Theo Zwanziger ist vom Selbstverständnis her Demokrat vom Scheitel bis zu Sohle, von der Handlungsweise her aber natürlich eher ein, und das ist nur eine Meinungsäußerung, mimosenhafter Charakterzwerg. Als unser kleines Blog PPQ dem Chef des mächtigen Deutschen Fußballverbandes vor einigen Monaten ungebeten zwei Zitate vorhielt, in denen der Superfunktionär einmal betonte, dass sein DFB gar nicht für gewalttätige und fremdenfeindliche Fans könne, die sich bei Länderspielen der Nationalmannschaft einfänden, andererseits aber klar machte, dass jeder kleine Fußballverein draußen im Lande unbeschränkt haftbar sei für seine fremdenfeindlichen und gewalttätigen Fans, schickte uns die Anwaltskanzlei des Kämpfers für einen sauberen Fußball und eine weltweit geltende 50+1-Regel umgehend eine strafbewehrte Abmahnung zu.
Danach sollten wir unterlassen, Zwanzigers Aussagen korrekt zu zitieren. Im Fall eines Amateurvereins war der Fußballjurist aus Limburg der Meinung gewesen:"Um es klar zu sagen", "Vereine, die sagen, ich kann ja nichts dafür, wenn da einer schreit, sind die falschen, weil du so das Problem nicht lösen kannst." Zwanziger plädierte für Härte gegen die Verantwortlichen: "Du kannst nicht den Verein reduzieren auf die Sportausübung, sondern ein Verein, der Sport ausübt, ist auch verantwortlich für das Umfeld, insbesondere seine Fans. Und das Auftreten gegenüber diesen Fans, so schwierig das vielleicht auch mal sein mag, ist entscheidend."
In einem ähnlichen Fall, in dem der DFB selbst seine gewalttätigen Fans bei einem Auswärtsspiel in der Slowakei nicht in den Griff bekam, ließ der Vorkämpfer für einen sauberen Sport hingegen flugs wissen: "Wir mussten leider wieder erfahren, dass man solche Ausschreitungen nicht ganz verhindern kann. Wir müssen uns entschuldigen, aber müssen auch immer wieder darauf hinweisen, dass dies keine Fans sind, sondern Menschen, die die Plattform Fußball für ihre Zwecke missbrauchen"
So direkt hineinander möchte Zwanziger seine widersprüchlichen Aussagen natürlich nicht stehen sehen. Deshalb drohte uns seine große Berliner Anwaltskanzlei mit rechtlichen Konsequenzen. Sie selbst war jedoch nicht einmal bereit, zu erklären, ob sie im Dienst des Privatmmannes Zwanziger oder im Auftrag des DFB handelt.
Hauptsache handeln. Das ist offenbar so üblich, sobald Theo Zwanziger öffentlich mit seinen eigenen Maßstäben konfrontiert wird: Derzeit will der DFB-Boss den Journalisten Jens Weinreich vor Gericht zerren, weil der ihn einen Demagogen genannt hat. Das wäre nun nichts Schlimmes, denn in öffentlichen Debatten in Deutschland fällt dieses Wort - siehe Google Timeline oben - stets spätestens nach dem dritten Satz und das immer häufiger. Für Gesine Schwan ist Oskar Lafontaine ein Demagoge, für die deutschen Medien in ihrer Gesamtheit war Jörg Haider einer. Auch Gerhard Schröder wurde schon so genannt. Geschadet hat es ihm, Fans von Stoiber und Seehofer würden sagen leider - nicht.
Allerdings fühlt sich nun ausgerechnet Theo Zwanziger in so illustrer Runde in seiner Ehre angegriffen. Er habe im Duden nachgeschaut und dort die Definition gefunden, dass ein Demagoge Volksverhetzung betreibe. Er fühle sich also nunmehr als Volksverhetzer bezeichnet und fordere deshalb Widerruf und Schadenswidergutmachung.
Ein Spaßvogel, der große alte Mann des deutschen Fußballs, der einst sprach: "Sport ist nicht nur Kommerz, Sport ist auch Wirtschaft". Denn jetzt, wo der Jurist aus Limburg das Wort gelernt hat, ist er selbst sich nicht zu schade, andere der Demagogie zu zeihen: Nach übereinstimmenden Berichten, die die "Zeit" zitiert, hat ausgerechnet Zwanziger bei einer Diskussionsrunde in Gießen vor rund 200 Zuhörern einem Journalisten gesagt, er stelle ihm “demagogische Fragen”.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist das natürlich lange nicht dasselbe, bei Theo Zwanziger gelten ja nicht mal zwei gegenläufige Zitate zum selben Thema als widersprüchlich. Für den Mann, der sich einbildet, das "Sommermärchen" organisiert und den deutschen Fußball wieder zur Weltmacht gemacht zu haben, gilt nach eigener Auffassung anderes Recht als für andere: Einstweilige Verfügungen hat Zwanziger nach einem Bericht von lawblog.de in zwei Instanzen nicht erhalten, obwohl er sogar in die Tüte mit dem Nazivergleich griff und angab, er fühle sich durch die Bezeichnung "Demagoge" Nationalsozialisten gleichgesetzt und dadurch tief gedemütigt.
Aber Theo Zwanziger kommt es auf ein paar Euro Prozesskosten nicht an: PPQ ließ er damals am Ende einer fruchtlosen Diskussion um die Zulässigkeit des Gebrauchs von Originalzitaten aus seinem Mund eine Fantasierechnung zusenden. Vielleicht brauchte der DFB das Geld, weil aus der Fußballvermarktung nicht mehr rauszuholen ist, obwohl "Fußball nicht nur Kommerz, sondern auch Wirtschaft" (Zwanziger) ist. Wir konnten allerdings leider trotzdem nicht helfen.
junge, junge, der ganze dfb benimmt sich ja wie der ddr-sportbund! so, und jetzt verklagt mich wegen vergleichs mit einer diktatorischen institution.
AntwortenLöschenwo bleibt der sturm der entrüstung, der ruf nach "nie wieder"?
AntwortenLöschenEuch kann man verklagen? Geil! Wo kann ich meine Klagen hinschicken?
AntwortenLöschenwenn du das nicht mal rausfinden kannst, freuen wir uns schon auf deine post
AntwortenLöschenWie viel sollte denn laut Fantasierechnung bezahlt werden?
AntwortenLöschenWeiter so!
*Neugierausleb*: Was ist aus der Fantasierechnung geworden? Hat die wer über dem Bett hängen? Die ist ja wohl nicht bezahlt worden, oder?
AntwortenLöschenAnsonsten: Die Nummer mit den Zitaten - grandios!
Herr Zwanziger ist kein Limburger, sondern aus Diez. Das liegt zwar direkt neben Limburg, ist aber sogar ein anderes Bundesland.
AntwortenLöschenaber man darf ihn nicht Diezer nennen, glaube ich. vielleicht kann er den fußballer ähnlichen namnes nicht leiden? wir wollen keinen ärger und nennen ihn deshlab limbrger wie den käse, denn so wird er überall genannt. muss die offizielle bezeichnung sein. so wie bei becker "der leimener"
AntwortenLöschendie rechnung? über 651 euro? nun, wir sitzen ja hier in der nähe von la. wir haben sie unserem anwalt gefaxt. er hat gelacht.