Montag, 1. September 2008

ARD: Die Kunst des Weglassens

Dass die Russen derzeit hinter allem Bösen stecken müssen, ist keine Erwähnung wert. Angesichts innerpoltischer Lähmung brauchen alle Seiten außenpolitische Erfolge, Klima zieht nicht mehr, also Kalter Krieg. Die öffentlich-rechtliche ARD hat die Geschütze in Stellung gebracht, um den georgischen Abenteuerer Saakaschwili als argloses Opfer "russischer Großmachtträume" (Zeit) zu verkaufen.

Die "linke Netzwerk"-Seite 0815-Info hat ein schönes Beispiel ausgemacht, wie die Staatsfunker im Ersten durch Weglassen manipulieren: Auf ihrer Webseite veröffentlichte die ARD
ein Interview mit dem russischen Ministerpräsidenten Putin
- ohne den geringsten Hinweis darauf, dass dieses Interview nur in Teilen wiedergegeben wird.

Im Gegenteil überschreibt die ARD dieses gekürzte Interview mit den Worten: „Neun Minuten Interview mit Wladimir Putin im Wortlaut“. Damit wird das Interview, das eigentlich 20 Minuten dauerte, nicht nur verfälscht dargestellt, nein, man verhindert so, das deutliche Aussagen Putins der Bevölkerung hierzulande vorenthalten werden, weil sie nicht ins Bild passen, das die neoliberale Einheitspresse derzeit vom Kaukasus-Konflikt zeichnen möchte.

Beispiel gefällig:
Auf die Frage, warum er (Putin, A.d.R.) sein Land mit Gewalt in diese Situation getrieben hätte, lässt die ARD Putin antworten: „Ich bin überzeugt, dass das Ansehen eines jeden Landes, das im Stande ist, das Leben und die Würde der Bürger zu verteidigen, eines Landes, das eine unabhängige Außenpolitik betreiben kann, dass das Ansehen eines solchen Landes mittel- oder langfristig steigen wird.“

Was die ARD weggelassen hat, war der kurze Disput mit Thomas Roth vor dieser Antwort, der in der kompletten Übesetzung steht:

Wladimir Putin: Was meinen Sie, wer hat den Krieg begonnen?
Thomas Roth: Der letzte Auslöser war der georgische Angriff auf Zchinwali.
Wladimir Putin: [Ich] Danke Ihnen für diese Antwort. So ist es auch, das ist die Wahrheit. Wir werden dieses Thema später ausführlicher erörtern. Ich möchte nur anmerken, dass wir diese Situation nicht herbeigeführt haben.

Erst jetzt fährt Putin fort: „Ich bin überzeugt, dass das Ansehen … usw.“ Die ARD schneidet also genau den Satz aus dem Interview, in dem der Ministerpräsident Russlands klarstellt, dass nicht Russland es war, das diesen Krieg angefangen hat, sondern Georgien. Im Dienst der guten Sache, die hier Volkserzeihung heißt, blüht die Kunst des Weglassens. Zensur? Neineinnein, die findet ja hierzulande nicht statt.

7 Kommentare:

  1. Das ist heftig. Dass die das so frech manipulieren.

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  2. Ihr beklagt "neoliberale Einheitspresse"?? Was denn jetzt? Und Olaf61, bitte bitte sei doch einfach mal ... ruhig!

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  3. und bitte, olaf61, halte dich auf keinen fall an anonyme hinweise :-)

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  4. Anonym geht gar nicht. Die Genossen müssen sich schon vorstellen.

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  5. eine umfassende Darstellung auch auf http://www.spiegelfechter.com/wordpress/392/das-interview

    ps. das erwähnte tagesschaublog ist übrigens down^^

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  6. wir kennen in solchen momenten nicht rinks und nicht lechts! nur die wahrheit zählt. und wenn das linke einheitsnetz sie ausspricht, bitte, immer gern. wir sind doch im herzen, ganz tief drin, auch linke, irgendwie

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  7. wenn ich nur an das friedensvideo fünf zentimerter tiefer denke! so links ist nicht mal die junge welt

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