Manche werfen mit dem Schinken nach der Wurst, andere mit dem Geldscheinbündel nach der Pfennigrolle. Etwa zehn Jahre dachte die Führung der bis über beide Ohren verschuldeten Stadt Halle darüber nach, welche Methode die bessere sei, um die in nur 17 Jahren angehäufte Kreditlast von derzeit 247 Millionen zu verringern, unter der Sachsen-Anhalts größte Kommune stöhnt. Als dann Dresden seine Schulden durch den Verkauf der städtischen Wohnungsgesellschaft mit einem Schlag auf Null drückte, schien der Weg gefunden - allerdings wollte in Halle niemand Wohnungen verkaufen, um Geld einzunehmen, sondern alle Wohnungen behalten und dafür Geld bekommen.
Leicht gesagt, schwer zu machen. Die Rekorde bei den Immobilienpreisen sind also längst Geschichte, ehe Halle jetzt endlich entschlossen handelt und mit dicken Geldscheinbündeln nach Pfennigrollen wirft. Das nennt sich Sale-And-Lease-Back und geht so: Eine der beiden städtischen Wohnungsgesellschaften verkauft 2260 Wohnungen an eine Tochtergesellschaft der Nord LB. Dafür kassiert sie runde 80 Millionen Euro. Mit der Hälfte davon werden die Hypotheken abgelöst, die an den verkauften Häusern hängen. Der Rest - etwa 42 Millionen Euro - versickert im löchrigen Stadtsäckel - und das, so die Argumentation, ganz ohne Heuschrecken und böse Hedge Funds, ohne Mieterhöhungen und sonst irgendwelche Änderungen.
Der Stein der Weisen. So wird Geld aus blankem Beton gepresst! Was für ein Geschäft! Welch geniale Kontruktion! Der quadratische Kreis ist erfunden, das runde Viereck, eine Art, etwas zu verkaufen, und es gleichzeitig behalten zu können!
Was stören da ein paar hunderttausend Euro Gebühren, die fällig werden, damit alles bleibt, wie es ist? Und was stört es, dass die städtische Wohnungsgesellschaft in den kommenden 30 Jahren alljährlich die klitzekleine Lease-Back-Rate in Höhe von 5,1 Millionen an die Nord LB wird zahlen müssen? Die zu erwirtschaften das Unternehmen künftig nur etwa den vierfachen Jahresgewinn von 2005 benötigen würde? Um am Ende 153 Millionen Euro für die einmalige Einnahme von 42 Millionen zurückgezahlt zu haben? Also nicht einmal viermal soviel wie die Stadtkasse eingenommen hat?
Große Freude jedenfalls bei der halbstaatlichen Nord LB, die zuletzt Millionen und aber Millionen bei seltsamen Aktiengeschäften und im Zuge der US-Kreditkrise versenkt hatte. Zwar tut das nicht weh, weil der Steuerzahler Verluste aller Art gern und prompt ausgleicht. Aber schöner ist es schon, zu Hause zu spekulieren: Plötzlich versteht man, was in den verträgen steht. Und zur Abwechslung kann man mal andere über den Tisch ziehen, statt selbst gezogen zu werden.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf den grandiosen Kommentar des Ressortleiters Wirtschaft in der hz. Zitat: Die NordLB ist ein seriöses Unternehmen und keine Heuschrecke. Und die Erde eine Scheibe.
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