Freitag, 12. Dezember 2008

Heiliger Zorn beim Kirchen-Hedgefunds

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meißner, ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der entarteten Kunst, hat nach einem Blick aus dem Fenster jetzt auch eine globale Finanzkrise ausgemacht. Verantwortlich für diese sei, so der die Kirchenfürst, die "Habsucht" von Bankern. Meißner, der zuletzt eine aufsehenerregende Arbeit über den "unauflösbaren Zusammenhang zwischen Kultur und Kult" (Meißner) vorlegte, die zum Schluß kam, dass "dort, wo die Kultur von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, die Kultur entartet", fällt damit seinem Chef, dem aus Bayern stammenden Papst Benedikt XVI., offen in den Rücken. Der hatte klar gemacht, dass er die Finanzkrise auch nicht schön findet. Seiner Ansicht nach aber sei das "System" schuld. Mit dessen Hilfe hatte die Kirche kurz vor Ausbruch der großen Krise noch eine Tonne Gold gekauft, um sich gegen Kursverluste anderer Geldanlagen abzusichern.

Der klerikale Hedgefunds spürt nun „heiligen Zorn“ (Meißner) darauf, "wie Banker mit dem Geld anderer umgegangen" seien. Er habe immer gedacht, Bänker seien "Treuhänder des Kapitals anderer Leute, und dass es bei ihnen in guten Händen ist“. Nun erfahre er erstmals in seinem langen, langen Leben, dass Kurse steigen, aber auch fallen können, und selbst die größten Banken vorher nie wissen, ob sich der Preis einer Aktie oder eines Rohstoffes wirklich so entwickelt, wie sie vorher gedacht haben.

Meißners Enttäuschung ist riesig. Um einen historischen Vergleich nie verlegen, malt der Erzbischof gleich das Dritte Reich an die Wand. Es dürfe nun keine Situation wie in der Weimarer Republik entstehen, verriet er. Damals waren Millionen arbeitslos, das Geld nichts mehr wert und die Radikalen marschierten auf den Straßen. Heute ist es fast schon wieder soweit: Hartz 4 wurde seit Monaten nicht substanziell erhöht, deutsche Touristen in den USA klagen über die schwindende Kaufkraft des Euro und im Fernsehen laufen Sendungen wie "Supernanny", "Big Brother" und "Der Schuldenberater". Meißner weiß, wohin das führt: „Aus einer solchen Situation haben wir einen Kerl wie Hitler bekommen, da müssen wir wirklich wachsam sein“, unterstrich der Kardinal.

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