Mittwoch, 22. Juli 2009

Der virtuelle Nazi 2.0

1.600 deutschsprachige Internetseiten mit rechtsradikalem Inhalt zählten die Aktivisten von jugendschutz.net im vergangenen Jahr - so viele wie noch nie seit Beginn der Beobachtungen vor neun Jahren, zetert die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel, der mit "Qualitätsjournalismus" recht unzureichend beschrieben ist. Glaubt man dem Verfasser, einem Herren namens Johann Osel, dann ist der Nazi 2.0 auf dem Vormarsch wie nie, weil deutsches Recht das weltweite Datennetz nicht regulieren kann. Obwohl immerhin zehn Prozent aller Naziseiten laut Verfassungsschutz "strafrechtlich relevant" seien, interessiere das Provider im Ausland gar nicht.

Ein Lied ist das, das sich anschickt, demnächst Jahr zehnjähriges Jubiläum zu feiern. 2000 schon rief das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Nazialarm im Netz aus: Im Im Web breite sich der Rechtsextremismus immer stärker aus, seit 1999 habe sich die Zahl rechtsextremer Seiten in Deutschland mehr als verdreifacht. "Verzeichneten die Behörden 1999 noch 330 Homepages, die von deutschen Extremisten betrieben wurden, stieg die Zahl im Jahr 2000 auf rund 1.000 an."

Tausend also - und neun Jahre später 1.600. Ein Zuwachs von 60 Prozent in neun Jahren, also einer von 6,6 Prozent pro Jahr. Der Anteil der rechtsextremen Seiten in deutscher Sprache an den insgesamt vorhandenen Internetseiten sank damit allerdings kräftig: 2000 zählte Webknowledge noch zwei Millionen belegte Domains, 1.000 davon waren rechte Seiten, machten also etwa 0,05 Prozent aus. 2008 gab es dann schon 165 Millionen belegter Internetadressen, während die Zahl der rechtsextremen Seiten nur auf 1.600 stieg: Ihr Anteil sank damit auf nur noch 0.00097 Prozent am gesamten Internet.

Ein Vormarsch, wie man ihn sich in dunklen Münchner Zeitungsredaktionen nicht schöner vorstellen kann. Hält die beunruhigende Entwicklung an, könnte jugendschutz.net in zehn Jahren natürlich immer noch von einer noch nie dagewesenen Zahl rechtsextremer Seiten im Netz berichten. Die dann mit viel Mühe auffindbaren rund 2500 Seiten machten zwar nur noch handgeschätzte 0,00000000067 Prozent aller Seiten aus. Aber es zwingt einen auch dann sicher niemand, das dazuzuschreiben.

23 Kommentare:

  1. 5,760586001492373960804717470658 Prozent

    ist die jährliche mittlere Steigerungsrate auf die 9 Jahre hochgerechnet, denn

    1000*(1 + 0,05760586001492373960804717470658)^9=1655,4445427484385844352903369281

    Ich kann mir gut vorstellen, daß nach dem Rechenansatz vom Hüter des Binladen-Schatzes unsere Banken die Überziehungzinsen berechnen. So kommt es mir jedenfalls vor. Denn der Unterschied von 5,76% zu 6,66% macht satte 15%. Gelle?

    Der Unterschied zwischen

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  2. Dabei kommen die guten alten Zeiten wieder!

    "Wenn kleine Offensiven in Grossoffensiven übergehen.."

    In der dunklen Phase hieß es dann:

    Es rasseln die Ketten
    es dröhnt der Motor
    Panzer rücken in Afrika vor

    Heute werden Grossoffensiven unter massivem deutschem Panzereinsatz
    im wilden Kurdistan vorbereitet
    von einer "Armee" die geistig auf Mülltrennung ausgerichtet ist!

    Jetzt brauchen wir wieder richtige Panzer - und Infanterielieder.
    Da tut sich doch auch für Musiker ein weites Feld auf!

    Denke über die Gründung einer Postille nach.

    Die ganzen Todesanzeigen für im Auftrag der Drogendemokratie
    Gefallenen müssen doch irgendwo erscheinen.

    Blechsärge wären auch nicht schlecht.

    Vielleicht gibt es ja eine Anschubfinanzierung aus dem Multimillionentopf "Kampf gegen Rechts"?

