Gut, dass ARD und ZDF die historische Rede von Barack Obama zeitgleich mit dem ebenfalls gebührenfinanzierten Ereigniskanal Phoenix, n-tv und allerlei anderen Sendern übertragen haben. Wer schnell umschaltete, konnte so hören, wie der Dolmetscher der ARD Obamas Begrüßungsspruch "Thank you, Citizens of Berlin" als "Guten Abend, Berlin" übersetzte, während sein Kollege vom ZDF bei "Danke, Bürger von Berlin" und damit bei der Wahrheit blieb.
Wie beim Papst in Kölle und der letzten Tokio Hotel-Tournee hatte das mediale Vorbereitungsfeuerwerk Partypublikum ohne Zahl auf die "Fanmeile" (n-tv) angelockt. Gäbe es noch Alcopops, wären die in Strömen geflossen. So bleibt die Erkenntnis einer kleinen Rede vor großem Publikum, die alle Themen der Welt konsequent aus der Ferne striff und bei jedem Problem der Menschheit Zusammenarbeit und das Niederreißen von nicht genauer bezeichneten Mauern als Patentrezept ausgab, etwa die: Hitler hätte heute ein Freispiel, denn die Medien würden sich auf ihn stürzen, die Massen würden zu seinen Füßen jubeln und die Kommentatoren sich fasziniert zeigen.
Wofür Obama steht, welche Positionen er abseits seiner redegewandt vorgetragenen Allgemeinplätze von der einen Erde, der Wichtigkeit des Klimas und der Mauernniedereißerei vertritt, das auch nur zu erwähnen hatte angesichts der Bilder jubelnder Massen vor der Siegessäule kein Sender die Kraft, auch Phoenix nicht, der sich mit sieben Stunden Sendezeit beschied.
Aber, wie es der ZDF-Reporter am Ende in einen Satz fasste: "Berlin ist ja nur eine Station der Reise Barack Obamas durch alle Krisengebiete der Welt."
Aber welche Hilfe er für Berlin leisten will, hat er nicht gesagt, ausser, dass die Mauer weg muss.
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