Wäre John Grisham Deutscher. Wäre das Leben ein Buch. Wären Verschwörungen nicht stets nur Theorien. Wäre dies demnächst ein Film: Ein hochrangiger Politiker, nennen wir ihn ruhig einfach mal wieder Adam Hall, kämpft einen einsamen Kampf gegen die Gesetzesinitiative einer Parteifreundin, die nebenbei noch im Kabinett sitzt. Deren Absicht ist es, ihr Land vom Internet abzuklemmen: Seiten sollen gesperrt, Nutzerdaten gespeichert, Zahlungsströme überwacht werden. Und niemand soll wissen, wer was warum sperrt, keiner soll kontrollieren können, niemand die Möglchkeit der Beschwerde haben.
Adam Hall, ein Grisham-Held wie aus dem Bilderbuch, stoppelbärtig, ein Kumpeltyp, macht seiner Ministerin das Leben schwer. Er nennt ihren Kampf gegen Kinderpornografie eine "reine Wahlkampfshow", er warnt im Falle der Verwirklichung der Pläne vor "Zensurverhältnissen ähnlich wie in China". Hall nimmt kein Blatt vor dem Mund und keine parteipolitischen Rücksichten. "Unausgegorener Mist" sei das ganze Vorhaben für ihn. Er sei grundsätzlich gegen eine Ausweitung der Befugnisse der Bundespolizei und gegen Netzsperrungen aller Art.
Zugegebenermaßen ist das Drehbuch nicht sehr originell. Aber Grisham ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Es kommt also, wie es kommen muss. Eines Tages stehen Kriminalbeamte vor der Tür, die Büros und dei Wohnung des Politikers durchsuchen wollen. Der Verdacht ist ebenso ungeheuerlich wie naheliegend: Der Abgeordnete soll selbst Bilddateien mit kinderpornografischem Inhalt besitzen.
Adam Hall ist verblüfft. Er könne den Verdacht nicht nachvollziehen, sagt er, "ich bin unschuldig". Natürlich befasse er sich von Berufs wegen seit Jahren mit der Päderasten-Szene. Wenn auf seinen Computern entsprechendes Bildmaterial gefunden werde, könne das Recherchezwecken gedient haben.
Die führte den Politiker dann laut Drehbuch in eine Kleinstadt weitab vom Regierungssitz. Dort hatte Hall Kontakt zu einem Kinderporno-Dealer, dem er seine E-Mail-Adresse und seine Handynummer gab. Wohl weil er stets aktuell über neueintreffende Ware informiert werden konnte. Oder weil er dumm wie Stroh ist. oder weil wir hier im Kino sind, und die Handlung ja irgendwie vorwärts gehen muss. Jener Dealer wird nun von der Polizei erwischt. Er schweigt erst, redet aber dann. Und packt die Handynummer des Sptzenpolitikers Hall aus. Ihm habe er Bilddateien und so genannte MMS mit Kinderpornografie geschickt. Rund zwei Dutzend Kontakte habe es gegeben, auch eine CD und ein Video mit einschlägigem Inhalt sei übergeben worden.
Schwere Geschütze. Adam Hall wird selbstverständlich noch kämpfen. Eine Pressekonferenz geben. Da wird seine Immunität schon aufgehoben sein. Politische Wegbegleiter werden sich distanzieren, denn es gebe "hinreichende Anhaltspunkte, die eine genauere Untersuchung durch die Ermittlungsbehörden erforderlich machen". In einer sehr stillen, fast schwarz-weißen Einstellung sehen wir Adam Hall sitzen, noch stoppelbärtiger, eine Flasche in der Hand, halbvoll. Und eine Zigarette in der anderen. "Ich bin erledigt", wird er sagen, mit brechender Stimme. Parteifreunde des lebenden Toten lassen derweil schon wissen, dass es sicherlich "Handfestes" gegen Hall vorliege. Unter der Hand wird vier Stunden nach Beginn der Durchsuchungen bezweifelt, "dass Tauss sein Mandat noch länger ausüben werde".
Wäre dies ein Film, träte nun Tom Cruise auf, ein smarter Anwalt, der der Spur der geheimnisvollen CD durch alle Abgründe folgt, dem Kinderpornohändler dann tief in die Augen schaut, sich mit einem alten, desillusionierten Polizisten verbündet und - wir müssen ja auf mindestens 100 Minuten kommen - zwischendurch noch eine blutjunge Praktikantin flachlegt. Ehe er Adam Hall errettet, kurz bevor der sich in seiner Garage mit Autoabgasen selbst richten kann. Es wäre schließlich die überehrgeizige Chefberaterin der garstigen Ministerin gewesen, die hinter allem steckt; die die Fäden zog und den hinderlichen Hall vernichten wollte. Im Film gelänge es ihr nie. Aber wie sang einst die bedeutende deutsche Band Plan B, hier nochmal leise im Abspann zu hören: this is not a movie, this is reality.
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Ihr solltet die Drehbücher wirklich einreichen. :)
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