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  3. der hat von der anderen seite aus gerechnet: 60 % in zehn jahren sind 6,666 in neun Jahren. runter, nicht hoch. wollte wohl nicht verharmlosen. so wie du es rechnest, wäre es vo der basis hochgerechnet, andersherum ist es vom ergebnis runtergerechnet.

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  4. @ppq $ @binladenhüter

    Rechnen beide Note 5, setzen.

    Ich die Note 1, wegen zweimaliger Teilnahme am Endausscheid der DDR-Mathematikolympiade. (Insgesamt waren es 7, davon 3 Mal Bezirksolympiade.)

    Das von euch gewählte und begründete Beispiel ist dem Grunde nach die erste Lehrstunde in der Zinseszinsrechnung.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zinseszins

    Hab ich mich extra nochmal schlau gemacht. Ich hatte nur den falschen Endwert angenommen. Bei 1600 sinkt der jährliche Prozentsatz der Steigeruung verachtenswürdiger nazistischer Internetverbrechen leider nur um die Quote von 5,361%.

    Damit seid ihr als Hochstapler entlarvt und schreibt dem geneigten Mitleser eine Gefahr ins Gewissen, die so gar nicht existiert. Ihr solltet aufpassen, daß euch nicht eines Tages der Hövelmann rekrutiert, um seine innenminsteriellen Zahlenwerke etwas aufzuhübschen. Bei dem von euch vorgeschlagenen Rechenverfahren halte ich das für sehr wahrscheinlich.

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  5. verstehe ich nicht. erstens ist es immer gut, die gefahr zu übertreiben, am besten maßlos. zweitens ist der endwert klar: 1600 statt 1000. da es hier nicht um zinsen geht, sondern um viel schlimmeres, kann man von hinten rechnen: 60 / 9 = 6,666

    was ist dagegen zu sagen? wir wollen doch nicht verharmlosen!

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  6. Na gut, das akzeptiere ich, wenn ihr statt der realen Gefahr die gefühlte oder politisch gewollte darstellen wollt. Dann ist die Rechnung natürlich (fast) legitim. Dazu fehlt in eurem Beispiel nur noch die Berücksichtigung der Dunkelziffer der im darknet versteckten Naziseiten. Die ist wahrscheinlich viel höher und kann von der Internetseite klicken-gegen-nazis nur geschätzt werden.

    Damit erhöht sich der von euch angenommene Prozentsatz allerdings um den Faktor, sag ich mal 2. Das sind dann dann satte 13% jährlich, zweistellig macht sich immer gut, und somit steigt die Gefahr auf ein durch meinen Taschenrechner nicht mehr verifizierbares Maß.

    Ich verfüge nicht über eure Quellenlage, vieleicht kommt ihr ja nach Durchsicht auf einen noch höheren Wert bei der Dunkelziffer. Das würde dann eure Aussage stützen und meine als staatsräsongefährdende Verharmlosungsrechnung aussehen lassen.
    -----------
    Davon abgesehen bleiben Prozent Prozent, egal ob die Zinsatz, Promille oder DAX-Punkte heißen. Die mathematischen Grundlagen sind bei allen drei die gleichen.

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  7. korrekt! die dunkelziffer! die ist so dunkel, dass sich alles andere von selbst verbietet.

    aber zu den mathematischen grundlagen muss ich doch noch was ergänzen. wir haben hier 1000 und dort 1600, das ist korrekt, nehme ich an, da sind wir uns mit den tapferen kämpfern gegen ein braunes netz einig, ja?

    der anstieg passiert in 9 jahren, ja? auch korrekt?

    du errechnest daraus jetzt eine jährliche steigerungsrate von 5,76 %. das ist, meine mittel reichen nicht dazu, es nachzuvollziehen, da ich nachkommastellenlegastheniker bin, für unsere leser hier leider nicht logisch. da die wie wir schreiber auch komplette zinseszins verweigerer sind, rechnen die "wieso sind 9x5,76 denn 60?" und sagen dann: "die spinner da können nicht rechnen!"

    das stimmt zwar, soll aber nicht herauskommen. deshalb habe ich die rechnung vom ergebnis heruntergebrochen, bis ich lauter stücke hatte, die dem normalmatheabbrecher schlüssig erscheinen.

    wenn ich gewusst hätte, dass hier ein ehemaliger ddr-meister im mir stets rätselhaft gebliebenen rechenfach unterwegs ist, hätte ich die inder, die mir die rechnung gemacht haben, angewiesen, die zinsen auf die zinsen und die zinsen darauf zu berücksichtigen

