Tröstlich, dass die Welt eigentlich doch ganz einfach ist. Der Mensch eine Art Musikbox, die wie gewünscht ausspuckt, sobald oben etwas eingeworfen wird. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse hat es sich jetzt per Umfrage amtlich bestätigen lassen: Nicht der Spaß an der Freude und am Besoffensein bringt junge Menschen dazu, Alkohol zu trinken, sondern Werbung für Schnaps und Bier.
Das jedenfalls konnte das Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung herausfinden: Je mehr Alkohol-Werbung die Teenager sehen, desto mehr trinken sie auch. Ein TV-Spot oder ein Blick auf ein Plakat für Bier funktioniert wie eine Fernbedienung - der oder die Jugendliche beginnt zwanghaft, nach Hochprozentigem zu suchen.
Nach der Untersuchung, die mit Hilfe von 3415 Jungen und Mädchen zwischen zehn und 17 Jahren aus Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein durchgeführt wurde, griffen mehr als 80 Prozent der befragten Jungen und Mädchen, die keine Alkoholwerbung sahen, nie zu Bier oder Schnaps. Dagegen hatten mehr als 90 Prozent der Jugendlichen, die Alkoholwerbespots gesehen hatten, bereits Alkohol getrunken.
Die Regierungskoalition will jetzt in einer ähnlichen wissenschaftlichen Studie prüfen lassen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Wahlwerbespots und der Bereitsschaft zur Stimmabgabe bestehe. Könne der nicht nachgewiesen werden, solle die Wahlwerbung der Parteien noch vor dem Termin der Europawahl "komplett süffiger werden", wie es im Konrad-Adenauer-Haus hieß. "Was ein Schnapshersteller kann, müssen wir auch hinkriegen", sagt ein Mitarbeiter der Wiederwahlkampagne von Angela Merkel. Ziel sei es, über eine "Effizienz der Werbemittel" dahin zu kommen, "dass die Leute endlich tun, was wir als Auftraggeber einer teuren Werbekampagne uns wünschen". Dann werde es auch gelingen, den Rechtsextremismus zeitnah durch eine Serie von großformatigen Zeitungsanzeigen und kleinen Spots im Nachmittagsprogramm von RTL2 "auszutrocknen": Das müsse nur "schick rüberkommen", dann "machen die Kids auch, was ihnen gesagt wird".
Später müsse dann allerdings gründlich geprüft werden, inwieweit der menschliche Haarwuchs beim Menschen wirklich von gelegentlichen, durch Werbebotschaften in TV und Hochglanzmagazinen angeregten Friseurbesuchen verursacht werde.
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