Freitag, 29. August 2008

Das Gleiche ist nicht dasselbe

Die Formulierung lässt an Eindeutigkeit nichts vermissen. "Drei Zivilisten sterben an deutscher Straßensperre" schreibt die um die Wahrheit bemühte Süddeutsche Zeitung zum "Vorfall" (Welt), der in der FAZ ein "Zwischenfall" ist, bei dem "eine Frau und zwei Kinder getötet" und vier weitere Kinder seien verletzt wurden. Sind die Betroffenen an der Straßensperre vor Hitze zusammengebrochen, weil sie ein schwaches Herz hatten oder starben sie vielleicht den schnellen Kindstod? Nein, im Kleingedruckten steht dann doch noch, dass "Soldaten der Bundeswehr und afghanische Sicherheitskräfte auf das Fahrzeug geschossen" haben, in dem sich die Kindergruppe offenbar der Straßensperre näherte. Auf das Fahrzeug, klar. Nicht auf die Insassen. Denn wer würde das?

Amerikaner natürlich. NUr waren die diesmal nicht da, sondern nur afghanische Polizei und deutsche Isaf-Soldaten, die "eindeutige Zeichen" gaben. Dennoch hätten die beiden Fahrzeuge nicht gestoppt, sondern ihre Fahrt fortgesetzt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Sind sie also selber schuld, oder? Daraufhin hätten die Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet. Verschwurbelt und verklausuliert heißt "Drei Zivilisten sterben an deutscher Straßensperre" also: Wäre die Straßensperre von US-Soldaten besetzt gewesen, hätten wir geschrieben "US-Soldaten erschießen zwei Kinder und eine Frau".

Die Aufklärung des Falles, so schwurbelt die einzig amtliche deutsche Nachrichtenagentur weiter staatstragend, werde "zusätzlich erschwert dadurch, dass die geschulten Ermittler, die für solche Fälle in Kundus zuständig sind, in den vergangenen Tagen praktisch rund um die Uhr mit der Untersuchung des Angriffs vom Mittwoch beschäftigt waren, als durch eine Sprengfalle ein deutscher Fallschirmjäger getötet und drei verwundet worden waren." Heißt im Klartext: Ehe nicht der Bundestag den Einsatz verlängert hat, hören wir von der Aufklärung so viel wie von Angela Merkels Versprechen aus dem letzten NOvember, Deutschland werde sich noch stärker als bisher schon beim Aufbau der afghanischen Polizei engagieren: Damals hatte Merkel bei einem medial großartig erfolgreichen Besuch in Spllitterweste und Tarngrün eine Aufstockung der deutschen Abordnung von 45 auf 60 Ausbilder versprochen. Derzeit sind die Deutschen mit 30 Polizisten und sechs zivilen Experten vor Ort vertreten - das sind statt 15 Leute mehr neun weniger.

1 Kommentar:

  1. aber die amis schießen mit absicht, während die deutschen, ähm, also wollte ich sagen, dass deutsche soldaten nicht nach afghanistan wollen, weil es ihnen zu gefährlich ist.

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