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  8. "ein ehemaliger ddr-meister im mir stets rätselhaft gebliebenen rechenfach "
    Vorsicht:
    Die Behauptung:
    "wegen zweimaliger Teilnahme am Endausscheid der DDR-Mathematikolympiade. (Insgesamt waren es 7, davon 3 Mal Bezirksolympiade"
    spricht nicht für Rechenkünste

    3*Bezirksolympiade setzt 3*Kreisolympiade voraus, dazu also 2* DDR-Olympiade.
    Wenn ich mich auf meinem Taschenrechner nicht vertippt habe,sind 3+3+2=7,99999999,also ungleich 7

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  9. 2 x Kreisolympiade +
    3 x Bezirksolympiade +
    2 x DDR-Olympiade

    macht unterm Strich
    _________

    7 Teilnahmen

    genaugenommen sind es mehr, denn für den DDR-Auscheid mußte ich sowohl Kreis- als auch Bezirk überstehen.

    Korrekterweise hätte ich also formulieren sollen müssen tun, daß ich bei insgesamt 7 Teilnahmen, 2 mal im Kreis hängen geblieben bin, es dreimal bis in den Bezirk geschafft habe und zweimal zum Bogensee fahren durfte.

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  10. du bist unser ddr-rechenmeister der herzen, das ist fakt

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  11. Ich kann offen mit diesem rechnerischen Makel umgehen, da er nicht unter das Kinkelsche Delegitimierungsgebot fällt.

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  12. aber dass wir mit 5,76 % delegitimiert gewesen wären leuchtet ein, oder? unsere rechenwütige leserschaft verzeiht solche schnitzer am abakus nicht. dann lieber mal einen fehler machen! aber mit gutem grund!

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  13. "Korrekterweise hätte ich also formulieren sollen müssen tun, daß ich bei insgesamt 7 Teilnahmen, 2 mal im Kreis hängen geblieben bin, es dreimal bis in den Bezirk geschafft habe und zweimal zum Bogensee fahren durfte"

    Das erfüllt leider wieder nicht die hohen Anforderungen, die nach meiner Beobachtung in diesem Blog an die Formulierungskünste gestellt werden, wenngleich das an Selbstherabsetzung grenzende understatement den Verfasser sympathisch macht.

    Da es Bezirksolympiaden erst ab Klasse 7 gab,kann von einem 2maligem Hängenbleiben im Kreis nicht gesprochen werden.

    Sicher ist:
    Klasse 10-12
    2* Bogensee,einmal im Bezirk hängengeblieben

    Es bleiben 7-3=4 Teilnahmen,die nun auf die Klassen 5-9 aufzuteilen sind,wobei(3-1)= 2 Mal die Bezirksstufe erreicht wurde.Das ist dann in genau 2 der Klassenstufen 7,8oder 9 passiert.
    Damitkann ein Hängenbleiben im Kreis ausgeschlosen werden,denn die übrigen 2 Teilnahmen müssen in den Kassen 5 und 6 erfolgt sein,wo ja für alle Endstation war.

    Eine alternative Lösungsvariante ergibt sich,wenn man annimmt,dass der Rechenmeister sich bei der Berechnung seiner Teilnahmen verzählt hat,also von 5.-12. Klasse jedes Jahr,mithin 8 Mal mitgemacht hat.
    :-)

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  14. @Pisaner: Bist Du der, der für die Bundesregierung die Sachen immer so ausrechnet, dass es selbst dann wärmer geworden ist, wenn alle dachten, es war kalt? Ich bin ja ein großer Freund von Statistiken, die ich, getreu des Churchill-Wortes, das eigentlich ja Goebbels Churchill nur in den Mund gelegt hat, die ich also selbst gefälscht habe. Aber beim Nachrechnen der Klassenstufen / Teilnahmen (+/- Ausscheiden) bin ich gescheitert.

    Allerdings sehe ich mich dort in guter Gesellschaft. Die Amis könnend erzeit auch nicht mehr auf den Mond. Ich kann nicht mehr Rechnen. Da sind wir schon drei.

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  15. Ich glaube, daß @anmerkung tiefstapelt.

    Höppner ließt ppq ("Die Einzigen, auf die man sich heutzutage noch verlassen kann !").

