Sonntag, 7. Juni 2009

Nazis in den Niederlanden

Macht keinen großen Unterschied. Ist auch egal. Europa kann sich nicht auf einen gemeinsamen Wahltag einigen, verspricht aber, ansonsten alles regeln zu können - von der Lebensmittelkennzeichnungsampel bis zum Sieg über den Feinstaub. Dazu aber muss, so geht die Logik in Brüssel und Straßburg, bei Volkstribunen wie Verheugen und Koch-Mehrin, der ganze Kontinent mit einer Stimme sprechen und "ja" sagen. Auch wenn er nicht weiß, wozu: "Wums" von den Grünen? "Wir" bei den Schwarzen? "Heiße Luft" bei der SPD? Weltrevolution bei den Linken?

Allerdings erst zur rechten, ähm, zur richtigen Zeit. Als die Niederlande nun ihre Europawahlergebnisse schon verkündeten, wie der Bundestag die Ergebnisse der Bundespräsidentenwahl, nämlich lange vor der Zeit, ging ein Zittern durch den europäischen Volkskörper: Geert Wilders, der von uns hier beim Europaboard PPQ häufig als mutmaßliche Wiedergeburt des Gottseibeiuns gebrandmarkt, holt 15 Prozent der Stimmen!

Dabei hat Wilders "islamkritischen" (dpa) Film "Fitna" außer Youtube-TV keiner gesendet, weil die Gefahr bestand, dass nach dem Filmgenuß hunderttausende Eurropäer spontan losziehen wie palästinensische Flüchtlingslagerbewohner und Dönerbuden weltweit anzünden. Großbritannien hat den blondgefärbten Nachfolger des durch einen Unfall mit einem zugereisten Messerstecher ums Leben gekommenen Pim Fortuyn zuletzt wegen Hetzerei und Provokationsgefahr nicht mal mehr einreisen lassen.

Ja, haben die Holländer denn nichts aus der Geschichte gelernt? Wie können die einen wählen, der gegen ein Europa ist, das von fürsorglichen Bürokraten in bequemen Halbtagsschichten regiert wird? Und dann auch noch Reklame dafür machen, dass kein Blitz niederfährt, wenn solche Leute gewählt werden!

Noch ist die Empörung nur leise, der Aufschrei verhalten. Vor dem eigenen Wahltag zu laut zu schreien, könnte das Stimmvieh schließlich nur auf dumme Gedanken bringen. Rainer Innreiter hat sie sich schon gemacht und dabei "eine der ärgerlichsten Eigenheiten demokratischer Wahlen" entdeckt - dass nämlich "die Wähler nicht immer auf die gewünschte Weise abstimmen".

Auch der Rest seines Texte ist lesenswert:

Erst vor wenigen Jahren erdreisteten sich die Österreicher, die "rechtspopulistische" (dpa) FPÖ zur zweitstärksten Fraktion zu wählen. Eine ungeheure Provokation, die mit Liebesentzug durch die anderen EU-Staaten und beinharten Sanktionen bestraft wurde: Der österreichische Bundeskanzler durfte bei gemeinsamen Photoshootings nicht mehr mit rauf aufs Bild.

Nun könnte Holland ein ähnliches Schicksal drohen, denn angesichts der Ergebnisse der EU-Wahl kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Der "rechtspopulistische" Geert Wilders schaffte auf Anhieb Platz 2! Zu Recht fremdschämt sich ein "Tagesschau"-Korrespondent für die Holländer: "Der wasserstoffblondierte Sprücheklopfer Wilders hat weder die Ausstrahlung, noch den Intellekt eines Pim Fortuyn, und dennoch haben etliche Wähler dem schmierigen Provokateur, Europakritiker und Islamhasser ihre Stimme gegeben."

Eine sachliche, nüchterne Analyse, meint Innreiter. Bis auf eine Kleinigkeit, die der gute Mann vergessen hat: Wilders hat auch noch Mundgeruch!

Weiter geht es beim objektiven GEZ-Korrespondenten dann aber doch so: "Die Niederländer, die noch in den 90er Jahren gerne mit moralisch erhobenem Zeigefinger auf die ausländerfeindlichen Deutschen gezeigt hatten, sollten sich schämen."

Eben, schämt euch! Wer selber Dreck am Stecken hat, kann sich den Zeigefinger gleich in den Popo stecken und sich eine schöne Zeit machen! Abteilung: "Und was habt ihr Amis mit den Indianern gemacht?" bzw. "Stalin hat auch Leute umbringen lassen".

Bei der ARD lautet der analytische Satz dazu, die Niederländen hätten es vorgezogen, "einem kleingeistigen Patrioten hinterher zu hecheln, dessen politisches Programm nur daraus besteht, den Islam zu verteufeln."

Nun könnte man sich fragen, wenn dem so wäre, warum die Leute dem schmierigen Provokateur, Europakritiker und Islamhasser hinterher hechelten. Weil sie doof sind? Durch unterschwellige Botschaften manipuliert waren? Oder die Wahrheit doch ein klitzekleines bisschen komplexer ist?

Das zu erörtern, ist natürlich keine Zeit, weil die Antworten auf die Frage recht unangenehm werden könnten. Besser, wir siehlen uns die nächsten zwei Wochen in der Sorge, auch Deutschland würde so abstimmen wollen, wenn es einen Vaclav Klaus oder einen Geert Wilders hätte. Und würzen nach mit der klammheimlichen Freude, dass Holland ein Problem hat, dass es von Deutschland aus betrachtet fast schon zu einer Art europafeindlichen Nazi-Diktatur macht.

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