Sonntag, 11. Mai 2008

Leibchen statt Leiden

Es passt hierher, dass der große Wurf nur in keiner Münze auszahlt. Zum ersten Mal seit Jahren spielt der traditionsreiche Hallesche Fußballklub, in seinen großen Tagen Europapokalteilnehmer und Bundesligist, im dunklen Keller der vierten Liga souverän auf. Und zum ersten Mal wird der erste Platz, der sonst zum Aufstieg berechtigt, nur den Klassenerhalt bedeuten: Mit dem Ende der Saison werden die Fußballligen neu gemischt, wer heuer Meister wird in Liga vier, erwirbt das Recht, auch künftig in Liga vier zu spielen. Statt, wie in jedem anderen Jahr zuvor, in Liga 3 aufzurücken.

Dem Jubel der 2.000 Getreuen im maroden Kurt-Wabbel-Stadion tut das in diesen Frühlingstagen keinen Abbruch. Ungläubig bestaunen die leidgeprüften Anhänger den seit Wochen anhaltenden Siegeszug ihrer Mannschaft. Inzwischen spielt die Elf des Trainer-Neulings Sven Köhler vereinshistorisch gesehen im Niemandsland: Keine andere Truppe in Rot-Weiß lieferte je eine längere Ungeschlagen-Serie. Auch der Landesnachbar Halberstadt, in der Vergangenheit eher Angst- als Lieblingsgegner, hätte so eigentlich nicht anreisen müssen. Nach drei Minuten liegt die aus Überbeständen des in Halle verabscheuten FC Landeshauptstadt Magdeburg gebildete Gastmannschaft nach einem Hammerfreistoß von Torsten Görke 0:1 zurück.

Zwar gelingt den Gästen anschließend der Ausgleich und der HFC scheint minutenlang in die alte Angewohnheit zurückzufallen, sicher geglaubte Siege zu verschenken. Doch sofort nach Wiederanpfiff besinnen sich die Rot-Weißen. Immer noch wirken alle Aktionen ein wenig betulich und ganz so, als hätten die Männer auf dem Platz eigentlich schon das anstehende Finale um den Landespokal im Kopf, in dem es gegen die hier fröhlich als "Bauern-Truppe" verspottete des FCM um den Titel "Nummer 1 im Land gehen wird. Doch nach der einzigen gelungenen Aktion des ursprünglich als Mannschaftsführer eingekauften, mittlerweile aber zum Ersatzmann degradierten Shubitidze gelingt Mittelfeldmann Kevin Kittler die erneute Führung - überraschend für alle, die wissen, dass dasselbe Spiel in den zurückliegenden fünf Spielzeiten noch mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit durch einen Gegentreffer in den letzten zehn Minuten verloren worden wäre.

Neuerdings läuft es anders. Die Ersatzspieler des HFC werden hinter dem Tor von einem eigens mit Sonnenbrille und Leibchen ausgestatteten Physiotherapeuten mit wunderbar kompliziert wirkenden Übungen warmgemacht, dass nächstens wohl sogar Jürgen Klinsmann hospitieren kommen wird. Und die Stammbesatzung auf dem Platz drückt ein bisschen weiter und hätte den dritten Treffer auch gemacht. Wenn der kantige Görke den nach einem Handspiel auf der Linie fälligen Elfmeter verwandelt hätte.

Der Mann mit dem Hammer aber kann es nur von weiter weg - seinen Schuß ins Eck erwischt Halberstadts Torwart Kischel. Mit zehn Spielern wehren sich die Vorharzer bis zur letzten Minute vergeblich, die Fans singen derweil schon mal "Ole, Ole, Oberliga ade". Am Ende 2:1, denn ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss.

Unklar ist, wie der auf verbale Unsportlichkeiten in Halle üblicherweise sehr sensibel reagierende Nordostdeutsche Fußballverband mit der von einigen Unbelehrbaren gerufenen Parole "Scheiß FCM" umgehen wird. Stadionverbot? Punktabzug? Haftstrafen? Vereinsauflösung?

1 Kommentar:

  1. das bild welches instructor neumann abgibt alle achtung, wenn das einer sieht, da isser bald weg bei bayern oder hoffenheim
    er hat, glaube ich, sogar PT aufs höschen geklöppelt, welch eine saison...

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