5200 deutsche Schüler wissen nur wenig über die DDR und neigen deshalb dazu, die DDR-Diktatur zu verharmlosen, so das erschreckende Ergebnis einer am Freitag veröffentlichten Studie der Freien Universität Berlin, die Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren in Bayern, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen befragt hatte. Alle Befragten waren nicht in der DDR geboren worden, mehr als die Hälfte der Ostdeutschen und etwa ein Drittel der Westdeutschen glauben deshalb offenbar, sie bräuchten in der DDR keine Diktatur und könnten in Willy Brandt, dem Vorsitzenden der "Arbeiterpartei" SPD (Brandt) einen ostdeutschen Politiker sehen.
Das geht selbstverständlich nicht. Die DDR war nachgewiesenermaßen "Unrechtsstaat" (Helmut Kohl), der seine Bevölkerung "hinter Mauer und Stacheldraht" (Wolfgang Tiefensee) verwahrte, Kinder zum Singen von Arbeiterliedern zwang, Jugendlichen blaue Kunststoffhemden anzog, die ihre Träger schrecklich transpirieren ließen und Jungerwachsene zum "Dienst an der Waffe" heranzog.
Unterdrückung, die zu Liebe, nicht zu Hass führt. Ganz im Sinne der Thesen des Sexualforschers Wilhelm Reich scheinen gerade die in der DDR aufgewachsenen Eltern der Kinder von heute ihrem Nachwuchs einzureden, dass alles nicht so schlimm war. Unter den befragten ostdeutschen Kindern haben so nur etwa 40 Prozent ein überwiegend negatives Gesamtbild vom Arbeiter- und Bauernstaat.
"Wissen schützt vor Verklärung oder Verharmlosung", sagt Klaus Schroeder vom Forschungsverbund SED-Staat, der ausgerechnet bei Schülern in Bayern ein vergleichsweise gutes, sprich lehrplankonformes Wissen über die DDR vorfand. 21 Prozent der Schüler glauben hier, Erich Honecker habe Reißzähne besessen, Walter Ulbricht eine Mauer aus Menschenleibern errichtet und der Stahl für den Stacheldraht an der Westgrenze der DDR sei aus Sibirien, nicht aus dem Saarland importiert worden. Das sei ein "hohes oder sehr hohes Wissen", lobt Schroeder. Brandenburger Gymnasiasten wüssten wahrscheinlich wegen der dauernden positiven Einflüsterungen ihrer Eltern weniger über die DDR als bayerische Hauptschüler.
Doch bleibt viel zu tun. Auch in Bayern höben Schüler niedrige Mietpreise und sichere Arbeitsplätze als soziale Errungenschaften der DDR hervor, statt niedrige Löhne, die Sechs-Tage-Arbeitswoche, FDGB-Ferienplätze und die unzureichende Versorgung mit hochklassigen Sportschuhen, Markenjeans und Tonbandkassetten zu kritisieren.
Auch in Brandenburg wussten lediglich 17 Prozent der Schüler, dass es in der DDR die Todesstrafe gab, noch weniger ist bekannt, dass die Todesstrafe in der Bundesrepublik bereits mit deren Gründung 1949 abgeschafft wurde, um die Hinrichtung verurteilter Kriegsverbrecher zu verhindern. Durchgeführt wurde sie im Westen dennoch:Am 7. Juni 1951 wurden in der Justizvollzugsanstalt Landsberg noch sieben deutsche Kriegsverbrecher erhängt.
Kein Beinbruch, denn wenn Bundeskanzler Willy Brandt für jeden vierten Schüler bereits vier Jahrzehnte nach seinem Amtsantritt ein DDR-Politiker ist, bestehen gute Chancen, dass Egon Krenz bald als Vater des Wirtschaftswunders gelobt wird. Über manche Nebensächlichkeit ist die Geschichte schon heute locker drüber: Die meisten Schüler haben keine Ahnung, wer 1961 die Mauer errichtet hat.
Viele tippten auf die Bundesrepublik oder die Alliierten.
Das geht selbstverständlich nicht. Die DDR war nachgewiesenermaßen "Unrechtsstaat" (Helmut Kohl), der seine Bevölkerung "hinter Mauer und Stacheldraht" (Wolfgang Tiefensee) verwahrte, Kinder zum Singen von Arbeiterliedern zwang, Jugendlichen blaue Kunststoffhemden anzog, die ihre Träger schrecklich transpirieren ließen und Jungerwachsene zum "Dienst an der Waffe" heranzog.
Unterdrückung, die zu Liebe, nicht zu Hass führt. Ganz im Sinne der Thesen des Sexualforschers Wilhelm Reich scheinen gerade die in der DDR aufgewachsenen Eltern der Kinder von heute ihrem Nachwuchs einzureden, dass alles nicht so schlimm war. Unter den befragten ostdeutschen Kindern haben so nur etwa 40 Prozent ein überwiegend negatives Gesamtbild vom Arbeiter- und Bauernstaat.
"Wissen schützt vor Verklärung oder Verharmlosung", sagt Klaus Schroeder vom Forschungsverbund SED-Staat, der ausgerechnet bei Schülern in Bayern ein vergleichsweise gutes, sprich lehrplankonformes Wissen über die DDR vorfand. 21 Prozent der Schüler glauben hier, Erich Honecker habe Reißzähne besessen, Walter Ulbricht eine Mauer aus Menschenleibern errichtet und der Stahl für den Stacheldraht an der Westgrenze der DDR sei aus Sibirien, nicht aus dem Saarland importiert worden. Das sei ein "hohes oder sehr hohes Wissen", lobt Schroeder. Brandenburger Gymnasiasten wüssten wahrscheinlich wegen der dauernden positiven Einflüsterungen ihrer Eltern weniger über die DDR als bayerische Hauptschüler.
Doch bleibt viel zu tun. Auch in Bayern höben Schüler niedrige Mietpreise und sichere Arbeitsplätze als soziale Errungenschaften der DDR hervor, statt niedrige Löhne, die Sechs-Tage-Arbeitswoche, FDGB-Ferienplätze und die unzureichende Versorgung mit hochklassigen Sportschuhen, Markenjeans und Tonbandkassetten zu kritisieren.
Auch in Brandenburg wussten lediglich 17 Prozent der Schüler, dass es in der DDR die Todesstrafe gab, noch weniger ist bekannt, dass die Todesstrafe in der Bundesrepublik bereits mit deren Gründung 1949 abgeschafft wurde, um die Hinrichtung verurteilter Kriegsverbrecher zu verhindern. Durchgeführt wurde sie im Westen dennoch:Am 7. Juni 1951 wurden in der Justizvollzugsanstalt Landsberg noch sieben deutsche Kriegsverbrecher erhängt.
Kein Beinbruch, denn wenn Bundeskanzler Willy Brandt für jeden vierten Schüler bereits vier Jahrzehnte nach seinem Amtsantritt ein DDR-Politiker ist, bestehen gute Chancen, dass Egon Krenz bald als Vater des Wirtschaftswunders gelobt wird. Über manche Nebensächlichkeit ist die Geschichte schon heute locker drüber: Die meisten Schüler haben keine Ahnung, wer 1961 die Mauer errichtet hat.
Viele tippten auf die Bundesrepublik oder die Alliierten.
in hessen steht die todestrafe noch heute in der verfassung ...
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