Nach und nach wird die ganze Wahrheit darüber öffentlich, wie arm das arme, arme Deutschland wirklich ist. Vor allem steigende Lebensmittelpreise durch den unverfroren genossenen neuen Wohlstand in der Dritten Welt macht es immer mehr Familien schwer, ihren Kindern ein auskömmliches Taschengeld zu zahlen, zu essen oder sich Extrawünsche wie SMS-Versand, polyphone Klingeltöne und einen neuen Flachbildfernseher fürs Schlafzimmer zu leisten.
Wie dramatisch die Lage tatsächlich ist, machen auch die neuen Zahlen zum Spielkonsolenabsatz in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres 2008 deutlich. Danach wurden in Deutschland 1,7 Millionen Spielkonsolen verkauft worden, was einer Steigerung von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Parallel zu den steigenden Verkaufszahlen kletterte der Umsatz im ersten Halbjahr 2008 in Deutschland auf 356 Millionen Euro von zuletzt 268 Millionen Euro. "Der Games-Markt hat die Spitzenwerte des Vorjahres noch einmal übertroffen. Die technisch leistungsfähigen und bestens ausgestatteten Konsolen finden viele neue Anhänger", sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg, der damit ganz nobel über die Tatsache hinweggeht, dass sich somit nur 2,12 Prozent aller Deutschen im ersten Halbjahr eine neue Spielkonsole leisten konnten, während 97,88 Prozent aller hier lebenden Menschen offenbar zu arm waren, einfach mal so bei Sony, Microsoft oder Nintendo zu shoppen.
Damit erreicht die strukturelle Armut einen neuen Gipfel im reichsten Land Kerneuropas - nahezu 98 von 100 Deutschen sind vom technischen Fortschritt auf dem Spielkonsolenmarkt und damit von der Kommunikation über neue Cheats und Spiele ausgeschlossen. Eine digitale Spaltung, die nie zuvor deutlicher zutage trat und dringend ein Eingreifen der Politik erfordert: Familien mit mehreren Kindern, so regen inzwischen engagierte Oppositionspolitiker an, sollten eine so genannte Daddelpauschale auf ihre Steuerzahlungen eingeräumt bekommen, um die jüngsten schnell mit modernster Spieletechnik versorgen zu können. "Es kann nicht sein", hieß es aus dem Rosa-Luxemburg-Haus, "dass nur die reichen Kinder spielen und die armen zugucken müssen."
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