Es war nur eine Frage der Zeit, wann neue amtliche Zahlen zum Untergang der Menschheit kommen. Heute nun ist es soweit: Unter Berufung auf T. Boone Pickens, Chef des mehr als vier Milliarden US-Dollar schweren BP-Capital-Hedgefonds, wird das Ende der Zukunft ausgerufen. "Der Peak Oil ist erreicht", warnt Pickens - Peak Oil bedeutet, ab jetzt geht es mit der Förderung von Erdöl nach unten, niemals mehr wird mehr Öl gefördert werden als vor dem Tag des "Peak Oil", also gestern.
Was es für die Preise bedeutet, wenn das Angebot sinkt, während die Nachfrage steigt, und als Gegenmaßnahme nur ein Verbot von Glühbirnen zur Verfügung steht, liegt auf der Hand: Mediales Heulen und Zähneklappern steht an, Oma wird sich mit Badeöl bevorraten und Vater noch einen Kanister Benzin in die Garage stellen, für alle Fälle.
Dort kann der Sprit dann in aller Ruhe verdunsten, denn Pickens "Peak Oil"-Alarm ist beileibe nicht der erste. Schon vor 35 Jahren, als die USA den Höhepunkt ihrer eigenen Ölförderung erreicht hatten, machte die Parole vom Niedergang der Fördeung die Runde. Colin J. Campbell von der Association for the Study of Peak Oil and Gas ließ damals wissen, 1989 sei der Höhepunkt erreicht. Weil die Wirklichkeit nicht folgen wollte, hat sich Campell inzwischen umentschieden: Peak Oil 2007, lautet seine gerade aktuelle Prognose, die gewissermaßen in die Vergangenheit reicht.
Seitdem taucht der "Peak Oil" immer wieder auf aus der Puppenkiste der Weltuntergangspropheten. Mal ist es der größte Ölförderer Saudi-Arabien, dessen Felder angeblich zur Neige gehen, mal der Irak, der dauerhaft als Produzent ausfällt, mal ist es Venezuela, dessen verluderte volkseigene Anlagen die Produktionsmenge nicht halten können, mal der Iran, der seine Ölquellen verschlammen lässt.
Sicher sind alle Propheten, dass es abwärts geht. Die Ölproduktion liegt zwar seit Jahren stabil bei um die 80 Millionen Barrel täglich, das aber irritiert niemanden. 2000 war der Peak Oil schon einmal amtlich, unbeirrt davon nahm die Weltölproduktion aber ab 2003 wieder zu. Seitdem trompetet jedes Jahr jemand etwas vom Peak Oil in die Welt, besonders gern, wenn die Preise gerade exorbitant steigen. 2004 war Peak Oil, 2005 gleich dreimal, 2006 natürlich auch, 2007 siehe oben und 2008 kam Pickens zu spät, um noch originell zu sein: Die Energy-Watch-Group verkündete den Peak Oil schon im Mai, im März wurde in Hamburg die "Peak Oil-Resolution" veröffentlicht, im April auf Youtube ein "Oil is running out"-Video.
Gleichzeitig wurde in Malaysia ein "Supergiant Field" entdeckt. Vietnam meldete Ölfeldfunde wie ein Teppich vor der Küste von Nord nach Süd, Myanmar, "das frühere Burma" (Tagesschau), übertrug die Erschließung seiner neuentdeckten Felder mit etwa 3,2 Milliarden Barrel einer chinesischen Firma und vor Brasilien stieß Petrobas auf ein riesiges Feld mit etwa 33 Milliarden Barrel. Vielleicht ist die Zukunft also doch nicht zu Ende. Auf jeden Fall aber bleibt noch Zeit, den Peak Oil immer mal wieder auszurufen.
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