Orientiert am wichtigen Ziel der psychischen Volksgesundheit und der Verhinderung von lebensgefährlicher Spielsucht, schreitet die Lotto-Toto-Gesellschaft in Sachsen-Anhalt weiter einfallsreich voran auf dem Weg, Gesetze als etwas zu behandeln, das grundsätzlich nur für alle anderen gilt, nie aber für einen selbst. Fünf Monate nach Inkrafttreten eines neuen Staatsvertrages, der die Werbung für Glücksspiele aller Art unter Strafe stellt, hat das staatliche Lotto- und Spielsuchtvermeidungsamt deshalb die Namensrechte am Fußball-Pokal des schwarz-rot regierten Bundeslandes erworben, der nunmehr als "Lotto-Pokal" ausgespielt wird.
So groß die Lotto-Werbung auf den Eintrittskarten, so unauffindbar sind die im Glücksspielgesetz zwingend vorgeschriebenen Warnhinweise auf die geheime Spielsuchtgefahr.
Ein Fall für ein Staatsanwalt? Immerhin hatte der auf Veranlassung der dem Anti-Spielsucht-Kampf mangels anderer Probleme besonders verpflichteten Landesregierung zuletzt sogar gegen in Magdeburg gastierende auswärtige Fußballmannschaften ermittelt, weil die Werbung für einen privaten Sportwettenanbieter trugen, was die nichtsahnende Sachsen-Anhalter zweifellos in Massen in fragwürdige Spielbuden getrieben und Haus und Hof gekostet hätte. Dem Bundedsligisten werder Bremen droht wegen der illegalen Anzugsordnung seiner Spieler beim Auftritt in magdeburg eine Ordnungsstrafe - Bremen hatte Werbung für einen Wettanbieter auf den Trikotbrüsten gezeigt, der in Sachsen-Anhalt als illegal gilt.
Doch diesmal sieht das Auge des Gesetzes großzügig weg. Vielleicht aber nur, weil der Pokal aus Angst vor Ausschreitungen verfeindeter Fans ohnehin als Geheimsache behandelt wird. Karten gibt es nur stundenweise und nur an zwei Kassenhäuschen im ganzen Land. Zum Spiel schließlich wird kaum jemand pünktlich finden können: Fußballverband und Lottogesellschaft geben die Anstoßzeit auf den Eintrittskarten vorsichtshalber gar nicht an. Läuft der Vorverkauf zu gut, kann das Finale einfach vom Abend auf den Vormittag verlegt werden.
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