Mittwoch, 20. August 2008
Weniger ist auch mehr
Seht ihr, Kinder, so wird das gemacht. Im April diesen Jahres war sich Familienministerim Ursula von der Leyen noch ganz sicher. "Ich bin davon überzeugt, dass die Geburtenrate für 2007 deutlich über 1,4 gestiegen ist", verkündete die langhaarige Politikerin nur zwei Monate, nachdem ihr Ministerium bestätigt hatte, dass die Rate 2007 "deutlich über 1,4 Kindern pro Frau" gelegen haben soll. Das gab nochmal eine schön optimistische Schlagzeile, schließlich würe das deutsche Volk nunmehr etwas langsamer aussterben als bis dahin gedacht.
Doch vom "höchsten Wert seit der Wiedervereinigung" (von der Leyen) ist vier Monate später nichts geblieben. Mit 685.000 Geburten im Jahr 2007 wuchs die durchschnittliche Kinderzahl der erwachsenen Frauen nun doch nur auf 1,37 - weit weg von "über 1,4", statt 48.000 Geburten mehr gab es nur magere 12.000.
Aber was macht das? Genau, gar nicht. Nehmen wir eben ein anderes Jahr zum Vergleich, sagt Frau von der Leyen. Dann lässt sich fröhlich freuen: "Höher war diese Rate zuletzt im Jahr 2000, als auf jede Frau im Schnitt 1,38 Kinder kamen."
Der Mißerfolg, der nicht einmal annähernd an die eigenen schon erfüllt geglaubten Prognosen heranreicht, wird so mit zwei Sätzen zum Hoffnungsflämmchen für das grummelige Volk. Unsere Lieblingsagentur dpa hilft da selbstverständlich gern mit: "Besonders stark", kommentiert Deutschlands Staatsagentur amtlich, "nahmen die Geburten bei Frauen im Alter von 33 bis 37 Jahren zu."
"Besonders stark". Als könne sich Deutschland nunmehr gleich gar nicht vor Kindern retten. Nur so gibt das ja Gelegenheit für von der Leyen, die Gründe für den atemberaubenden Gesamtanstieg von überschaubaren 1,75 Prozent zu erläutern: Der Anstieg der Geburten sei ein «Vertrauensvorschuss» auf die Familienpolitik der Regierung. Da sind die beiden wichtigen Worte dann endlich in einem Satz zusammen: Regierung und Vertrauen. Wofür Kinder alles gut sind.
Müssen wir eben alle mehr ranklotzen, damit der Plan erfüllt wird.
AntwortenLöschen