Ein Mann geht seinen Weg, unbeirrt und unbelehrbar. Eben dachte das Publikum noch, es würde nie mehr etwas hören vom sagenhaften Nazi-Überfall auf den Passauer Polizeidirketor Alois Mannichl. "500 Spuren führen ins Nichts", vermeldete die Heimatzeitung des engagierten Beamten Ende Februar - und das war die letzte Wasserstandsmeldung aus einem Verfahren, in dem "50 Beamte" der Sonderkommission Lebkuchenmesser seit nunmehr beinahe drei Monaten versuchen, einen 1,90 großen, glatzköpfigen Rechtsradikalen mit bayrischem oder österreichischem Dialekt zu finden, um mit seiner Hilfe die NPD zu verbieten.
Doch von wegen Ruhe! Alois Mannichl selbst, von dem alle dachten, er sei ganz froh, dass die Zeit der peinlichen Schlagzeilen und entwürdigenden Nachfragen vorüber ist, legt nun in der bunten Illustrierten "Stern" wieder auf. Zu hören: Ein Remix aus Bekanntem und neu Reflektiertem feat. Ehefrau Anneliese Mannichl im Backroundchor. Überraschende Offenbarung: Mannichl sieht sich nunmehr nicht mehr als Opfer eines NPD-Mitglieds, sondern als Opfer eines "Wahnsinnigen". "Für mich ist klar, dass er ein Wahnsinniger ist", sagte Mannichl dem "Stern". Dieser vermeldet weiter aus dem Gerspräch, Mannichl habe seine Überzeugung bekräftigt, "dass der Angreifer ein überzeugter Rechter, der aber nicht in einer Organisation sein muss", gewesen sei. Langjährige Fahnder-Enttäuschung spricht dann aus dem Satz: Derartige Einzeltäter seien "am schwierigsten zu ermitteln".
Während die 50-köpfige Sondergruppe noch immer nach DNA-Spuren an den Anfang Januar im Tiefschnee gesammelten Zigarettenkippen und diversen Kleinteilen sucht, ordnet der Polizeidirektor die Ermittlungspannen schon mal medial ein. "Dieser Erfolg war für den Täter wesentlich größer, als wenn er mich getötet hätte. Der muss ja strotzen vor Selbstbewusstsein", mutmaßt er. Ob sich daraus ein neuer Ansatzpunkt für ein Verbot von irgendwas und irgendwem ergibt, steht allerdings noch nicht fest.
Aber der "Stern", ein Organ des bissigen Journalismus, fragt auch gar nicht. Nicht danach, welche von drei kursierenden Tatdarstellungen des Opfers nun zutreffend ist. Nicht danach, wieso an der Tatwaffe erst "keinerlei DNA-Spuren", später aber "zahlreiche Anhaftungen" festgestellt werden konnten. Nicht nach seinem Verhältnis zur einzigen Zeugin, die die Polizei auf die falsche Spur des inzwischen legendären Schlangentattoo-Mannes gesetzt hatte. Und nicht danach, wie lebensgefährlich der "Stich neben das Herz", der vier Wochen später in die Bauchgegend gerutscht war, nun wirklich gewesen sei. Alois Mannichl schürft am Schorf, bringt sich selbst zurück in die Schlagzeilen und beruhigt damit, dass seine Wunde "sehr gut verheilt" sei. Aber nach wie vor müsse "die Angst verarbeitet werden, dass dieser Wahnsinnige irgendwann wiederkommt". So lange jedenfalls, wie die NPD nicht verboten ist.
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