Samstag, 8. November 2008

Ein Fall für Kramer

Stephan Kramer, Genralsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat richtig große Probleme. In vielen Mitgliedsgemeinden des ZdJ wird das Geld seit Jahren wie mit Baggern in den Ofen geschippt, zerstritten sind nicht nur aus Rußland zugewanderte und deutsche Juden, sondern auch die Angehörigen der orthodoxen Gemeinden und die der eher liberalen. Gestritten wird meist ums liebe Geld, dass die einen bekommen und die anderen gern hätten, seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigen sich Gerichte mit der Verteilung der Staatsmoneten, mit der Aufteilung der Zuweisungen und der Prüfung von Mitgliederlisten der Gemeinden, die sich gegenseitig vorwerfen, Karteileichen zu führen, Nicht-Juden mitzuzählen und bei den Orthodoxen gar nicht ausgetretene Gemeindemitglieder als liberale Gemeindemitglieder einzugemende. Und umgekehrt.

Stephan Kramer könnte zu alldem etwas sagen. Er könnte kritisieren, wie sehr der Ruf der Jüdischen Gemeinden unter Gezänk und Kleinkrieg leidet, er könnte darauf dringen, korrupte Gemeindechefs abzulösen und eine Aussöhnung zwischen den feindlichen Lagern auf den Weg zu bringen.

Allerdings ist es viel einfacher, etwa über den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff empört zu sein, dem in einer mitternächtlichen Sendung mit dem kokaingestählten Moderator Michel Friedman der Satz entschlüpft war, man dürfte gegen Manager keine Pogromstimmung schüren.

Pogromstimmung. Das ist das, was Katholiken seit dem Mittelalter immermal gegen Juden zelebriert haben. Das, was nach einem Bericht des "tagesanzeigers" in Indien "gegen die christliche Minderheit" herrscht. Und das, was nach Aussage Berliner Jesuitenpater Klaus Mertes viele christliche Gruppierungen derzeit "in Russland" erleiden.


Stephan Kramer weiß, wann es sich lohnt, empört und verletzt aufzuschreiben. Nicht bei verfolgten Indern. Nicht bei einem Jesuitenpater, der unzulässige Vergleiche bemüht. Erst und nur bei Christian Wulff warnt der Mann erbarmungslos: Eine Entschuldigung des Niedersachsen hat Kramer ausgechlagen. Damit sei die Sache noch keineswegs erledigt, ließ der frühere Assistent von Ignaz Bubis wissen. Zugleich ließ der 40-Jährige wissen, dass die Bundestagsresolution gegen Antisemitismus, die am Freitag ohne die Abgeordneten der PDS verabschiedet wurde, wegen der "Ausgrenzung der Linken durch die Union einen bitteren Beigeschmack" hinterlasse.

Stephan Kramer hätte es lieber gesehen, wenn auch die Linke-Abgeordnete Ulla Jelpke hätte mitmachen dürfen. Zumindest jedenfalls, so lange Jelpke nicht wirklich mitmachen darf. Die Linke ist bekennender Fan des Hisbollah-Anführers Nasrallah und Unterstützer der antisemitischen Hamas-Bewegung, die in ihrer Charta schreibt: „Die Stunde des Gerichtes wird nicht kommen, bevor Muslime nicht die Juden bekämpfen und töten, so dass sich die Juden hinter Bäumen und Steinen verstecken und jeder Baum und Stein wird sagen: 'Oh Muslim, oh Diener Allahs, ein Jude ist hinter mir, komm und töte ihn!'“

Ein Fall für Kramer: Stimmt sie nicht mit ab, ist das "Ausgrenzung, die einen bitteren Beigeschmack" hinterlässt. Hätte sie mit abgestimmt, wäre das allerdings auch eine geharnischte Kritik wert gewesen: Antisemiten, die gegen Antisemitismus heucheln! Wertvolle Hinweise, ohne die Deutschland längst den moralischen Kompaß verloren hätte. Gestern hat der Bundestag die jährlichen Staatszuschüsse für den Zentralrat von drei auf fünf Millionen erhöht.

6 Kommentare:

  1. "in den Ofen"
    eijeijei
    hoppalla, hoppalla
    oh my god

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  2. "Darauf schrieb die „FAZ“ in einem Artikel über die Sendung: „In der von Michel Friedman, einem Juden, moderierten Talkshow auf N24 hatte sich Wulff trotz entsprechender Nachfragen nicht von seiner Wortwahl distanziert.“

    Friedman bezeichnete diesen Satz in einem Gastbeitrag für BILD am SONNTAG als „unentschuldbar“. „Was hat meine Religion mit meiner journalistischen Arbeit zu tun“, kritisierte Friedman."

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  3. du verlangst ganz schön viel von kramer ...

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  4. contenance, genossen, contenance!

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  5. also irgendwie hatte ich meinen zweiten beitrag auch noch kommentiert, natürlich auch die quelle des zitats (bild online)angegeben und kursiv gesetzt das zitat soviel arbeit und ... weg einfach weg

    naja, wenn man nachdenkt, gehts auch so mit dem vestehen, was ich genau kommentierte, habe ich nämlich vergessen

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  6. was ist weg? wohin isses? dieses ganze internetzeug setzt sich nicht durch, niemals. zu anfällig

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