Seit drei Wochen wird zurückgeflippert, im Stadttheater an der Saale: Das Thalia wagt sich an "Tommy", den Rockoper-Klassiker von Pete Townshend. Das Wer? Thalia Thater Halle, bislang nicht eben als Musical-Bühne bekannt. Dennoch ausverkauft - wo sonst weltweit bekommt der Who-Fan für zehn Euro eine in Metropolis-Kostümen getanzte und live gesungene Version der 40 Jahre alten Doppel-LP?
Und die kleinstädtische Aneignung des wirren Stoffes um den blindtauben Flipperkönig Tommy Walker ist keineswegs peinlich, sondern äußerst unterhaltsam, selbst ohne den etatmäßigen Hauptdarsteller Jan Kersjes. Der ist beim letzten Auftritt vom Flipperautomaten gestürzt, hat sich dabei die Hand gebrochen und dennoch zu Ende gespielt. Heute wird er vertreten von Peter Schneider, eigentlich Klarinettist und Chef der Bühnenband Electric Sparks Orchestra. Schneider keucht und knarzt das "See Me, Feel Me, Touch Me, Heal Me" des in sich selbst gefangenen Helden rauher heraus als Roger Daltrey, trifft aber sonst nicht jeden Ton. Da geht es dem beständig mit Singen und Umziehen beschäftigten restlichen Ensemble nicht anders.
Aber diese Musik bekommt niemand kaputt, auch nicht auf der kleinen Bühne, auch nicht mit einem seltsam eingeschobenen, französisch hingehauchten Chanson. Danach gehts weiter im Townshend-Programm: Tommy fährt in "Holiday Camp" und zum Finale gibt es "We´re Not Gonna Take It". Vorhang. Jubel. Schönes Stück.
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