"Wir müssen die Demokratie wieder in vernetzte basisdemokratische Zusammenhänge zurückführen", sagt Günter Wallraff. Peter Sodann, in blauem Hemd und brauner Anzugjacke, am Arm eine "Glashütte"-Uhr für 11.000 Euro, blökt erfeut: "Aber der Kapitalismus scheitert doch auch!"
Dass der Sozialismus pleite gegangen sei, bedeute ja nicht, dass er für alle Zeiten verschwunden wäre. Dazu müsse nur ein neuer Weg herbei, einer, den er jetzt auch nicht weiß. Aber damals in der DDR, da seien ja eben, wohl wie in Bulgarien, der Sowjetunon, Rumänien und Polen, nur Leute am Ruder gewesen, die es nicht konnten!
Das nächste Mal wird alles besser. Sandra Maischberger blendet Auszüge aus der DDR-Verfassung ein, einem Märchenbuch, das nicht mal jemand ernst genommen hat, als es dazugehörige Land noch gab. Aber das hier ist Das Erste, da geht es nicht um Wirklichkeit, sondern um Unterhaltung auf höchstem Niveau. "Kinder aus unteren Schichten haben sehr viel weniger Chancen, gute Jobs zu bekommen", sagt die Gastgeberin nachdenklich und streicht sich über ihr 2000-Euro-Kostüm. Wallraff echot: "Armut vererbt sich über Generationen." Heiner Geißler hat noch ein paar Zahlen im Resthirn gefunden: 12 Millionen sind irgendwie arm, oder vier, jedenfalls sagt die OECD das. Geißler trägt Maßanzug und er rudert immer nur mit dem rechten Arm, so dass man die Marke seiner teuren Uhr nicht erkennen kann.
Hier wird alles schlechter, seit Anfang der 80er schon. Damals standen sie in Rheinhausen im Ausstand, die Montanindustrie brach zusammen. Ein Paradies offenbar, an das Geißler gern zurückdenkt. Wallraff assistiert und ruft noch mal Armut. Auch der Enthüller, der Hans Esser war, zeigt schon Zeichen von fortgeschrittener Verluderung: Sein Gebiß macht beim Sprechen zischende Geräusche. Könnte aber auch Teil einer neuen Verkleidung sein.
In der DDR, da waren wenigstens alle arm und alle Gebisse klangen so, zumindest, wenn sie nicht bei Karat oder den Puhdys spielten oder Peter Sodann hießen und ein eigenes Theater hatten. Wallraff zieht die Stirne kraus: "In einem der reichsten Länder der Welt hungern bereits Kinder", klagt er an, "das wird die Demokratie nicht aushalten." Chancengleichheit, orgelt Peter Sodann, der wohl schon nicht mehr richtig folgen kann. Wallraff zischelt "Schurken" und meint alle Manager, außer Georg Kofler, der neben ihm sitzt und noch nicht gemerkt hat, dass es sinnlos ist, mit Gläubigen zu diskutieren, weil Glaube stärker ist als jedes Wissen.
Arnulf Baring, der zwischendurch einmal gerufen hat, er verstehe gar nicht, wo er hier gelandet sei, das sei ja alles total idiotisch, schweigt inzwischen still. Völlig klar. Es ist ein Magic Bus, unterwegs in eine Parallelwelt. Gebührenfernsehen. Nach Sendeschluß gibt es Rotwein und Bier für alle, bis zum Abwinken. Und 500 Euro Aufwandsentschädigung. Dann fährt ein gebührenfinanziertes Auto Peter Sodann, den künftigen Präsidenten der Räterepublik Deutschland, in sein Vier-Sterne-Hotel. Morgen mit dem Flieger zurück nach Leipzig. Dann Taxi nach Hause. Es ist echt fast nicht mehr möglich, hier menschenwürdig zu leben.
da rettet man sich doch lieber selbst, als gerettet zu werden ...
AntwortenLöschen...In der DDR, da waren wenigstens alle arm und alle Gebisse klangen so....
AntwortenLöschenSolchen Mist kann nur einer schreiben der keine Ahnung von nichts hat!
Die Zahnärtze waren sehr gut ausgebildete Leute die ihre Arbeit, ohne auf die Kostenliste und Gewinnspannen zu schielen,machten!
Wenn ich da heute manche Zahnärtze sehe und ihre "Arbeit" da komt einen das grusseln!
@ anonym: IRONIE!!! das nennt sich IRONIE!!! es waren da ja nicht alle arm und nicht mal gleich reich. und wir hatten damals doch selber gebisse, gut gepflegt vom kindergarten an. mit putzi.
AntwortenLöschenallerdings ist dir sicher bekannt, dass kassenpatienten in der ddr von ihren zahnärzten, die zwar gut ausgebildet waren, aber nicht das beste material hatten, traditionell aufgefordert wurden, sich doch haftcreme, füllmaterial oder kleber für verblendungen aus dem westen zu besorgen.
ja? weisst du? dann weisst du auch, dass arbeiten, die etwas mehr einsatz erforderten, nach feierabend in der eigenen kellerpraxis erledigt wurden. wenn man jemanden kannte, der einen zahnarzt kannte, der sowas machte. ansonsten: amalgam rein und fertig.