Dienstag, 3. März 2009

Insolvenz ohne Fans


Sie waren der unerwartetste aller DDR-Meister und der Meister der Herzen in Leipzig sowieso, weil sie der kleine Verein waren, der dem großen Staatsklub FC Lokomotive immer wieder mal auf dem Kopf herumtanzte. Die DDR hat Chemie Leipzig überlebt, auch die sportliche Dominanz des vorübergehenden Bundesligisten Lok, der sich da schon VfB nannte, konnte den Mythos Chemie nicht auslöschen.

Das tat der Verein dann selbst. Aus Chemie wurde "Sachsen", aus der traditionellen Spielstätte in Leutzsch wechselte der Verein für viel Geld in das für noch mehr Geld umgebaute Zentralstaion, eine Schüssel, die soviel Klubtradition hat wie eine Einwegflasche. Immerhin langte es dazu, den Stadtrivalen VfB noch einmal zu überflügeln - der blau-weiße VfB ging zum Insolvenzgericht, das grün-weiße Sachsen nahm Kurs auf die zweite Bundesliga.

Dort aber wird der Verein, seit Jahren am Leben gehalten nur von Gnaden des Kinowelt-Gründers Kölmel, nun doch nie mehr hingelangen. Während aus dem VfB wieder die alte Lok schlüpfte, die ohne Geld und Unterstützung in der 11. Liga wieder Fahrt aufnahm, kostete das viele, viele Geld für viele, viele teuere Spieler, das der Vorstand der Sachsen stets schnell auszugeben wusste, den früheren Arbeiterverein jetzt auch die vierte Liga. Zum zweiten Mal in wenigen Jahren hat der Klub, der ehemals noch Wert darauf gelegt hatte, eine Betriebssportgemeinschaft zu sein, heute angekündigt, morgen Insolvenzantrag stellen zu wollen. Das kurzfristige Defizit des Vereins belaufe sich auf knapp 500.000 Euro, hieß es bei einer Pressekonferenz in den edlen Räumlichkeiten des Zentralstadions. Hinzu kämen langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von rund 1,5 Millionen. Fußball, auch in der Provinzliga, ist ein teures Geschäft, wenn es an Geld nicht mangelt.

„Wir wollen unter allen Umständen die laufende Regionalliga-Saison zu Ende spielen, um in der kommenden Saison in der Oberliga starten zu können“, hieß es. Gelingt das nicht, stürzt auch der FC Sachsen bis in die tiefeste Amateurliga. Dort, in der 3. Kreisklasse, wartet schon die vor einiger Zeit vom FC Sachsen abgespaltene BSG Chemie Leipzig, eine Art Wiedergeburt der alten Legende aus Leutzsch, derzeit als Tabellenführer vor TSV Böhlitz-Ehrenberg II und dem SV Grün-Weiß Miltitz II.

Nächster und auf lange Zeit letzter Fußball-Höhepunkt in Leipzig ist nun der Auftritt der deutschen Nationalmannschaft. Die spielt in der Stadt, in der einst der DFB gegründet wurde, um die Qualifikation zur nächsten WM. Gegner der spannenden Begegnung vor dem fußballverrückten Leipziger Publikum ist bezeichnenderweise Liechtenstein.

2 Kommentare:

  1. Lok startete übrigens auch in 11. Liga ... und stig erst in der 2. Saison in die 7.Liga auf

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  2. Nee - Liechtenstein fordert die DFB-Elf heraus. Da treffen dann die Deutschen Profikicker auf ihre Vermögensverwalter...

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