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  16. *hoppala*
    Höppner ließ lesen und erlassen sowie Lieschen entlassen und liest selbst ppq.

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  17. Wäre ein kreativer Job, aber da ist ein Typ wie ich wohl ohne Chance.
    Was hast Du denn nicht nachvollziehen können.
    Die Rechnung 3+3+2=7,99999999
    habe ich jetzt auch mit Logarithmentafeln geprüft. Das stimmt ungefähr.

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  18. Das war von der 6. Klasse, jawoll, weil ich angeblich talentiert gewesen sein soll, bis zur 12. Also siebenmal. Mein Talent reichte aber auch nur genauso weit, wie das der meisten deutschen Spitzensportler. Teilnahme und Förderung sind entscheidend. Nicht der Sieg.

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  19. Mir ist in dem jetzt sehr langen Kommentarthread aufgefallen, daß sich zum eigentlichen Sachverhalt, der wachsenden Gefahr zunehmender nazistischer Internetseiten gar nicht bis sehr zurückhaltend geäußert wurde.

    Staat dem Feind direkt ins Auge, also auf deren Internetseite, zu blicken, geht es um zahlentheoretisches Gewäsch.

    Keine Aktionspläne, keine Selbstverpflichtung, zukünftig auf den Konsum kackbrauner Seiten zu verzichten, kein Demoaufruf, kein Zensurlistenvorschlag. Nichts von alledem.

    So kann das ja nichts werden mit dem "Nazis raus aus dem Netz", wenn ihr alle die Arschbacken vor lauter Schiß zusammen kneift.

    Ich habe kaum noch Hoffnung, daß ich euch zu verantwortungsvollen Demokraten und staatstreuen Mitbürgern bekehren kann.

    Lästert ruhig weiter über Statistiken. Ich habe den gesamten Diskussionstrang längst kopiert und dem BKA, Verfassungsschutz, dem katholischen Jugenschutzbund, Verein christlicher junger Männer und an Alice Schwarzer und Inka Bause (Spielverderber) geschickt.

    Die werden sich dann zu gegebener Zeit bei euch melden.

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  20. @dieanmerkung: Du hast das Prinzip nicht verstanden, mutmaße ich betrübt. Der "Kampf gegen Rechts" (Merkel), wie er hier geführt wird, ist der mit dem Ziel, das Internet bis zum Rande mit dergleichen un-rechten und unrechtsradikalen bzw. un-rechtsextremen Äußerungen zu füllen! Das täte es, so sagen Experten, der "braunen But" (G. Schröder) unmöglich machen, selbst auch nur noch ein Gran (weiß nicht, was das ist, hieß früher aber immer so, ehe "nano" das große Ding war) rechtsextremes, geschweige denn rechtsradikales oder gar rechtes Gedankengut irgendwo zu hinterlegen. Das war von Anfang an die Idee hinter unserem zivilgesellschaftlich so unauffällig wie wirksam engagierten Seitchen. Also zu den Stiften, die heute Keyboard heißen! (Schlüsselbrett, wieso eigentlich?) Und schreiben, was die Tasten hergeben!

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  21. Jeder Buchstabe ein Schlag gegen den Klassenfeind!

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  22. Also, ich rasiere mich morgens "gegen Rechts".

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  23. @ppq

    Als der deutsche Kanzler den Kampf gegen Rechts ausgerufen hat, saß ich noch am Rechenpult, um auszurechnen, ob es sich statistisch gesehen lohnt. Insofern ist dieser Appell wohl an mir vorbeigegangen.

    Wenn ich es recht verstehe, sollen alle Demokraten so heftig und viel auf diesen Schlüsselbrettern rumdreschen, bis das Internet randvoll mit demokratischer Gesinnung und kinderfreundlichen Seiten ist und somit kein Platz mehr für andere Pamphlete?

    Hab ich kein Problem mit. Ich gehe demokratisch schlafen und wache des neuen Tags auch demokratisch wieder auf.

    Weiß jemand wenigstens, wieviel Speicherplatz im Internet noch frei ist? Und wann ungefähr die Inernetfestplatte voll ist, so daß da nichts mehr raufpaßt?

    Ich fang derweil schon mal mit einem backup des Internet an und zieh mir das nach Hause, dann kann ich etliche demokratische Artikel wieder zurück kopieren, wenn die Internetplatte voll ist und eine neue eingebaut wird.

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