Vorbei die Tage, als hier allenfalls mal die Seitenwahl gewonnen wurde. Vorbei auch die Tage, als Siege standardmäßig 1:0 erledigt wurden. Der neue HFC, im Jahr nach dem Beinahe-Aufstieg in die dritte Liga um einen wackligen Innenverteidiger und einen stürmischen Linksaußen ergänzt, macht seit Saisonbeginn alles anders als im Sparjahr zuvor: Damals wurde wenig Tore geschossen und noch viel weniger kassiert, ein Erfolgsrezept, dass auf den Rängen Zufriedenheit, aber nur selten Euphorie auslöste. Ihre Spannung bezogen die Heimauftritte der Mannschaft von Sven Köhler stets nur aus der Frage, ob die 1:0-Führung sich bis hinter den Schlußpfiff zittern lassen würde, oder ob der Gegner es doch schafft, den Ausgleich zu erzielen.
Neues Jahr, neues Glück. Mit den beiden Zugängen Moyaya und Sieber steht der Club offensiver - die Betonabwehr des Vorjahres ist ein Sieb geworden, das nach vorn viel Wind macht, hinten aber auch viel zulässt. Beim ersten Heimauftritt gegen Goslar gelangen so drei Tore, hinten stand die Null, das aber auch nur, weil Goslar keine Stürmer mitgebracht hatte.
Gegen Hertha II, gegen die im vergangenen Jahr nicht gewonnen werden konnte, legen die diesmal mit Ronny Hebestreit von Anfang an spielenden Rot-Weißen los wie die Feuerwehr: Nach sieben Minuten schon hätte es 2:0 stehen können. Sturmtank Neubert aber, neuerdings in Sprechchören als "Fußballgott" gefeiert, hämmert in die Wolken.
So bleibt es Pavel David, dem Dauertorschützen der letzten Spiele, vorbehalten, das 1:0 zu machen, Nico Kanitz, zuletzt schwächelnder Kapitän, legt in der 27. Minute per Freistoß zum 2:0 nach.
Spiel erledigt, Gegner tot, Punkte sicher, denn auch danach hat der minutenlang wie entfesselt spielende Gastgeber Chancen im halben Dutzend.
Aber Kanitz versemmelt freistehend, Hebestreit verstolpert, Neubert sowieso.
Und nach der Pausenwurst legt Hertha mit dem eingewechselten Torunarigha einen anderen Gang ein. Die wacklige Innenverteidigung der Hallenser ist jetzt ein Pudding, Rechtsaußen Benes, letzte Saison auf links noch eine Bank, fürchtet jede Auseinandersetzung mit einem Gegenspieler und lässt Torunarigha zum Anschlußtreffer einschieben. Lachheb, eigentlich der Turm in jeder Abwehr, macht es dann richtig spannend: Er reißt den Hertha-Torschützen im Strafraum um, Hoeneß macht den Ausgleich.
Alles wie letztes Jahr, als eine 2:0-Führung gegen die Berliner nicht reichte, die Tabellenführung und damit der Aufstieg verspielt wurde.
Nur nicht ganz. Trainer Köhler nimmt Rene Stark raus und bringt den defensiveren Schubert, dann muss Neubert gehen und Müller kommt, schließlich darf auch noch David, um Platz für den Neueinkauf Hauck zu machen.
Drei Wechsel, die das Spiel nocheinmal zurückschaukeln lassen. Schubert macht die Mitte dicht, Hauck erläuft einen weiten Schlag aus der Abwehr, drängt Hebestreit, den bis dahin besten Hallenser, beiseite und flankt nach innen auf Müller, der den Ball in der Luft stehend mit dem Schienbein in Richtung Tor umlenkt. 3:2, immer noch verdient, trotz des Leistungslochs in der Mitte. Herthas Bemühungen um den nochmaligen Ausgleich verpuffen an der Lattenunterkante und Torwart Horvath, auch Halle lässt noch ein viertel Dutzend Chancen aus.
Der Preis ist heiß, das Wagnis hoch, der Jubel groß: Letztes Jahr hatte der HFC nach drei Spieltagen ein Tor kassiert, diesmal sind es schon drei, letztes Jahr aber hatten sie erst zwei Treffer erzielt, diesmal schon sieben. Genausoviele Punkte haben sie auch, zwei mehr als in der Vorsaison. Das reicht derzeit für Platz 2 in der Tabelle. Sowieso der Stammplatz des Vereins.
Wer solche Spiele dann doch noch gewinnt, wird Meister. *fingerkreuz*
AntwortenLöschenZum Glück weiß der gute Sven Köhler, wo er herkommt und lässt am Freitag Abend die 3 Punkte gleich an der Stätte seiner größten sportlichen Erfolge. ;-)
AntwortenLöschenDer HFC spielt doch gar nicht gegen Aue. ;-)
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