themen Arbeit, Atomkraft, Bildung und Gesundheit bei den Wählern punkten. Erste Motive orientieren sich stilistisch am Geist der großartigen Frühzeit der Partei: Einfache Menschen gehen in krisentypisch gedeckten Farben ihrer ganz normalen Arbeit nach, sie schmieden, stricken, hüten Kinder, Kühe, kehren "Schmutz" (Brigitte Zypries) auf den Straßen oder zerschlagen mit bloßem Oberkörper rechtsradikale Symbole. Die spärliche Bekleidung einiger Protagonisten begründet die Kampagnenleitung mit dem Grundsatz "Sex sells", den ja inzwischen auch CDU und Grüne entdeckt hätten. Im Unterschied zur politischen Konkurrenz aber zielten die SPD-Plakate auf die Bevölkerungsgruppe der metrosexuellen, David Bowie hörenden und in Kleingruppen mit Kindern oder sogenannten aktivgrauen Wohngemeinschaften lebenden Gefühlsproletariern.
Großplakate des im Volk so beliebten Kanzlerkandidaten Walter Steinmeier sollen später hinzukommen, auf einem Teil der Bilder werde Steinmeier nach dem Vorbild des erfolgreichen Kanzlerwahlkampfes von Helmut Kohl 1994 nicht einmal seine Brille tragen.
Bei der Präsentation Wahlkampagne zeigte sich SPD-Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel überzeugt, dass Union und FDP am 27. September keine Mehrheit bekommen können, weil allein die ästhetische Kraft der klassischen SPD-Motive aus Bergbau, Eckkneipe und Hufschmiede ausreichen werde, den "Menschen draußen im Land" (Müntefering) zu zeigen, was gut für Deutschland ist. Eigens deshalb habe man 27 Millionen Euro ausgegeben, um all die alten Motive noch einmal neu entwickeln zu lassen. "Wir sind sicher, dass wir durch einen engagierten Wahlkampf erreichen können, dass Schwarz-Gelb nicht kommt", sagte Wasserhövel. Was der Parteivorstand stattdessen plant, wurde nicht gesagt. Fest stehe nur, so hieß es, dass die Sozialdemokratie ein Ergebnis erkämpfen werde, das Steinmeier genauso sicher zum Bundeskanzler mache wie es am letzten Wahlabend Gerhard Schröder den Eindruck vermittelt hatte, er bleibe Kanzler.
Genau, das ist wenigstens ein Motiv, das dem Zeitgeist gerecht wird.
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