Sonntag, 23. November 2008
Es wird Tag im Irak
Freilich, seit die Finanzkrise, die unter Stalin, Mao und Ulbricht niemals hätte passieren können, jeden Tag beweist, dass der Kapitalismus nicht in der Lage ist, die Menschheit am Leben zu halten, ist der Irakkrieg medial nicht mehr so das Thema. Von Bush angezettelt, klar. Mit Lügen begründet. Schweineteuer. Und am Ende verloren. Ein Vietnam mehr, so steht es fest für alle Zeiten: Die USA kann Freiheit und Demokratie nicht mit dem Panzer liefern, das ist die Lehre, die Deutschland stellvertretend für die Welt gezogen hat. Diktatoren und Massenmörder müssen Amerika künftig allenfalls fürchten wie Piraten vor Somalia die mit Strafzetteln bewaffneten Paddelboote der deutschen Bundesmarine, die selbst das Schiffshorn nur tröten lassen dürfen, wenn vorher die Uno-Vollversammlung und das deutsche Parlament zugestimmt haben.
Aktuelle gibt er ja auch nicht mehr so viel her, der Irakkrieg, von dem sich imemr hämisch sagen ließ, Bush habe ihn schon als gewonnen gemeldet. Wo er doch für jeden sichtbar verloren und deshalb als Thema omnipräsent war.
Nun ist er fort aus den Schlagzeilen, den Tagesschauen, die die Todesopfer zählten und jeden Selbstmordanschlag eilfertig mit frischen Bildern in die deutschen Wohnzimmer lieferten. Das fällt schwer, immer mehr, weil von Vietnam keine Spur mehr ist im Zweistromland: Nach fünf Jahren Krieg ist die Zahl der Bombenanschläge auf den tiefsten Stand seit 2003 gefallen, die zivilen Todesopfer ist so gering wie nie zuvor, die Zahl der getöteten oder verletzten US-Soldaten ebenso. Der Irak hat nicht die Art deutschen Frieden, die den Menschen Zeit lässt, über Erderwärmung, Andrea Ypsilanti und die Fernsehkritik von Marcel Reich-Ranizki zu diskutieren. Aber er hat auch keinen Krieg mehr. Der Irak ist noch lange keine Demokratie, deren Innenminister das Grundgesetz zu ändern vorschlägt, sobald er mit einem Gesetzesvorhaben scheitert. Aber er ist auch keine Diktatur mehr, deren erratischer Alleinherrscher die ganze Welt in Geiselhaft hält.
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