In der vierten Turnierwoche verkrustet manches schon zum Ritual. Deutschland siegt, anschließend wandert die Stadt, vertreten durch die nach Jahren der Auszehrung verbliebene Jugend, rufend und pfeifend die zentrale Einkaufsmeile hinunter zum zentralen Platz, umlagert dort das Denkmal des zentralen Heldenbürgers der Historie und ruft immerzu "Deutschland, Deutschland". Die Polizisten, die zwanzig Jahre zuvor noch entschlossen eingegriffen und die Zusammenrottung aufgelöst hätten, steht dabei und hört auch nicht, dass einer der Feiernden jedem kollektiven "Sieg"-Schrei ein privates "heil" hinterblökt.
Furchterregend ist sie nicht, die Party der One Nation Army, die sich das einheitlich getragende Nationalmannschaftsdress von adidas (69,90 Euro) offenbar trotz wachsender Armut gerade unter Kindern und Jugendlichen irgendwie leisten kann. Der Mann im Bierladen, der immer noch auf hat, wenn die Menge nach dem letzten "So-sehen-Sieger-aus"-Chor rituell nach Hause wankt, umgeben von hupenden Umlandbewohnern, sagt auf die Frage, ob er denn jetzt traurig sei, "nee, warum? Weil ich schwarze Haare habe?" Es folgt eine Lektion in Völkerkunde: "Nicht alle, die schwarze Haare haben, sind Türken!"
Er zum Beispiel ist aus dem Irak. Und "echt ehrlich genervt, dass mich jeder, der hier reinkommt, fragt, ob ich jetzt traurig bin." Ist er nicht. Muss er auch nicht sein. Dreizwei darf man durchaus auch gegen ein schlecht aufgelegtes Deutschland verlieren.
feiern können sie auch nicht wirklich ...
AntwortenLöschen... na endlich mal ein guter Beitrag! Mehr davon!
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