Manchmal macht die Katholische Kirche kurzen Prozeß mit Nazis. Joseph Goebbels etwa wurde von der Kirche einst ebenso exkommuniziert wie der abtrünnige Priester Richard Williamson. Im Unterschied zu diesem blieb dem Reichspropagandaleiter allerdings bis heute eine Wiederaufnahme in den Schoß unserer heiligen Kirche verwehrt - Goebbels hatte schließlich auch eine Todsünde begangen, als er die - vom Reichswollfabrikanten Günther Quandt - geschiedene Protestantin Magda ehelichte.
Sein Chef und Reichskanzler Adolf Hitler blieb lange genug Junggeselle, um dem Zorn des Vatikans zu entgehen. Im Unterschied wiederum zu Williamson wurde der Führer weder zu Lebzeiten noch nach seinem Tode, weder wegen seines Antisemitismus noch wegen des von ihm geplanten und durchgeführten Völkermordes exkommuniziert. Adolf Hitler, der seinem General Gerhard Engel 1941 erklärte "Ich bin nach wie vor Katholik und werde es immer bleiben", ist bis heute Ehrenbürger der christlichen Gemeinde. Die dankte ihrem prominenten Mitglied über den Tod hinaus: Adolf Kardinal Bertram, Erzbischof von Breslau, ließ die Priester seiner Diözese im Mai 1945 feierliche Requien "im Gedenken an den Führer" halten.
Doch 64 Jahre ändern vieles. Hielten die Apostel Matthäus und Johannes noch ganz selbstverständlich das ganze "Volk" der Juden für Jesusmörder, so glauben zahllose Katholiken heute zwar zweifellos immer noch daran, dass es die Juden waren und nicht die Römer, die den Heiland auf dem Gewissen haben.
Nur öffentlich sagen werden sie es nicht. Doch "Warum darf ein Antisemit nicht katholisch sein?" fragt Eckhard Fuhr in der "Welt" und beweist eindrucksvoll, dass die einfachsten Fragen immer noch die schönsten Antworten bringen. Der Holocaust-Leugner Richard Williamson darf nach Ansicht der protestantischen Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht zurück in den Schoß von Mutter Kirche. In dem der Planer und Durchführer desselben Holocausts seit 120 Jahren wohlbehalten kuschelt.
Der Vatikan ist noch unentschieden. Würde Williamson allerdings Merkel heiraten, die sich zuvor freilich scheiden lassen müsste, fiele die Entscheidung leicht.
Wenn sich die widerwärtigsten und moralisch verkommensten Personen in Talkshows über Moral und Anstand mokieren dürfen und das Publikum dazu klatscht dann sind wir bald wieder soweit.
AntwortenLöschen